Die Berliner Kreislaufwirtschaft

11.01.2012

 Die Berliner Kreislaufwirtschaft

IHK stellte bei PAV Recyclate die Potenziale einer Zukunftsbranche vor

In einem kleinen Mariendorfer 16-Mann-Betrieb, der als letzter Überlebender örtlicher Kunststoff-Recycling-Kompetenz sich innovativ am  Markt behauptet, wurde heute das nächste Leben des mächtigen Zukunftsstandorts Flughafen Tegel ein Stückweit weiter vorangebracht. Mitten in den Produktionsräumen der PAV Recyclate in der Großbeerenstraße stellte die Berliner IHK ihre erstmalige Analyse der Berliner Kreislaufwirtschaft vor. Die Message: Ein Potenzial, das es zu heben gilt;  das auch einen eigenen wirtschaftspolitischen Cluster Umwelttechnik verdient; und das auch in Tegel nach Ende des Flugbetriebes einen hervorragenden Entwicklungsstandort hätte.

Henrik Vagt, Bereichsleiter Umwelt und Energie der IHK Berlin, begründete das Entstehen der Studie zum einen mit der wachsenden Bedeutung des Themas Rohstoffsicherung als dem zweiten großen ökologischen Thema neben dem Klimawandel, auf das sich die Wirtschaft einzustellen habe. Deshalb auch das Jahresthema des DIHK 2012 Energie und Rohstoffe. Zum zweite stelle auch die örtliche IHK fest, wie bei der letzten Konjunkturbefragung, dass 90 Prozent der Berliner Unternehmen unter steigenden Rohstoffpreisen leiden. Außerdem sollte die Kreislaufwirtschaft (Recycling) endlich einmal in ihrer Bedeutung als „Leitmarkt der Green Economy" (Umwelttechnik) dargestellt werden.

Erfasst wurden für die Untersuchung alle Betriebe, die mit diesen Abfallströmen zu tun  haben: Restmüll, Bioabfall, Altpapier, Verpackung, Glas, Bau- und Bodenabfälle, Altmetalle, Altholz, Gefährlicher Abfall, Elektronik-Altgeräte und Altfahrzeuge. Mit 20 Experten wurden intensivere Interviews geführt.

In der Summe gibt es in Berlin über 400 Unternehmen mit mehr als 8.500 Beschäftigte. Vagt. „Die Zahl ist gut". Unter Einbeziehung von Billig-Jobbern (nicht-sozialversicherungspflichtig) dürfte das Beschäftigtenvolumen bei 11.000 bis 12.000 Menschen liegen. Die Gesamtzahl ist in der Tendenz aber gefühlt rückläufig, weil die Automatisierung im Recyclinggewerbe zunimmt.  (Jobless Growth sozusagen)  Mit 2,7 Mrd Euro Bruttowertschöpfung jährlich, in Berlin.  Mit einem jährlich vorhergesagten Wachstum von 3,5 %. Im letzten Jahrzehnt 2000-2009 lieferte die Green Economy ein Wachstum von gesamt 69 Prozent.

40 Prozent aller Berliner Umweltfirmen (Green Economy) arbeiten zu Themen der Kreislaufwirtschaft, das sind die 400. Als Stärke Berlins führt die IHK-Studie die Vielfalt der KMU an: Für jedes Thema gibt es immer einen. Dann die Masse: Berlin ist mit 1,5 Mio Tonnen Siedlungsabfallaufkommen der größte Entsorgungsstandort Deutschland. Nicht zu unterschätzen der Dienstleistungsmarkt, Recycling-Consulting. Schwäche Berlins ist der geringe Industrie-Anteil als Anlieferer und Abnehmenr von Recyclat-Material. Und auch das Fachkräfte-Thema rangiert eher auf der Minus-Seite.

IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder stellte dann die 10 Maßnahmevorschläge vor, die sich für die Kammer aus den Befunden der Studie ergeben. Umgesetzt werden müssen diese Maßnahnahmen in den Handlungsfeldern: Politischer Rahmen, Forschung und Kooperation sowie Standort- und Branchenprofil.

Die Maßnahmen im Einzelnen (sind alle in der PDF-Broschüre „Die Berliner Kreislaufwirtschaft" auf den Seiten 41 bis 47 ausgeführt): 1. Wettbewerb sichern, 2. Clusterentwicklung, 3. Innovationen, 4. Freiwillige Umweltleistung und Qualitätssicherung, 5. Fachkräfte, 6. Fördermittel und Forschung, 7. Abfallvermeidung, 8. Netzwerke ausbauen, 9. Branchenprofilierung, 10. Informationsangebote.

Anschließend stellte Hans-Joachim Brauer in der Pressekonferenz sein Unternehmen, die PAV Recyclate GmbH & Co KG vor. Brauer: „Die Firma, 1977  zum Zwecke des Papierrecyclings gegründet,  ist bereits 35 Jahren im werkstofflichen Recycling von Kunststoffen tätig und nimmt hierbei in der BRD eine führende Position ein. PAV betreibt mit mehreren wissenschaftlichen Mitarbeitern seit vielen Jahren begleitende FuE-Vorhaben, hat mehrere patentierte eigene Entwicklungen im Einsatz und innovative Produkte - so eine selbstentwickelte und patentierte Wasch-Trenn-Anlage für Postconsumer - PET-Abfälle im Portfolio. Einige Rohstoffe (PSU, PESU) wurden bei PAV europaweit das erste Mal recycelt.

Im Recycling der für dieses Projekt gefragten Polyolefin (PO)-Sekundärrohstoffe ist PAV in der BRD eines der führenden Unternehmen. PAV recycelt und handelt jährlich mit rund 17 Mitarbeitern bei 8 Mio € Umsatz zwischen 12.000 bis 15.000 t Kunststoffe."

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor Berlin-Brandenburg

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Pressemitteilung der IHK Berlin vom 11. Januar 2012 - auch hier zu lesen

Kreislaufwirtschaft als Motor der Green Economy – IHK Berlin legt erstmals umfassende Analyse vor

Die Kreislaufwirtschaft in Berlin wandelt sich immer mehr vom Entsorger zum Rohstofflieferanten. Ursachen sind knapper werdende Rohstoffe, weiter steigende Preise und ökologische Herausforderungen. Dies ist ein Ergebnis einer Analyse zu den wirtschaftlichen und technologischen Potenzialen der Branche, die die IHK Berlin am Mittwoch erstmals vorgelegt hat. Darüber hinaus empfiehlt sie die Einrichtung eines Clusters Green Economy in der Bundeshauptstadt und fordert eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen.

„Unsere Analyse hat gezeigt: Eine starke Berliner Kreislaufwirtschaft ist der Motor für die weitere Entwicklung der Green Economy in der Hauptstadt“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder bei der Veröffentlichung der Studie. Die Analyse zeige aber auch, dass sich das Bild der Branche wandeln muss. Trotz ihrer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort werde ihr wirtschaftliches Potenzial in Berlin noch zu häufig übersehen.

„Bisher werden die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft noch vorrangig mit dem Thema Abfallbeseitigung verbunden“, so Eder weiter. „Künftig werden jedoch Themen wie Rohstoffeffizienz, Ressourcenmanagement und hochwertige Recyclingtechnologien die Branche prägen. Diese Einsicht muss sich durchsetzen, wenn Berlin in allen Feldern der Green Economy zum Leuchtturm werden will. Mit richtigen Strukturen kann das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft und der gesamten Umweltwirtschaft in Berlin ausgeschöpft werden. Wir empfehlen daher, so bald wie möglich ein zentrales Clustermanagement für die Green Economy einzurichten.“

Schon heute ersetzt die Kreislaufwirtschaft pro Jahr Rohstoffimporte nach Deutschland im Wert von 8,4 Milliarden Euro. Nicht ohne Grund zählt sie deshalb zu den zukunftsweisenden und rasant wachsenden Leitmärkten der Green Economy. Die IHK-Studie betont die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Gesamtwirtschaft: Die in Berlin ansässigen Unternehmen sind mit einer Bruttowertschöpfung von mehr als 2,7 Milliarden Euro jährlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon heute sind mehr als 400 Unternehmen in Berlin aktiv und beschäftigen mehr als 8.500 Mitarbeiter im größten zusammenhängenden Entsorgungsraum Deutschlands. Als Arbeitgeber haben die Firmen in Berlin inzwischen die gleiche Bedeutung wie Unternehmen der Energieversorgung oder die Pharmaindustrie. Im Vergleich der Großstädte hält die Kreislaufwirtschaft in Berlin den höchsten Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl. Eine große Bedeutung für den wachsenden und lukrativen Markt hat auch die günstige Lage zu Osteuropa.

 

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Die Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Sybille von Obernitz, erklärt zur IHK-Analyse "Kreislaufwirtschaft als Motor der Green Economy"

Pressemitteilung
Berlin, den 11.01.2012 - auch hier zu lesen

„Ich freue mich über die profunde Analyse der IHK zu den Potenzialen der Berliner Kreislaufwirtschaft. Sie bestätigt unsere Einschätzung, dass die Kreislaufwirtschaft aufgrund der besonderen Kompetenzen und der leistungsfähigen Akteure in unserer Stadt einen wichtigen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung sowie für einen effizienten Umgang mit wertvollen Ressourcen leistet. Ohne Zweifel muss sie deshalb eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung und Ausrichtung der Berliner Wirtschaftspolitik spielen.

Für ein eigenständiges Cluster ‚Umwelttechnologie’, wie die IHK es fordert, bedarf es jedoch bestimmter Voraussetzungen. Dazu gehört vor allem eine enge Verzahnung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus diesem Bereich mit dem Ziel, gemeinsame Innovationsprojekte zu entwickeln. Diese Voraussetzungen sehe ich in unserer Region Berlin-Brandenburg derzeit noch nicht ausreichend gegeben.“

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http://www.pav-recyclate.de/pav_d/b9.html

 

PAV: Ein Vierteljahrhundert Recyclingtradition

 Die PAV wurde im Jahre 1975 in Berlin gegründet. Ihre Wurzeln liegen in der Aufbereitung und Verarbeitung von Papier, die sich auch im Namen wiederspiegeln. Noch heute gehört das Schneiden, Sortieren und Umrollen von Papier und Karton, auch aluminium- und kunststoffbeschichtet zu Rollen, Hülsen und Bögen zu den Tätigkeiten der PAV. Daneben ist die Aufbereitung und Vermarktung von Sekundär-Rohstoffen insbesondere Kunststoffen zum Kerngeschäftsfeld des Unternehmens avanciert. Dem Inhaber Hans-Joachim Brauer ist es zusammen mit seinen Mitarbeitern gelungen die PAV zu einem innovativen und flexiblen Unternehmen mit hohem technischem Know-How in der umweltgerechten Aufbereitung von Kunststoffen zu machen.

Der Anspruch der PAV ist die Qualität der aufbereiteten Rohstoffe so zu steigern, dass ein hochwertiger Einsatz ermöglicht wird. Die PAV bietet ihren Kunden die Garantie einer hohen Qualität der von ihr angebotenen Kunststoff-Recyclate. Zusammen mit ihren Kunden entwickelt die PAV Produkte aus Kunststoff-Recyclaten mit dem Ziel die Akzeptanz und Verwendbarkeit von Kunststoff-Recyclaten in der Industrie zu fördern.

Zur stofflichen Aufbereitung betreibt die PAV eigene stationäre und mobile Anlagen. Die mobilen Anlagen ermöglichen es der PAV dem Kunden die stoffliche Aufbereitung seiner Kunststoffabfälle vor Ort zu bieten. Die Anlagen der PAV sind die Schlüssel zur herausragenden Qualität der angebotenen Recyclate. Die kontinuierliche Optimierung der Prozesse des Waschen, Trennens und Mahlens von Kunststoffabfällen führte zur Entwicklung eigener Anlagen, die es der PAV ermöglichen den wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertigen Kunststoff-Recyclaten zu decken. Die Anlagen der PAV werden bereits von mehreren Unternehmen in Lizenz betrieben. Die PAV arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung ihrer Aufbereitungsverfahren, um auch in Zukunft ihren Kunden eine überragende Qualität anbieten zu können.

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