Berlin als Showroom für E-Mobility
04.11.2010
Rede des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, auf
der vierten Berliner Wirtschaftskonferenz am 4. November 2010
Herzlich willkommen zur 4. Berliner Wirtschaftskonferenz im Roten Rathaus.
Wir setzen heute diese wichtige Reihe fort, die sich mit der
ökonomischen Zukunft Berlins beschäftigt und zeigt, wo die Arbeitsplätze
der Zukunft entstehen. Mobilität ist nicht nur das, was Berlin
buchstäblich in Bewegung hält, sondern auch eine der Zukunftsbranchen
schlechthin und eine der Quellen guter Arbeit, die wir brauchen.
Die letzten Jahre haben gezeigt: Um Erfolg zu haben, brauchen wir eine
gute und funktionierende Infrastruktur. Und wir brauchen zuweilen auch
den Mut, große Infrastrukturprojekte zu realisieren.
Die Berlinerinnen und Berliner sind stolz auf ihre neuen großen
Bahnhöfe. Was die Deutsche Bahn hier in den letzten 20 Jahren an
Infrastruktur aufgebaut hat, ist großartig. Damit hat die Bahn wichtige
Impulse für die Entwicklung der Hauptstadt gesetzt. Gleiches werden wir
beim neuen internationalen Flughafen Willy Brandt erleben. Ich bin ganz
sicher: Er wird zu einer Erfolgsstory werden. Denn wer wirtschaftliche
Dynamik und neue, zukunftssichere Arbeitsplätze will, muss große
Projekten mit Mut und Zuversicht angehen. Dafür steht Berlin.
Seit 2007 richten wir mit dieser Reihe der Wirtschaftskonferenzen
gemeinsam den Fokus auf die Stärken und innovativen Potenziale der
Berliner Industrie. Von Jahr zu Jahr wird immer deutlicher: Wir liegen
goldrichtig mit unserer Schwerpunktsetzung auf den technologischen
Kompetenzfeldern. Es zahlt sich aus, dass wir seit Jahren systematisch
die vorhandenen Stärken stärken.
Es geht bergauf. Berlin hat sich nach schweren Jahren des
Strukturwandels ökonomisch neu erfunden. Wir sind besser als viele
andere Städte durch die Krise gekommen. - Ein paar Zahlen zeigen, wo wir
stehen:
- Berlin ist ökonomisch auf der Überholspur. Seit 2005 liegt das
Wachstum des BIP und seit 2004 das Wachstum der Erwerbstätigenzahl über
dem Bundesdurchschnitt.
- Bei der Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
hat Berlin 2009 im Ländervergleich den ersten Platz belegt. Und dieser
Trend setzt sich auch 2010 fort.
- Auch die Berliner Industrie ist wieder auf Wachstumskurs: im zweiten
Quartal 2010 konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,2 %
gesteigert werden (+ 1,3 % im Inland und + 7,3 % im Export). Die
Auftragseingänge lagen im zweiten Quartal sogar um 13,2 % über dem
Vorjahr.
- Interessant ist auch, dass wir uns bei zentralen Industriekennzahlen
mittlerweile sehr stark Hamburg angenähert haben. Der Anteil der
Berliner Industrie an der gesamten Bruttowertschöpfung liegt bei 12,6 %.
Hamburg hat einen Anteil von 13 %.
- Selbst im Dynamikranking der Wirtschaftswoche liegt Berlin nun auf
einem guten 3. Platz und Brandenburg liegt vorn - aufgrund des boomenden
Speckgürtels und der Nähe zu Berlin.
- Beim bundesweiten Städteranking des Hamburgischen
Weltwirtschaftsinstituts Berlin hat Berlin einen großen Schritt nach
vorn gemacht. Im Jahr 2008 noch auf Platz 24, wurde jetzt der 8. Platz
erreicht.
- Dass die erfreuliche Entwicklung der Berliner Wirtschaft auf einer
soliden Grundlage steht, beweist die Ende Oktober veröffentlichte
gemeinsame Herbstumfrage von IHK und HWK: Die Berliner Unternehmen
zeigen sich darin so optimistisch wie seit Jahren nicht mehr. 39 % der
Unternehmen beurteilen ihre Lage als gut, weitere 52 % als befriedigend.
Der Konjunkturklimaindex der Industrie erreichte das Vorkrisenniveau,
der des Handwerks den besten Wert seit 1994. Schon in den letzten Jahren
konnten wir auf unseren Wirtschaftskonferenzen feststellen: Der
Strukturwandel ist geschafft. Oder anders gesagt: Der Boden ist
festgetreten. Jetzt stellen wir die Leitern auf, um noch weiter nach
oben zu kommen.
Schon unsere Vorfahren wussten: Eine erfolgreiche Wirtschaft gibt es
nur, wenn die Infrastruktur funktioniert und sich ständig neuen
Anforderungen anpasst.
Berlin als Industriestadt des 19. und des 20. Jahrhunderts war damals
auch Vorreiter eines modernen Verkehrssystems - von der Erfindung und
Durchsetzung des Elektroantriebs für die Bahn über den Ausbau des
innerstädtischen öffentlichen Verkehrs bis zum Einstieg in den
Luftverkehr.
Heute würden wir sagen: Berlin war seit den Zeiten von Siemens und
Borsig, Carl Benz und Otto Lilienthal Pionierstadt einer neuen Mobilität
und setzte Maßstäbe weit über die deutsche Hauptstadt hinaus.
Das wollen wir auch heute wieder: Pionierstadt sein für neue
Mobilitätskonzepte. Und an vielen Stellen ist das Neue schon da, weil
wir systematisch dafür den Boden bereitet haben.
Berlin hat beim sogenannten Betriebspanel 2009, einer Standortbewertung
durch die Unternehmen, den ersten Platz unter allen Bundesländern
belegt. Besonders gut wurden dabei von den Unternehmen die Attraktivität
der Stadt für die Arbeitskräfte, die Nähe zu Forschungseinrichtungen
und Technologiezentren und die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen bewertet
sowie die Verkehrsinfrastruktur.
Damit bin ich bei den Faktoren, die Berlin als Modellstadt für die Mobilität im 21. Jahrhundert prädestinieren:
- Berlin bietet seinen 3,4 Millionen Bürgerinnen und Bürgern sowie den
gut 8 Millionen Gästen jährlich eine großstädtische Mobilität, die auf
der Höhe der Zeit ist: mit hochgradig verknüpften Verkehrsträgern, mit
einem hoch modernen Bahnknoten, mit einem verlässlichen, sicheren,
ökologisch und wirtschaftlich effektiven Verkehrssystem.
- Wir haben mit der BVG ein starkes öffentliches Unternehmen, das
verlässlich arbeitet und mit seinem Fuhrpark ganz wesentlich den
Rhythmus der Metropole bestimmt und weltweit als Aushängeschild Berlins
gilt.
- Die S-Bahn hat eine tiefe Krise durchlaufen und ist nun hoffentlich
auf dem Weg der Besserung. Denn auch die S-Bahn ist ein bedeutender
Verkehrsträger für Berlin. Ich wünsche den Kunden, dass die Zeit der
Sonderfahrpläne, der Einschränkungen und Verspätungen bald vorbei ist.
Und ich wünsche den Beschäftigten, dass sie nun wieder stolz sein können
auf ihr Unternehmen und auf die Leistungen, die sie alle miteinander
erbringen.
- Auch die Regionalbahnen tragen wesentlich zur Mobilität der
Hauptstadtregion bei, ob sie privat betrieben werden oder von
öffentlichen Unternehmen. Dieser Wettbewerb tut allen gut. Er belebt das
Geschäft.
- Wir sind eine der führenden Industriemetropolen auf dem Gebiet der
Bahntechnik. Denken wir an die Waggons von Bombardier oder an die
Straßenbahnen von Stadler. Der größte Kunde - die Deutsche Bahn - hat
seinen Sitz in Berlin und zählt auch zu den größten Arbeitgebern unserer
Stadt. Und wenn mit Siemens ein weiterer großer Hersteller den Sitz
seiner Transportation-Sparte nach Berlin verlagert, dann ist das ein
weiteres erfreuliches Signal aus der Industrie.
Die deutsche Hauptstadtregion gehört zu den führenden Luftfahrtregionen.
Denken Sie an die Flugzeugturbinen für Airbus, die hier produziert
werden.
Ein Meilenstein für die Hauptstadt ist der internationale
Hauptstadtflughafen „Willy Brandt". Er nimmt Gestalt an, so dass wir
2012 ein neues Kapitel des Berliner Luftverkehrs aufschlagen können.
Auch im Automotive-Bereich hat Berlin eine Menge zu bieten:
- Der Autozulieferer Continental lässt in Moabit intensiv an neuer Batterietechnik forschen.
- Denken Sie an die BMW-Motorrad-Fertigung in Spandau.
- Oder an das Mercedes-Werk in Marienfelde. Daimler ist der
zweitgrößte industrielle Arbeitgeber der Stadt. 3.200 Mitarbeiter
arbeiten im Motorenwerk in Marienfelde, wo demnächst Elektromotoren für
Hybrid-Autos gebaut werden. Dass Daimler den Standort Berlin als
wichtiges Standbein ihres Unternehmens ansieht, das dokumentieren Sie,
lieber Herr Dr. Zetsche, auch mit Ihrer Anwesenheit auf unserer heutigen
Konferenz. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken! Und stellvertretend
für die ganze Stadt füge ich hinzu: Wir würden uns freuen, wenn Sie auch
bei künftigen Unternehmensentscheidungen den Standort Berlin im Auge
behalten!
- Wir verfügen über das modernste Verkehrsmanagement Europas.
- Auch im Bereich der Verkehrstelematik sind wir hervorragend positioniert.
- In Universitäten und Forschungsinstituten, in der Verkehrsforschung
der TU Berlin und bei den Fraunhofer Instituten konzentriert sich
wissenschaftliche Exzellenz. Und immer mehr springt der Funke auf
innovative Industrieunternehmen aller Mobilitätsbereiche in der Region
über.
- Die Verkehrstechnikbranche gehört zu den Zukunftsindustrien, die vom Berliner Senat besonders gefördert werden.
- Legt man den gesamten Sektor Verkehr und Mobilität in der
Hauptstadtregion zugrunde, kommt man in der Hauptstadtregion auf über
7.000 Unternehmen (davon allein 4.300 in Berlin) mit 104.000
Beschäftigten (64.000 in Berlin)
- Der Umsatz dieser Branche liegt bei 15,4 Mrd. € (11,4 Mrd. € in
Berlin). Das sind 7,4 % der gesamten Wirtschaftsleistung der Region
(2002 waren es erst 5,2 %). Allein im zentralen Kompetenzfeld
Verkehrssystemtechnik sind 54.000 Menschen bei produzierenden Firmen
beschäftigt. Damit liegt die Hauptstadt-Region nach München und Hamburg
im vorderen Feld der bedeutendsten Standorte für die Verkehrstechnik und
Mobilität.
- Zwar erwirtschaften klassische Automobilstandorte wie München oder
Stuttgart in absoluten Zahlen ein Vielfaches der Berliner Umsätze. Aber
in keiner anderen deutschen Metropole wächst dieser Sektor so dynamisch
wie in Berlin (+ 11 % von 2002 zu 2008).
- Während die Wertschöpfung eines industriellen Arbeitsplatzes in
Berlin im Schnitt bei 145.000 € p.a. liegt, sind es in der
Verkehrsbranche rund 180.000 €.
- In den letzten Jahren hat sich die Hauptstadtregion zum größten
Testfeld für neue Antriebstechniken und für die Elektromobilität
entwickelt. Mit der Ladeinfrastruktur liegen wir bundesweit an der
Spitze.
- Gerade hat die nächtliche Rekordfahrt des „lekker-mobils" Aufsehen
erregt, das ich am Brandenburger Tor empfangen habe. Ein Elektroauto,
das mit einem Akkumulator des Berliner Start-up-Unternehmens DBM Energy
ausgestattet ist, hat einen Weltrekord aufgestellt: Mehr als 600
Kilometer Fahrt von München nach Berlin mit einem Audi A 2 ohne
Zwischenstopp zum Aufladen! Lieber Herr Dr. Zetsche, vielleicht lohnt es
sich ja auch aufzuladen - das kann ein richtiger Leuchtturm für Daimler
werden ... Berliner Erfindergeist und Ingenieurskunst!
Unsere Wirtschaftskonferenzen sind immer auch ein Ort der
Selbstvergewisserung und der Standortbestimmung. Es ist wichtig, dass
wir uns über die Stärken des Standorts bewusst sind: Um auch Andere von
den Stärken der Region überzeugen zu können und um in Zukunft das
Richtige zu tun.
Denn: Mit all diesen Stärken bietet sich Berlin geradezu als Modellstadt für die Mobilität im 21. Jahrhundert an.
In Berlin ist die Zukunft der Mobilität schon greifbar.
- Die alten Schlachten „Auto gegen ÖPNV und Fahrrad" sind geschlagen.
Längst geht es in Berlin um eine intelligente Verknüpfung aller
Verkehrsträger und um eine stadt- und möglichst umweltverträgliche
Mobilität für alle. Daran werden wir auch in den nächsten Jahren
konsequent festhalten:
- durch Erweiterung des Straßenbahn-Netzes,
- mit dem Lückenschluss der U 5 vom Rathaus bis zum Brandenburger Tor,
- mit weiteren Fahrradspuren und Fahrradstraßen
- und mit einem Ausbau der Autobahn A 100 von Neukölln in Richtung Treptow.
Die Förderung sauberer Mobilität in Berlin braucht Augenmaß und
gesamtstädtische Verantwortung. Sie muss alte und neue Formen der
Mobilität zusammenbringen - und sie nicht gegeneinander ausspielen. Wir
wollen keine autofreie, wir wollen eine saubere Stadt.
In Berlin geht es nicht um Ideologie, sondern um pragmatische Überlegungen.
Die Versorgung mit einem effektiven und gut funktionierenden
öffentlichen Nahverkehrssystem ist eine zentrale Aufgabe der
Daseinsvorsorge. Wettbewerb ist gut, aber bitte um die beste Qualität
und nicht um die niedrigsten Löhne und die geringste Wartung. Darauf zu
achten, ist die zentrale Aufgabe des Staates unabhängig von der
Eigentümerrolle.
Der Trend geht in Richtung: Fahrzeug nach Bedarf. Wer das frühzeitig
erkennt und den Rahmen bietet für neue Geschäftsmodelle, wird auch
ökonomisch und arbeitsmarktpolitisch Vorteile haben. Wir wollen diese
Chancen energisch nutzen: als Innovationsmotor im Bereich der Mobilität.
Berlin hat im Bereich der Elektro-Mobiltät das Potenzial, um die gesamte
Kette von der Erforschung und Entwicklung über die großflächige
Erprobung bis hin zur industriellen Produktion abzudecken.
Wir sind schon heute eine der bundesweiten Modellregionen für
E-Mobilität. Ein großer Vorteil ist, dass Berlin im Gegensatz zu
konkurrierenden Autostädten wie Stuttgart, München oder Wolfsburg
herstellerneutral ist.
In der Region Berlin-Potsdam laufen zahlreiche Pilotprojekte zur
Erprobung der Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen und der
dazugehörigen Infrastruktur. Daimler und RWE sowie BMW und Vattenfall
sind die Partner bei der Erprobung.
Die Deutsche Bahn testet außerdem die Eignung von Elektro-Pkw für das Car-Sharing.
Mit 200 öffentlichen Stromtankstellen und 350 privaten Anschlüssen sind
in Berlin bereits mehr Auftankmöglichkeiten installiert als in irgend
einer anderen Region.
Ich sagte vorhin: Wir haben den Boden festgetreten und Leitern aufgestellt, um noch höher hinauszukommen.
Eine der wichtigsten Entscheidungen des letzten Jahres war die
Einrichtung des Steuerungskreises Industrie. In diesem Kreis ist die
gesamte Berliner Fachkompetenz versammelt, um ein gebündeltes Vorgehen
zu verabreden und wirksame Initiativen zu starten. Ich danke an dieser
Stelle allen Mitwirkenden, den Kammern und dem UVB sowie den
Gewerkschaften, die ihr großes industriepolitisches Knowhow in den
Steuerungskreis einbringen.
Wir haben mit dem Sichtbarmachen Berliner Erfolgsgeschichten begonnen:
„Ich bin ein Berliner" heißt die Kampagne im Rahmen von be.berlin, mit
der wir zeigen wollen, was alles in Berliner Industrie steckt, was sie
bereits heute leistet und wo ihre Potenziale für die Zukunft strecken.
Ich danke an dieser Stelle allen Unternehmen und Berlin Partner für ihr
engagiertes Mitwirken.
Bezogen auf das Thema Mobilität ist die zweite wichtige Entscheidung
dieses Jahres die Gründung der „e-MO - Agentur für Elektromobilität
Berlin". Sie soll Projekte und Akteure zusammenbringen, Forschungs- und
Modellinitiativen starten, Kommunikation und Standortmarketing betreiben
und die Partnerschaft mit der Industrie entwickeln und ausbauen.
Wichtig ist, dass wir alles tun, und zwar gemeinsam, damit die Hauptstadtregion zu dem Leitmarkt für Elektromobilität wird.
Ein Schlüsselthema ist dabei die Entwicklung geeigneter Energiespeicher.
Berlin könnte zum Zentrum für die Batterieproduktion der deutschen und
sogar der europäischen Automobilindustrie werden.
Nach jahrzehntelanger Deindustrialisierung hat Berlin die einmalige
Chance, im Bereich der E-Mobilität Stärke zu gewinnen, die es bisher an
keinem anderen Ort gibt.
Unser Ziel sollte sein: Batterien nicht nur in Berlin zu erforschen, sondern hier auch zu bauen und anzuwenden.
Tausende neue Arbeitsplätze können hier entstehen, wenn wir Berlin weiter ausbauen als Modellstadt für nachhaltige Mobilität.
Wir als Senat werden unseren Teil dazu beitragen: Durch die neue
Agentur, durch eine verlässliche Förderpolitik, durch eine
Infrastrukturpolitik, die auf die Bedürfnisse der Menschen ebenso
ausgerichtet ist wie auf die der Unternehmen. Und wir werden einen
Masterplan aufstellen und dadurch ein klares politisches Commitment
abgeben zu dem Ziel:
Berlin soll eine zentrale Rolle im Rahmen der bundesweiten Plattform für Elektromobilität erhalten.
Mein Appell geht an die Bundesregierung, diese einmalige Chance zu
ergreifen und die Hauptstadt Berlin auch international als Plattform zu
nutzen.
Wenn bundesweit bis 2020 eine Million E-Autos fahren sollen, dann wollen
wir in Berlin mindestens 100.000 fahren sehen. Das wären etwa zehn
Prozent der zugelassenen Fahrzeuge in der Hauptstadt. Und damit wären
wir deutlich über der Wahrnehmbarkeitsschwelle und könnten tatsächlich
über den Testmarkt hinaus so etwas wie ein Leitmarkt werden.
Mein Appell geht daher auch an die Wirtschaft: Nutzen Sie Berlin als
Plattform und vor allem die vorhandenen Fachkräfte in der Region, die
unsere exzellenten Berliner Hochschulen ausbilden.
Über Wege zur Bekämpfung des Fachkräftemangels werden wir in den nächsten Wochen und Monaten intensiv sprechen.
Wir haben seit 2006 8.000 zusätzliche Studienplätze geschaffen. Das ist
ein wichtiger Beitrag zur vorausschauenden Behebung des Mangels.
Wenn wir unsere industriepolitischen Ambitionen ernst meinen, dann heißt
dies allerdings zuerst: Wir brauchen mehr industrielle
Ausbildungsplätze. Ohne ausreichende Fachkräfte werden wir unseren
Wachstumsprozess in Berlin nicht beschleunigen können. Ich schlage vor,
dass wir im Steuerungskreis Industriepolitik einen „Pakt für mehr
industrielle Ausbildungsplätze" schließen. Es ist nämlich ganz einfach:
Ohne Mechatroniker keine Elektromobilität. Die Öffentliche Hand ist
bereit, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Ich werbe dafür, dass die
Unternehmen es auch tun - im eigenen Interesse.
Ein großer Erfolg der letzten Jahre liegt im Aufbau von Netzwerken, zum
Beispiel durch das Engagement Technologiestiftung. Nutzen Sie diese
Möglichkeiten, den Knowhow-Transfer von der Forschung in die
unternehmerische Praxis zu beschleunigen! Wenn Berlin auf diesem Feld
noch weiter zulegt, dann wird es uns auch gelingen, die klugen Köpfe,
die in Berlin ausgebildet wurden, auch in Berlin zu halten und ihnen
hier attraktive Jobs anzubieten!
Machen wir also Berlin zum Schaufenster für zukünftige
Mobilitätskonzepte - vom optimal verknüpften städtischen Verkehrssystem
bis hin zur Elektromobilität.
- Um den Verkehr stadtverträglich zu gestalten, Schadstoffe und Lärmbelastung weiter zu senken.
- Um die Mobilitätswünsche von Bürgerinnen und Bürger sowie von Unternehmen zu erfüllen.
- Und um unserer Industrie die richtigen Impulse zu geben, damit hier in der Region die Arbeitsplätze der Zukunft entstehen.
In diesem Sinne: Danke an alle Partner der Wachstumsinitiative „Berlin
2004 - 2014"! Und ich wünsche dieser Konferenz einen guten Verlauf!
Rede auch hier zu lesen