26.03.2011
Die Berliner Unternehmen erwarten keine gravierenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt,wenn die EU-Regelungen zur Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraft treten. Das ist das Ergebnis einer IHK-Umfrage unter 317 Mitgliedsunternehmen. So rechnen nur wenige Betriebe damit, dass die ab 1. Mai geltenden Vorschriften einen entscheidenden Beitrag zu Fachkräftesicherung leisten oder negativen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung haben. Nach Ansicht der IHK Berlin wird auch die Zuwanderung nach Berlin nicht dauerhaft zunehmen.
Der Umfrage zufolge erwarten mehr als drei Viertel (76,2 Prozent) der Firmen keinerlei Auswirkungen durch die neuen Regelungen. 15,2 Prozent der Unternehmen sehen der Arbeitnehmerfreizügigkeit mit positiven Erwartungen entgegen, während 8,5 Prozent der Betriebe mit negativen Entwicklungen rechnen.
„Vor allem Branchen, die mit der Fachkräftesicherung bereits akut herausgefordert sind, etwa Dienstleistungs-, Industrie- oder Gastronomiebetriebe, sehen in der neuen EU-Regelung die Chance, qualifizierte Mitarbeiter zu finden", erklärte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter. Insbesondere das Gastgewerbe hofft auf neue Auszubildende durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Skepsis gegenüber der Neuregelung herrscht dagegen im Handel und im Baugewerbe. Die Vorschrift ermöglicht Arbeitnehmern aus den neueren EU-Mitgliedsstaaten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn eine Beschäftigung in Deutschland.
Arbeitnehmerfreizügigkeit allein kann nach Ansicht der Kammer das Angebot an Fachkräften nicht hinreichend erhöhen. Wiesenhütter mahnte daher weitere Schritte an: „Zuwanderung aus den europäischen Nachbarländern wird alle Probleme bei der Fachkräftesicherung kaum lösen können. Sie ist ein unverzichtbarer Baustein einer umfassenden Fachkräftestrategie für Berlin, muss aber durch eine gezielte Maßnahmen wie direkte Fachkräfteansprache und passendes Standortmarketing ergänzt werden."
Wiesenhütter unterstrich, dass viele Arbeitnehmer aus den neuen Mitgliedsländern bereits in Großbritannien oder Irland Arbeit gefunden, die ihre Arbeitsmärkte deutlich vor Deutschland geöffnet haben. „Dort hat man früher als in Deutschland die Vorteile einer Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften erkannt", beklagte er. Darüber hinausforderte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer: „Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern muss der Weg nach Berlin erleichtert werden. Dazu ist neben einem geeigneten Punktesystem, das die Qualifikation der Arbeitnehmer und den Bedarf der Wirtschaft berücksichtigt, auch eine Willkommenskultur in der öffentlichen Verwaltung nötig."
Die kompletten Umfrageergebnisse finden Sie im Internet unter www.ihk-berlin.de ( Dok. Nr. 82141 ) ebenso wie weitere Forderungen der IHK Berlin zum Thema Fachkräftesicherung ( Dok. Nr. 79045 ).
Pressemitteilung der IHK Berlin vom 22. März 2011 - auch hier zu lesen