14.05.2011
Pressemitteilung
Berlin, den 13.05.2011 - auch hier zu lesen
„Berlin hat 2008 als eine der ersten deutschen Städte eine Umweltzone eingeführt und seit 2010 die Bedingungen verschärft. Berlin ist damit Vorreiter beim Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor hohen Belastungen durch Feinstaub und Stickoxide und bei der Verbesserung der Luftqualität. Mit der Einführung der Stufe 2 konnte der Ausstoß von Dieselrußpartikeln gegenüber der angenommenen Trendentwicklung ohne Umweltzone mehr als halbiert werden, der Stickoxidausstoß sank um 20 Prozent. Damit wurden sogar die Prognosen des Luftreinhalteplans übertroffen.
Der gesundheitliche Nutzen der Umweltzone ist weit höher als es die Feinstaubwerte allein zeigen. Denn krank macht vor allem der Dieselruß im Feinstaub. „Die Umweltzone in Berlin ist ein Erfolg für den Gesundheitsschutz und die Umweltentlastung gleichermaßen." Dies erklärte Katrin Lompscher, Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, heute in Berlin bei der Vorstellung der Wirkungsanalyse für die Stufe 2 der Umweltzone.
Trotzdem konnte nicht vermieden werden, dass es 2010 mehr als die zulässigen 35 Überschreitungstage gab. Die Zahl stieg an den Straßenmessstationen aber weniger stark als im übrigen Stadtgebiet. Ohne die Umweltzone wäre an Tagen mit nur geringem Luftaustausch die Luftbelastung z. B. in der Frankfurter Allee im Durchschnitt bis zu 6 µg/m³ höher gewesen. Das entspricht etwa zehn zusätzlichen Überschreitungstagen.
Um die Wirkungen der Umweltzone bewerten zu können, hat die Umweltverwaltung Untersuchungen zur Entwicklung des Verkehrs, der Emissionen und der Luftqualität durchgeführt. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
1. Wie hat sich die Fahrzeugflotte auf Berliner Straßen verändert?
Die Auswertung von Kfz-Kennzeichen an mehreren Hauptverkehrsstraßen ergab, dass es bei der Zusammensetzung der Fahrzeugflotte kaum Unterschiede innerhalb und außerhalb der Umweltzone gibt: knapp 94 Prozent der Fahrzeuge innerhalb und gut 92 Prozent der Fahrzeuge außerhalb der Umweltzone haben eine grüne Plakette. Bei den Lkws sind es 75 Prozent innerhalb bzw. 72 Prozent außerhalb. Insgesamt ist die Fahrzeugflotte gegenüber 2009 erneut sauberer geworden: Der Anteil der Fahrzeuge mit grüner Plakette stieg um 25 Prozent bei Pkws und um 40 Prozent bei Lkws.
Noch deutlicher wird der Modernisierungseffekt durch die Umweltzone bei einem Vergleich mit der Fahrzeugflotte, die bei Fortschreibung der in den Jahren vor der Umweltzone beobachteten Erneuerungsraten zu erwarten gewesen wäre. Demgegenüber ist der Anteil von Fahrzeugen mit grüner Plakette heute bei den Lkw drei Mal und bei den Pkw 1,5 Mal höher.
Erreicht wurde dies auch durch Nachrüstung mit Partikelfiltern: Bis Ende 2010 wurden in Berlin 55.500 Fahrzeuge (14.200 Lkw und 41.300 Pkw) nachgerüstet. Im März 2009 waren es erst 17.600 Fahrzeuge (14.300 Pkw, 3.300 Lkw).
Fahrzeuge ohne Plakette gibt es heute kaum noch in Berlin: Pkw 0,1 bis 0,2 Prozent, Lkw ein bis drei Prozent. Ohne Umweltzone wären es bei Pkw noch etwa vier und bei Lkw 20 Prozent.
2. Hat die Umweltzone die auspuffbedingten Emissionen des Straßenverkehrs verändert?
Bereits die 1. Stufe der Umweltzone hat den Ausstoß von Dieselruß um 24 Prozent im ersten Jahr und 32 Prozent im zweiten Jahr gegenüber der Trendentwicklung ohne Umweltzone gesenkt. Mit der 2. Stufe ging der Schadstoffausstoß von 299 Tonnen pro Jahr (Trendentwicklung) auf 126 Tonnen im Jahr 2010 zurück. Das sind 58 Prozent weniger Dieselrußpartikel gegenüber dem Trend ohne Umweltzone und 40 Prozent weniger gegenüber der 1.Stufe mit einem Schadstoffausstoß von 219 Tonnen im Jahr 2009. Auch der Ausstoß von Stickoxiden konnte durch die Umweltzone gesenkt werden. Mit der 2. Stufe wurden gegenüber der Trendentwicklung jährlich etwa 1517 Tonnen und 424 Tonnen Stickoxide gegenüber der Stufe 1 vermieden. Die Schadstoffreduzierung wurde zu etwa gleichen Teilen durch die Modernisierung der Pkws und Lkws erreicht. Dies zeigt, wie wichtig die Einbeziehung der Pkw in die Umweltzonenregelung ist. Das Minderungspotenzial der 2. Stufe konnte trotz Ausnahmegenehmigungen zu etwa 88 Prozent ausgeschöpft werden.
3. Hat die Umweltzone die Luftqualität verbessert?
Ja, ein positiver Effekt der Umweltzone lässt sich an den Messwerten für die Luftqualität ablesen. Und das trotz ungünstiger meteorologischer Rahmenbedingungen: Rekordwinter, viele windschwache Tage und mehr Tage mit Ostwind. Dank der Reduzierung des Schadstoffausstoßes durch den Verkehr war der Anstieg der Feinstaubkonzentration an den Straßenmessstationen niedriger als am Stadtrand und in den städtischen Wohngebieten. So stieg die Zahl der Überschreitungen im Jahr 2010 am Stadtrand (Friedrichshagen und Marienfelde) um bis zu 21 Tage, in Wohngebieten in Neukölln um 19 Tage und an der am höchsten belasteten Straße (Frankfurter Allee) um 15 Tage. Ohne Umweltzone hätte es an den Straßenstationen etwa zehn Überschreitungen mehr gegeben.
Wichtig für den Gesundheitsschutz ist die Reduzierung des im Feinstaub enthaltenen Dieselrußes. Anhand der routinemäßigen Luftgüte-Messdaten lässt sich ein Rückgang der verkehrsbedingten Rußbelastung um 33 Prozent gegenüber 2009 und um 52 Prozent gegenüber den Werten im Jahr 2007 nachweisen.
Durch die 2. Stufe der Umweltzone wurde auch eine weitere Minderung der Stickstoffdioxidkonzentration an Straßen um etwa fünf Prozent erreicht.
Die Reduzierung reicht allerdings noch nicht aus, um die Grenzwerte der EU einzuhalten. Deshalb werden in Berlin im Rahmen der Fortschreibung des Luftreinhalteplans weitere Maßnahmen ergriffen. Hierzu gehört z.B. das bereits angelaufene Projekt zur Erprobung von Nachrüstsystemen zur Stickoxidminderung bei Bussen der BVG.