Hauptstadt der Open Source-Technologie
08.05.2009
Mit quelloffener Software kommt man in Berlin durch die Kanalisation und auch an eine neue Wohnung
Bei einer Pressefahrt informierte sich Berlins Bürgermeister und
Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Harald Wolf, am 7. Mai
2009 über die vielfältigen Softwarelösungen, die Berliner
IT-Dienstleister aus Open Source Software für ihre Auftraggeber
entwickelt haben. Open Source birgt ein enormes Entwicklungspotenzial
und ist eines der Handlungsfelder innerhalb des Kompetenzfelds
IKT/Medien. Seine Entwicklung wird vom Senat besonders gefördert. Die
TSB Technologieagentur Berlin GmbH ist mit der gezielten
Weiterentwicklung des Bereiches beauftragt.
In Berlin werden mittlerweile jährlich rund 150 Millionen € Umsatz mit
Open Source Software gemacht, was rund 3.000 Vollzeitarbeitsplätzen
entspricht. Allerdings wird an vielen Arbeitsplätzen nicht
ausschließlich mit Open Source Software gearbeitet, so dass tatsächlich
rund 9.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 600 Unternehmen mit
der Technologie beschäftigt sind. Die Aussichten für die weitere
Entwicklung der Branche werden von den Unternehmen optimistisch
eingeschätzt. 80 Prozent sehen eine Umsatzsteigerung voraus, die Hälfte
der Unternehmen schätzt die Steigerung auf über 16 Prozent pro Jahr.
Damit sind die Unternehmen in Berlin optimistischer als im
Bundesdurchschnitt.
Die Zahlen sind einer Potenzialanalyse entnommen, die die TSB
Innovationsagentur im Februar 2009 vorgelegt hat und die
Entwicklungschancen für Open Source in Berlin untersucht. Trotz der
Tatsache, dass 84 Prozent der Open Source Dienstleister ihren
Aktionsradius weit über die Grenzen der Hauptstadtregion hinaus gezogen
und Kundenkreise erschlossen haben, ergibt sich mit dem Zielmarkt des
"Public Sektor" eine besondere Stellung für Berlin: Denn gerade mit den
hier vor Ort ansässigen politischen Vertretungen, Fachhochschulen und
Bibliotheken, den Museen und nicht zuletzt den Verwaltungen von der
Bezirksebene bis hin zu den Bundeseinrichtungen besteht direkt vor der
Haustür ein sehr interessantes Nachfragepotenzial.
Dazu Senator Harald Wolf: "Wir haben das Handlungsfeld Open Source in
die gemeinsame Strategie zur Entwicklung des IT-Standortes aufgenommen.
Open Source wird immer professioneller, erobert mittlerweile
beachtliche Marktanteile und schafft Arbeitsplätze. Besonders
öffentliche Einrichtungen sowie die gesamte Dienstleistungsbranche mit
ihren Anforderungen an eine auf sie zugeschnittene Software entdecken
Open Source Software für sich. Insofern werden die Entwickler und
Anbieter von IT-Dienstleistungen auf Basis von Open Source mit
Strukturmaßnahmen wie der Initiierung von Netzwerken unterstützt. In
diesem Zusammenhang habe ich auch die Schirmherrschaft für die
Fachkonferenz Berlin Open 2009 übernommen. So schärfen wir das Profil
der Stadt als Standort für Open Source in Europa."
Die Fachkonferenz für Open Source, Offenheit und Innovation findet am
22./23. Juni 2009 im Marshall-Haus auf dem Messegelände in Berlin statt
- übrigens direkt im Vorfeld zum LinuxTag, dem bedeutendsten
europäischen Treffpunkt der Open Source Branche.
Wie quelloffene Software in Berlin passgenau weiterentwickelt und auf
die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden zugeschnitten wird, zeigten die
verschiedenen Open Source-Anwendungen, die während der Pressefahrt
präsentiert wurden. Gezeigt wurde das internetbasierte Einkaufsportal
der Berliner Wasserbetriebe sowie eine Software der Firma akquinet
tech@spreeGmbH, die Betrieb und Instandsetzung des Kanal- und
Rohrnetzes unterstützt und heute bereits im Wesentlichen aus Open
Source Technologie basiert.
Auch der Branchenführer Immobilien Scout GmbH betreibt in Berlin das
größte deutsche Immobilienportal zunehmend auf der Basis von Open
Source Software. Bei Betrieb, Wartbarkeit und Sicherheit hat das
Unternehmen so gute Erfahrungen mit dieser Technologie gemacht, dass
die Open Source-Strategie auch auf weitere Geschäftsbereiche
ausgeweitet werden soll.
Im Deutschen Bundestag beruht das gesamte Mailing-System auf einer Open
Source Lösung, die von der Berliner Niederlassung der science +
computing ag betreut wird. Insgesamt wird Open Source Software/Linux
als Betriebssystem für über 80 Prozent der Server im Deutschen
Bundestag genutzt.
Außerdem stellten sich die Software-Entwickler KDAB und neofonie GmbH
vor, die mit ihren innovativen Softwareentwicklungen auf Open Source
Basis von Berlin aus Anwendungen für Kunden weltweit entwickeln. Sie
erläuterten, dass sich durch Open Source der Schwerpunkt der Arbeit auf
die Kreativität verlagert und besonders qualifizierte und damit
hochwertige Arbeitsplätze entstehen. Ganz nach dem Motto: Wir schaffen
Arbeitsplätze und sparen Lizenzkosten!
URL dieser Pressemitteilung:
http://www.idw-online.de/pages/de/news314211