03.06.2010
IHK Berlin und Handwerkskammer Berlin fordern für die landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes eine gemeinsame Zukunft. Dafür legten die Wirtschaftsvertreter heute ein detailliertes Konzept auf den Tisch. In dem Papier wird der Senat als Eigentümer und Gesellschafter aufgefordert, durch strukturelle Veränderungen den Investitionsstau bei Charité und Vivantes aufzulösen, die hohe internationale Reputation des Gesundheitsstandortes Berlin zu sichern und den Mitarbeitern Sicherheit zu geben.
„Die jahrelange Konzeptlosigkeit des Landes Berlin und das Kurieren an Symptomen hat sich auf beide Unternehmen, die Mitarbeiter und den Wirtschafts- und Gesundheitsstandort Berlin negativ ausgewirkt", kritisierte Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz. Das habe dazu geführt, dass es einen Investitionsstau von mehr als einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2015 geben wird. Damit werde die Substanz der beiden Klinikunternehmen und das internationale Renommee der Berliner Medizinforschung gleichermaßen aufs Spiel gesetzt.
„Die Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Charité und Vivantes ist aus Sicht von IHK und Handwerkskammer nur möglich, wenn aus Konkurrenten Partner werden, die gemeinsam an einem Strang ziehen", sagt IHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer. Dafür bilde eine Management-Holding die beste Grundlage. Sie könnte für Charité und Vivantes ein strategisch steuerndes und operativ lenkendes gemeinsames Dach bilden bzw. der Kooperation beider Unternehmen ein organisationsrechtlich abgesichertes Fundament geben.
Nach Vorstellung von IHK und Handwerkskammer müssen Charité und Vivantes verpflichtet werden, sich gemeinsam wirtschaftlich aufzustellen sowie Budget und Investitionen im Holding-Vorstand einheitlich zu planen. Im Gegensatz zu einer kompletten Fusion könnten aber die Stärken beider Unternehmen erhalten bleiben und vorhandene Strukturen behutsam verändert werden. IHK und Handwerkskammer sehen durch die Zusammenführung ein jährliches Einsparpotential von mindestens 60 Millionen Euro, das gezielt für Investitionen und zum Ausbau von Exzellenz in der Forschung und Krankenversorgung genutzt werden kann.
Über die strukturelle Neuaufstellung hinaus brauche die Auflösung des Investitionsstaus rasche und mutige Investitionsentscheidungen, betonten Schweitzer und Schwarz. Ein Kernelement sei der Ersatz des maroden Bettenhauses auf dem Charité-Campus in Berlin-Mitte durch einen in Public Private Partnership (PPP) zu errichtenden Neubau, in dem künftig die universitäre Spitzenforschung und die Supramaximalversorgung konzentriert werden können. Als Standort präferieren IHK und Handwerkskammer das im Masterplan „Heidestraße" ausgewiesene Gelände nördlich des Hauptbahnhofs. Das neue Klinikhochhaus soll zudem den Grundstein für eine zukunftsträchtige „Medical City" am Hauptbahnhof legen.
Das Konzept kann unter www.ihk-berlin24.de, Dok.-Nr. 62258, abgerufen werden.
Pressemitteilung der IHK Berlin vom 2. Juni 2010 - auch hier zu lesen
Positionspapier: Charité und Vivantes eine Zukunkt geben (PDF, 1531 KB)
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IHK: Kliniken brauchen 1,7 Milliarden Euro
Berliner Morgenpost, 3.6.2010
Wirtschaft fordert Klinik-Holding - Charité und Vivantes sollen fusionieren
Der Tagesspiegel, 3.6.2010
Charité-Neubau mit eigenem Bahnhof - IHK und Handwerkskammer legen Klinik-Konzept vor - Der Umgang des Senats mit Charité und Vivantes stößt bei Vertretern der Wirtschaft auf Unverständnis.
Berliner Zeitung, 3.6.2010
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0603/berlin/0077/index.html
Noch eine Therapie für die Kliniken
taz, 3.6.2010
http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/noch-eine-therapie-fuer-die-kliniken/
Holding soll Charité und Vivantes heilen
Neues Deutschland, 03.06.2010
http://www.neues-deutschland.de/artikel/172233.holding-soll-charite-und-vivantes-heilen.html