Frauen gründen anders

08.12.2010

 

 

http://www.tcc-berlin.de/164.0.0.1.0.0.phtml

 

Wettbewerbsvorteil für Unternehmerinnen im High-Tech-Bereich

Ergebnisse der WEEL-Studie geben Aufschluss über Gründungsmotivation

"Frauen gründen anders", belegt die Studie "Women Entrepreneurs in Engineering and Life Sciences (WEEL)" des TCC, welche auf Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen vom Institut für Managment der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt wurde. Dabei sind es nicht pauschal Frauen und Männer, die auf die eine oder andere Weise gründen, vielmehr sind es drei unterschiedliche Gründungstypen, welche in der Studie identifiziert werden, denen die Geschlechter unterschiedlich stark zuneigen.

Klassifiziert werden "Gelegenheitgründungen", "Selbstverwirklichungen" und "materialistische Gründungen". Die erste Gruppe zeichnet sich durch einen Zufall aus, durch den die Gründungsidee entsteht. Häufig wird die Marktlücke aus dem eigenen Bedarf heraus erkannt oder die Beteiligung am Unternehmen entsteht als Ergänzung des Gründungsteams, z.B. für betriebswirtschaftliche Belange. Das Unternehmertum steht bei diesem Typus nicht im Vordergrund, vielmehr bleibt auch eine Festanstellung als Alternative zur Gründung attraktiv und daher die Risikobereitschaft für das Vorhaben relativ gering.

Die zweite Kategorie "Selbstverwirklichung" bezeichnet die Gründungen, die häufig aus einer vorhergehenden Forschungstätigkeit oder freiberuflichen Beschäftigung resultieren. Das Team und das Produkt stehen hier im Fokus der Gründung, ein langsames und geringes Wachstum wird angestrebt. Die Beteiligung von Geldgebern am Unternehmen wird eher skeptisch betrachtet.

Die materialistisch motivierte Gründung entsteht zumeist aus dem Wunsch zur Leitung eines Unternehmens. Eine Produktidee wird speziell gesucht und bei Untauglichkeit verworfen bzw. durch eine andere ersetzt. Häufig wird bereits bei der Gründung eine Exitstrategie in Form einer Unternehmensveräußerung geplant. In seltenen Fällen handelt es sich hierbei um ein Team, eher gehören Solo-Unternehmer in diese Kategorie.

Die Geschlechter finden sich laut Studie unterschiedlich stark verteilt in den drei Gründungskategorien wieder. Für das Unternehmertum entscheiden sich beide Geschlechter in gleichem Maße mit der Absicht zur eigenen Selbstverwirklichung. Hingegen sind beinahe ausschließlich Männer in der Gruppe "materialistisch motivierte Gründung" angesiedelt, während Frauen häufig aufgrund einer sich bietenden Gelegenheit gründen.

"Es ging uns vor allem darum zu erfahren, an welcher Stelle man unterstützend tätig werden kann, um ungenutztes Gründungspotential in Berlin zu fördern", erklärt Andreas Bißendorf, Geschäftsführer der TCC GmbH, die Intention der WEEL-Studie. In 20 qualitativ geführten Interviews haben Studienleiterin Prof. Barbara Beham und Doktorandin Sarah Knirsch erfahren, dass es gerade bei der Stärkung des weiblichen Potentials vor allem um die Rahmenbedingungen der Unternehmensgründung gehe. Frauen fungierten häufig nicht als Ideengeberinnen, sondern übernähmen oft die betriebswirtschaftlich-organisatorische Seite der Unternehmensführung.

Um mehr Frauen als Gründerinnen im Technologiebereich zu gewinnen, rät die WEEL Studie dazu, Frauen, aber auch Männer, schon im Studium über die Alternative "Gründung" im Gegensatz zur Festanstellung nach dem Examen zu informieren.

Erkenntnisse liefert WEEL auch zu den Erfahrungen von Gründerinnen im High-Tech-Bereich. Demnach sehen sich junge Frauen gerade in Finanzierungsgesprächen mit Geldgebern, aber auch gegenüber Lieferatnen und Kunden, mit Vorurteilen konfrontiert. Frauen mit langjähriger Erfahrung in der Branche hingegen sehen ihr Geschlecht häufig als Wettbewerbsvorteil. Besonders bei der Akquise, z.B. auf Messen oder gegenüber den Medien, finden Frauen demnach leichter Gehör, als ihre männlichen Kollegen in der gleichen Branche. Gemischte Teams wurden als vorteilig in der Kundenakquise und Kommunikation generell hervorgehoben.

In Bezug auf das TCC-Coaching ergaben die Interviews, dass das Geschlecht des Coaches gegenüber der Fachkompetenz relativ wenig Bedeutung zugemessen wird. Nur männliche Coaching-Kunden gaben an, in einem weiblichen Coach einen Zugewinn zu sehen, um einen genauen Blick der weiblichen Zielgruppe mit in die unternehmerischen Entscheidungen einbeziehen zu können. Hinzu kommt, dass weiblichen Coaches besonders bei organisatorischen und personalrelevanten Fragen eine größere Kompetenz unterstellt wird, als den männlichen Mitstreitern.

Im Studienbericht wird abschließend die besondere Bedeutung eines individuellen Coachings betont, welches Genderaspekte grundsätzlich mit in die Beratung einbeziehen muss.

 

http://www.tcc-berlin.de/tcc_report.phtml

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