Nachhaltiger Wohlstand

15.05.2012

 

 

 

Neuer Bericht des Worldwatch Institutes „Zur Lage der Welt“ vorgestellt

 

In der Bundespressekonferenz wurde heute der neue Bericht des Worldwatch Institutes „Zur Lage der Welt“ vorgestellt. Neben dem Projektleiter des inzwischen 29. Reports. Michael Renner, nahmen an der Pressekonferenz  auch Bundesforschungsministerin Schavan und die Bundestags-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Künast, teil. Am Abend war die Publikation auch in der Berliner Heinrich Böll-Stiftung Thema einer Veranstaltung. Der Report erscheint seit 1984. An dieser Ausgabe arbeiteten 34 Wissenschaftler aus aller Welt mit.

 

Laut Renner soll mit dem Titel der Originalausgabe „Moving Toward Sustainable Prosperity“ ausdrücklich ein positiv besetzter Begriff in den Mittelpunkt gestellt werden. Es gehe um die Verknüpfung von  sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit.  Der Bericht zeige, dass die Ziele der Nachhaltigen Entwicklung, wie sie unter anderem in Rio 1992 formuliert wurden, „bei weitem nicht erreicht seien“, sagte Renner. „Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren“. Deutschland mit seiner Energiewende und die Europäische Union seien wichtige Akteure. Es sei zu hoffen, dass sie sich bei der Nachfolgekonferenz in Rio aktiv einbringen.

 

Renner räumte auf Befragen ein, dass die nur partielle Umsetzung der langjährigen und wiederholten Vorschläge seines Instituts teilweise frustrierend sei. Das Worldwatch Institute sei aber nur ein kleines Institut und versuche, vor  allem über die Öffentlichkeit zu wirken, ohne direkte Beeinflussung von Regierungen. Gerade wegen ihrer öffentlichen Wahrnehmung sei die Rio-Konferenz jetzt eine große Chance. „Wir müssen die bisherigen Grenzen der Debatte weiter ausdehnen“, sagte Renner. Als Beispiel nannte er die Diskussion über einen neuen Wachstumsbegriff, für den im Buch der Vorschlag einer „Wachstumsrücknahme“ (Degrowth) gemacht wird (Kapitel 2).

 

Schavan verwies auf des Wissenschaftsjahr „Zukunftsprojekt Erde“, das den Dialog über die Forschung für Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stelle. Die Vielzahl von Veranstaltungen zeige, dass es bereits viele Akteure vor Ort gebe. Etliche davon seien inhaltlich bereits weiter als die Debatten im Bundestag, räumte die Ministerin ein. Mit dem Wettbewerb für nachhaltige Stadtentwicklung werde ein systemarer Ansatz verfolgt. Seit einigen Jahren werde die Entwicklung der Forschungsagenda in engem Kontakt mit den gesellschaftlichen Akteuren vorgenommen.

 

Auf die Frage, warum Bundeskanzlerin Merkel nicht zur Rio-Konferenz fahre, antwortete Schavan, die Bundeskanzlerin zeige zu diesem Thema eine „enorme Präsenz“, habe aber zur Zeit andere wichtige Termine, die ihre Anwesenheit verlange.

 

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor Berlin-Brandenburg

 

Inhalt:

Kapitel 1 Michael Renner: Green Economy - eine Antwort auf die Krise?
Kapitel 2 Erik Assadourian: Wachstum im Überfluss
Kapitel 3 Eric S. Belsky: Armut in den Städten - Vorschläge für eine bessere Stadtplanung
Kapitel 4 Michael Replogle und Colin Hughes: Rasender Stillstand - Der Autoverkehr braucht neue Wege
Kapitel 5 Diana Lind: Smart in die Zukunft - Über den Nutzen der Informations und Kommunikationstechnologien für die Nachhaltigkeit
Kapitel 6 Eugenie L. Birch und Amy Lynch: Ist nachhaltige Stadtentwicklung messbar?
Kapitel 7 Allen L. White und Monica Baraldi: Visionen, Prinzipien, Veränderungen - Wie sich Unternehmen neu erfinden können
Kapitel 8 Maria Ivanova: Autorität, Ressourcen, Vernetzung - Woraus eine neue Umwelt-Governance entsteht
Kapitel 9 Robert Engelman: Neun Strategien, die Weltbevölkerung unter neun Milliarden zu halten
Kapitel 10 Kaarin Taipale: Von angegrünten zu nachhaltigen Gebäuden
Kapitel 11 Helio Mattar: Der Kater nach dem Kaufrausch - Zeit für einen nachhaltigen Konsum
Kapitel 12 Monique Mikhail: Die Zukunft der Landwirtschaft
Kapitel 13 Mia MacDonald: Was auf den Tisch kommt - Ernährung in einer Welt im Klimawandel
Kapitel 14 Bo Normander: Stille Tragödien - Die biologische Vielfalt und das Massensterben
Kapitel 15 Ida Kubiszewski und Robert Costanza: Der Wert der Arbeit - Wie die Natur für unseren Wohlstand sorgt
Kapitel 16 Joseph Foti: Mitreden! Wie die kommunale Demokratie Entwicklung fördern kann

 

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http://germanwatch.org/de/4416

  

Bericht "Zur Lage der Welt 2012": Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2012 und die Architektur einer weltweiten grünen Politik

"Deutschland und EU müssen Vorreiter einer grünen und fairen Ökonomie werden"

Gemeinsame Pressemitteilung von Germanwatch, Heinrich-Böll-Stiftung, Worldwatch Institut

(Berlin, 15. Mai 2012) Die weltweit wachsende Konsumgesellschaft zerstört die Lebensgrundlage von Menschen und Ökosystemen, warnt der aktuelle Bericht "Zur Lage der Welt 2012" des führenden US-amerikanischen Umweltinstituts Worldwatch, dessen deutsche Ausgabe heute in Berlin vorgestellt wurde. Es verbleibe nur noch wenig Zeit, um den Umbau der Weltwirtschaft hin zu einer grünen Ökonomie voranzutreiben und die Vorstellung vom "guten Leben" neu zu definieren, so das Fazit der rund 35 Autor/innen des Berichts. Nur so könne nachhaltiger Wohlstand für alle garantiert werden. Herausgeber der deutschen Ausgabe sind die Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch.

Wenige Wochen vor dem Auftakt der UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung im Juni in Rio de Janeiro präsentieren die Autor/innen des Berichts praktische Vorschläge, wie Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft eine grüne und faire Lebensweise befördern können. Sie schlagen u.a. vor, mit Hilfe des sog. "Top-Runner"-Programms Anreize für den Kauf von nachhaltigen Produkten zu schaffen. Auch plädieren sie für eine Berücksichtigung von Umweltschäden bei der Besteuerung von Produkten und für eine ökonomische Aufwertung von Ökosystemen, die für lebenswichtige Funktionen wie für sauberes Wasser, fruchtbare Böden oder ein stabiles Klima sorgen. Vor allem Deutschland könne mit der Energiewende weltweit ein positives Zeichen setzen.

MICHAEL RENNER, Projektleiter des Berichts "Zur Lage der Welt 2012" am Worldwatch Institut: "Ich begrüße es, dass das UN-Umweltprogramm (UNEP) das Thema "Green Economy" auf die globale Agenda setzt und aufzeigt, welche positiven Effekte grüne Investitionen auf Beschäftigung, Ressourcen, Emissionen und Umwelt haben könnten. Die Vereinten Nationen zeigen der Welt: Grüne Wirtschaft rechnet sich. Doch eine grüne Wirtschaft entsteht nicht aufgrund von Lippenbekenntnissen. Nur wenn die Staatengemeinschaft den Mut hat, staatliche Rahmenbedingungen zu schaffen, kann die Weltwirtschaft innerhalb ökologischer Grenzen florieren. Deutschland und die Europäische Union sind ein wichtiger Treiber in Rio, sie sollten sich Ende Juni mit ihren umfassenden Erfahrungen mutig und intensiv einbringen."

Prof. Dr. ANNETTE SCHAVAN, Bundesministerin für Bildung und Forschung: "Der Worldwatch-Bericht zeigt: Wissenschaft und Forschung sind immer stärker gefordert, ihrer Verantwortung für die Lösung globaler Probleme gerecht zu werden. Es geht um Internationalisierung und eine Kooperationskultur. Dabei müssen neue Technologien und Erkenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften stärker miteinander verzahnt werden. Deutschland kann dazu, gerade mit Blick auf den Umbau der Energieversorgung, einen großen Beitrag leisten."

RENATE KÜNAST, Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, plädiert für die Vorbildfunktion Deutschlands: "Der Umbau der Wirtschaft zu grünem Wachstum ist eine Herkulesaufgabe, sie gleicht in ihrer Dimension der ersten Mondfahrt. Deutschland hat die Verantwortung und die Möglichkeiten, dabei eine Vorreiterrolle einzunehmen und der Welt zu zeigen, dass es gelingen kann. Die Politik ist in der Verantwortung, dafür klare und verlässliche Ziele vorzugeben. Deutschland hat bereits erste Schritte gemacht, aber in vielen Bereichen - von Energie über Verkehr bis zu Ressourceneffizienz - haben wir noch einen enormen Weg vor uns. Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben, das haben schon viele Unternehmer verstanden. Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass es noch mehr werden."

RALF FÜCKS, Vorstand der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung: "Ein 'Green New Deal' für Europa ist nicht nur klimapolitisch notwendig. Er ist zugleich ein zentraler Beitrag zur Überwindung der europäischen Schuldenkrise. Europa wird sich aus der aktuellen Schuldenkrise nicht durch bloße Sparpolitik befreien können. Es braucht nachhaltiges Wachstum, um die öffentlichen Haushalte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, die grassierende Arbeitslosigkeit zu überwinden und den Sozialstaat zu finanzieren. Der Aufbau eines europaweiten Verbunds erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Stromnetze wird Europa an die Spitze der grünen industriellen Revolution katapultieren. Wir haben das Potenzial, um zum Vorreiter für die ökologische Transformation der Industriegesellschaft zu werden. Lasst uns diese Chance nutzen!"

KLAUS MILKE, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch, unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden Verantwortung der Unternehmen:"Ohne die positive Beteiligung der Wirtschaft ist eine Green Economy nicht hinzubekommen. Gerade deutsche Unternehmen sollten sich auch für eine verbindliche politische Rahmensetzung stark machen. Gute Unternehmensführung auf freiwilliger Basis reicht nicht aus. Zum Beispiel schaffen nur gesetzliche Offenlegungspflichten die notwendige Transparenz. Die Frage der Verbindlichkeit wird allerdings zwischen Deutschland und der EU derzeit sehr strittig diskutiert." Hierbei geht es vor allem um die Debatte, die unter Federführung des Bundesarbeitsministeriums um die sogenannte CSR-Kommunikation der EU geführt wird.

Die deutsche Ausgabe von "State of the World 2012. Moving Toward Sustainable Prosperity" des Worldwatch Instituts ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2012. Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2012 und die Architektur einer weltweiten grünen Politik" im oekom-Verlag erschienen: Mit Vorworten von Luis A. Ubinas, Robert Engelmann, Ralf Fücks und Klaus Milke sowie einem Sonderbeitrag von Ralf Fücks, Cornelia Heydenreich, Christoph Bals und Klaus Milke (München 2012, 320 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-86581-290-2).

Bitte beachten: Germanwatch und das Worldwatch Institut arbeiten seit vielen Jahren zusammen, sind aber unabhängig voneinander.

Zahlen, Daten, Fakten
zum Bericht "Zur Lage der Welt 2012" sowie Leseproben auf
www.germanwatch.org/de/4414

Terminhinweis: Einladung zur Buchvorstellung und Diskussionsrunde
"Bericht zur Lage der Welt 2012: Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2012 und
die Architektur einer weltweiten grünen Politik"
Datum: Dienstag, 15. Mai 2012, 19.00 – 21.00 Uhr
Ort: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, Berlin-Mitte
Mit: Michael Renner (Worldwatch Institut), Martin Oldeland (B.A.U.M. e.V.), Barbara Unmüßig und Ralf Fücks (Heinrich-Böll-Stiftung), Klaus Milke (Germanwatch)

Für Rezensionsexemplare und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
Heinrich-Böll-Stiftung
Karoline Richter (ehem. Hutter), Pressereferentin
T +49-(0)30-285 34-202 | 0160 365 7722, E
richter@boell.de

Germanwatch
Larissa Neubauer, Pressereferentin
T +49-(0)228-60492-23 | 0151 25211072, E
neubauer@germanwatch.org

Worldwatch Institut
Michael Renner, Projektleiter "Zur Lage der Welt 2012", M +44-793 709 4441

 

 

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http://germanwatch.org/de/4414:  

Zur Lage der Welt 2012

 

http://germanwatch.org/de/download/4064.pdf

  

http://germanwatch.org/de/download/4060.pdf

      Bisherige Ausgaben "Zur Lage der Welt"http://germanwatch.org/de/zur-lage-der-welt

 

 

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