19.02.2010
Auftaktveranstaltung Internet der Dienste
Tag: Donnerstag, 18.2.2010
Zeit: 14.00-18.00 Uhr
Ort: Hasso-Plattner-Institut Potsdam, Hörsaalgebäude
Im Rahmen einer gemeinsamen IT-Strategie luden die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Berlin und das Ministerium für Wirtschaft Brandenburg in Kooperation mit dem Xinnovations e. V. ein zur Auftaktveranstaltung "Internet der Dienste". Zur Teilnahme aufgerufen waren alle Expertinnen und Experten, die sich aktiv mit Ihrem Know-how an den Arbeitgruppen beteiligen wollen.
Hier einige Abtracts zu Vorträgen und Impulsstatements
Komplett hier:
Abghs III S
Internet der Dienste
Prof. Dr. Mathias Weske, Hasso-Plattner-Institut Potsdam
Unter dem Label „Internet der Dienste" gruppieren sich heute viele Methoden und Techniken, die das Ziel verfolgen, innovative Anwendungen durch Zusammenfügen einzelner Dienste zu entwickeln und zu vermarkten. Das Internet der Dienste besitzt jedoch nicht nur technische Komponenten. Verschiedene Disziplinen müssen zusammenarbeiten, um gemeinsam fachliche Aspekte - bis hin zu neuen Geschäftsmodellen - zu erarbeiten und diese technologisch umzusetzen. Dabei spielt die Modellierung von Geschäftsprozessen eine zentrale Rolle, weil durch sie eine gemeinsame Sprache zwischen Business und IT geschaffen wird, mit der die Verständigung der Beteiligten verbessert wird. Der Vortrag schließt mit einer Forschungsmethodik, die die Zusammenarbeit der Beteiligten in den Mittelpunkt rückt.
Cloud Computing, SOA & Co.: Technologien und Anbieter für das Internet der Dienste
Nicole Dufft, Berlecon Research GmbH
Auf der Basis zahlreicher technologischer Entwicklungen der vergangenen Jahre zeichnet sich derzeit die Entwicklung einer neuen Dienstleistungswirtschaft im Internet ab - das so genannte „Internet der Dienste". Zum einen entwickeln sich unter dem Trendbegriff „Cloud Computing" neue Bereitstellungsformen in der IT. Dadurch verändert sich die ITK-Branche zumindest in Teilen vom Produkt- zum Dienstleistungsmarkt und das Internet wird zur Marktplattform für Infrastruktur und Anwendungen.
Zudem bieten die technologischen Entwicklungen die Möglichkeit, neue Dienstleistungsformen im Internet zu entwickeln, dort bereitzustellen und zu bedarfsgerechten Angebotsbündeln zu kombinieren. Neue Serviceplattformen entstehen, über die Dienstleistungen gefunden, genutzt und integriert werden können.
Der Vortrag gibt einen Überblick über die für das „Internet der Dienste" relevanten Technologie- und Markttrends wie SOA, Cloud Computing und Semantic Web. Er gibt zudem einen Ausblick auf eine aktuelle Studie zu den wirtschaftlichen Potenzialen des Internet der Dienste, die Berlecon Research derzeit im Auftrag des BMWi gemeinsam mit dem ZEW, PAC und der International Business School of Service Management durchführt.
Die Berliner BPM-Offensive (BPMB)
Prof. Dr. Jan Mendling, Humboldt-Universität zu Berlin
Die Berliner BPM-Offensive (BPMB) ist eine Initiative von BPM-Interessierten aus Berlin. Die BPMB organisiert Veranstaltungen, auf denen sich BPM-Interessierte aus Forschung und Praxis miteinander persönlich austauschen können. Dabei versteht sich die Berliner BPM-Offensive als unabhängig und neutral gegenüber Herstellern und Dienstleistern. Die Veranstaltungen der Berliner BPM-Offensive sind kostenlos und für alle Interessierten offen. Seit Ende 2008 hat die BPMB mehr als zehn Workshops zu verschiedenen Themen des Prozessmanagements veranstaltet. Damit fördert die BPMB den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.
Ein wichtiges Thema auf einer Vielzahl von BPMB-Veranstaltungen ist das Thema BPMN als Standard für die Prozessmodellierung. Durch den Einsatz einer einheitlichen Sprache sowohl auf technischer als auch auf organisatorische Ebene lässt sich die Identifikation von Diensten und deren Komposition deutlich vereinfachen. Durch die Bündelung einer Reihe von Unternehmen und Hochschulen aus dem Bereich BPM hat die Berliner BPMOffensive bereits zu einem verstärkten Austausch zwischen Forschung und Praxis beigetragen. Die BPMB ist somit eine Plattform zum Netzwerken und zum Anbahnen von neuen Kooperationen.
AG Trust & Security: Internet der Dienste - aber mit Sicherheit
Steffen Heyde, secunet Security Networks AG
Das Outsourcing von IT-Dienstleistungen ist schon seit Jahren etabliert. Dabei wurden meist komplette Rechenzentren (RZ) der Unternehmen von RZ-Betreibern übernommen. Cloud Computing ist eine neue Dimension des Outsourcings. Lediglich dedizierte Dienste bzw. Komponenten werden ausgelagert, die meist über Internet-Anbindungen erreichbar sind.
Doch mit der Nutzung von Diensten im Internet muss das Thema IT-Sicherheit und Datenschutz Hand in Hand gehen. Viele Nutzer greifen auf Cloud-Dienste zurück, da sie für ihr eigenes System keine speziellen Sicherheitssysteme etabliert haben und von den Anbietern einen hohen Sicherheitsstandard erwarten. Die Anbieter der Cloud- Dienstleistungen werben gerade deshalb mit den Schlagworten Sicherheit und Datenschutz.
Aber wie sieht es mit der Umsetzung von Vertraulichkeit, On-Demand-Verfügbarkeit, Authentizität, Verfügbarkeit und Integrität der Daten und Dienste aus? Kann man den Aussagen des Anbieters trauen? Was passiert, wenn Dienste und Daten nicht verfügbar sind? Wie kann man dem Dienstleister nachweisen, dass er die Schuld an einer Löschung oder Weitergabe der Daten trägt?
Das Thema Internet der Dienste ist neu, so dass viele Fragen erst nach und nach beantwortet werden können. Für sich selbst kann jedes Unternehmen jedoch eine Bewertung vornehmen: Welche Dienste und welche Daten können extern betrieben bzw. gespeichert werden? Welche Anbieter sind vertrauenswürdig und ggf. von einer anerkannten Instanz zertifiziert (z.B. ISO27001)? Werden alle notwendigen Regularien und Standard-Prozesse (z. B. ITIL) eingehalten? Wo wird der Dienst betrieben und wo werden die Daten gespeichert? Greifen bei dem Anbieter das deutsche Recht und die deutschen Auflagen für den Datenschutz? Existieren Referenzen? Gibt esErfahrungsberichte über den Anbieter im Internet?
secunet unterstützt Unternehmen und Anbieter bei der Bewertung und bei der Umsetzung der Sicherheit von Cloud-Diensten - sowohl mit Beratungsleistungen, Softwareumsetzungen als auch der Integration einer ganzheitlichen Sicherheit, die den spezifischen Anforderungen entspricht.
Unsere Vision: Sicher und vertraulich über das Internet kommunizieren soll zur Regel werden und nicht die Ausnahme bleiben
Dr. Burckhard Wiegel, Zertificon Solutions GmbH
Immer stärker spüren Bürger und Wirtschaft eine zunehmende Aushöhlung der Privatsphäre und Vertraulichkeit Ihrer elektronischen Kommunikationsbeziehungen. Entsprechende Themen werden zunehmend in Medien und Politik thematisiert. Wirtschaftsspionage, Datenhandel in Sozialen Netzwerken, Mitarbeiterausspähung und allgemeine Netzüberwachung engen die Möglichkeiten des "freien" vertraulichen Kommunizierens - wie über Jahrhunderte gewohnt und bewährt - immer weiter ein.
Gegenmaßnahmen zum Schutz der elektronischen Kommunikation sind technisch komplex und stehen bisher nur größeren Organisationen zu Verfügung, die sich Lösungen und notwendiges Know-how von IT-Security-Experten leisten können. Die bereite Masse von KMU, wirtschaftliche Kleinorganisationen (Rechtsanwälte, Steuerberater, ...) und der einfache Bürger dagegen sind dem Vertraulichkeitsverlust bei ihrer Kommunikation heutei. Allg. hilflos ausgeliefert.
Zertificon sieht aber auf Basis der langjährigen Erfahrung als IT-Security-Unternehmen vielversprechende, technische Möglichkeiten, KMUs, SOHOs und Bürgern einfache und wirtschaftliche Lösungen für eine sichere, elektronische Kommunikation bereitzustellen. Die Grundidee dabei ist, dass diese Lösungen Dienst-basierend sind, und damit die Komplexität der Technik weg vom Nutzer zum dafür technisch und personell ausgerüsteten Dienstbetreiber wandert. Bei Bedarf sicher und vertraulich über das Internet zu kommunizieren, soll zur Regel werden und nicht die Ausnahme bleiben. Die Umsetzung dieser Vision möchten wir vorantreiben.
AG Service Platforms:Von Software Forges zu Service Forges
Dr. Matthias Flügge, Fraunhofer FOKUS - Institut for Open Communication Systems eGovernment
Service-orientierte Konzepte und Technologien haben sich in den vergangenen Jahren vor allem innerhalb von Unternehmen durchgesetzt. Die Entwicklung orgnisationsübergreifender Service-Ökosysteme bleibt hingegen hinter den ursprünglichen Prognosen zurück. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Entwicklung Service-orientierter Systeme ein höchst gemeinschaftlicher Prozess ist, der Akteure mit unterschiedlichsten Rollen und Verantwortlichkeiten einschließt. Diese Akteure entwerfen und verwalten gemeinsam eine Vielzahl von sogenannten Service Assets (Prozessmodelle, Dienstbeschreibungen, Dienstgütevereinbarungen etc.). In organisationsübergreifenden Projekten kann das schnell zu einer Herausforderung werden.
Parallelen und Lösungsansätze finden sich in der Welt der Open Source Software (OSS). Auch OSS-Projekte sind durch eine verteilte, dezentrale und parallele Softwareentwicklung charakterisiert. Die OSS-Community nutzt zu diesem Zweck Webbasierte kollaborative Entwicklungsumgebungen, sogenannte Forges (Beispiel: Sourceforge.com). Heute sind Software Forges zu einem zentralen Kristallisationspunkt für Software-Ökosysteme geworden.
Eine offene Web-basierte Plattform für die gemeinschaftliche Erstellung und Verwaltung von Service Assets - eine „Service Forge" - sucht man bisher noch vergeblich. Im Rahmen des Statements und der Diskussion soll erörtert werden, wie sich Service Forges von „traditionellen" Software Forges unterscheiden und welche Rolle derartige Plattformen im Internet der Dienste spielen.
Internet der Dienste - Entscheidungen für Anbieter und Nachfrager
Dr. Gerrit Tamm, Asperado GmbH
Nach Meinung führender internationaler Marktforschungsunternehmen (z.B. Gartner und Saugatuck) wird dem „Internet der Dienste" (Cloud Computing , SAAS) eine große Zukunft bescheinigt. Durch den Einsatz der Internettechnologien, der W3C-Standards, lassen sich immer mehr Prozessabläufe standardisieren und automatisieren, was Arbeitsabläufe insgesamt unspezifischer macht und damit ihre Auslagerung erleichtert.
Im europäischen, insbesondere im deutschen Markt, nutzen allerdings aktuelle nur wenige Unternehmen (Anbieter und Nachfrager) die Möglichkeiten des Internets der Dienste. Gründe für die festzustellende Zurückhaltung bei der Nutzung von webbasierten Diensten sind oft mit den klassischen Fragestellungen des Outsourcing (Outside resource using) verbunden.
Anbietern fehlt es oft an den notwendigen Strukturen und Methoden, um ihre Leistungsangebote umfassend, transparent und vertrauenswürdig zu beschreiben und zu kommunizieren. Oft werden Bedürfnisse und Forderungen der Kunden z.B.
- Transparente und einfache Geschäftsmodelle u. a. Preismodelle,
- Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz,
- Qualität u.a. Integrationsfähigkeit in bestehende IT-Architekturen,
- W3C-Standards u.a. XML für Datenimport- und -Export,
nicht berücksichtigt.