- Senat erwartet
zügige Lösung der S-Bahn-Probleme und fordert Konsequenzen im
Betriebskonzept
- Berliner Bahngipfel soll zum regelmäßigen Treffen
werden
- Zahlreiche Themen auf der Agenda
Der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit und der
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Dr. Rüdiger Grube haben beim
ersten Berliner Bahngipfel eine enge Zusammenarbeit in allen die
Hauptstadt betreffenden Fragen verabredet. Wowereit sprach von einem
„von Vertrauen geprägten Neuanfang" im Umgang zwischen dem Berliner
Senat und der Deutschen Bahn. Grube stellte heraus, dass die Bahn sich
ihrer Verantwortung für die Verkehrsanbindungen in der Hauptstadt
bewusst sei.
An dem seit längerem geplanten Treffen nahmen unter anderem auf
Senatsseite die Bürgermeisterin und Senatorin für Stadtentwicklung
Ingeborg Junge-Reyer, die Staatssekretärin für Verkehr und
Stadtentwicklung Maria Krautzberger sowie auf Bahnseite der Vorstand
Personenverkehr Ulrich Homburg und der neue Sprecher der
Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH Peter Buchner teil.
Der Bahngipfel Berlin kam auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters
und des Vorstandsvorsitzenden der DB zustande. Mit dem Bahngipfel soll
ein kontinuierlicher Dialog zwischen dem Land Berlin und der DB
etabliert werden, der eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und eine
zügige Behandlung von Themen gewährleisten soll. „Wir wollen mit dem
Bahngipfel Berlin einen Neustart machen", erklärten Wowereit und Grube
anschließend. Die DB ist mit rund 18.300 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Berlin.
Beim Thema S-Bahn machte der Regierende Bürgermeister deutlich, dass
der Senat schnellstmöglich eine klare und deutliche Besserung erwarte.
Wowereit wörtlich: „Das Unternehmen muss sich nach dem Desaster der
vergangenen Wochen jetzt eindeutig und konsequent an den berechtigten
Erwartungen der Berliner Kundinnen und Kunden ausrichten. So schnell
wie irgend möglich muss der reguläre Fahrplan wieder gelten und
verlässlich eingehalten werden. Aber es ist jetzt auch an der Zeit,
dass die S-Bahn zu nachhaltigen Investitionen in Strecken, Service und
Fahrzeugpark zurückkehrt und damit die Qualität sichert, die wir als
Vertragspartner erwarten müssen."
Der Vorstandvorsitzende der DB sicherte zu, dass das Unternehmen alles
daran setzen werde, die laufenden Probleme kundenorientiert zu lösen.
„Unser Handeln der vergangenen Tage dokumentiert unsere
Entschlossenheit, die Probleme in den Griff zu bekommen. Die S-Bahn
erhält von Seiten des Mutterkonzerns alle notwendige Unterstützung, um
so schnell wie möglich zu einem normalen Verkehrsbetrieb zu gelangen",
erklärte Dr. Grube. Die S-Bahn hatte bereits am vergangenen Donnerstag
einen „Sechs-Punkte-Plan" zur schnellen und konsequenten Lösung der
aktuellen Probleme vorgestellt, unter anderem eine Entschädigung für
Stammkunden.
Wesentliche Themen auf dem ersten Berliner Bahngipfel waren darüber
hinaus die Anbindung des neuen Großflughafens BBI an die Schiene und
die Pläne der DB zum Standortkonzept Berlin. Nach derzeitiger Planung
wird die DB einen dreistelligen Millionenbetrag für den Innenausbau der
Bügelbauten am Hauptbahnhof investieren. „Mit dem Bezug der Bügelbauten
als Bürostandort leistet die DB einen entscheidenden Beitrag zur
urbanen Entwicklung des Umfeldes am Hauptbahnhof und zeigt damit auch
ihre Verbundenheit mit dem DB-Standort Berlin", erklärte Grube. Ab 2010
werden dort die ersten DB-Mitarbeiter einziehen. Zudem plant die DB die
Anmietung eines weiteren Bürokomplexes am Nordbahnhof.
Der Berliner Senat begrüßte die langfristigen Pläne und das Bekenntnis
der DB zum Standort Berlin. Wowereit wörtlich: „Ich freue mich über die
Klarstellung, dass die Hauptstadt für die Bahn auch
unternehmenspolitisch der zentrale Ort ist und bleibt. Und ich erhoffe
mir in Zukunft deshalb auch weitere Fortschritte beim Ausbau der
regionalen und überregionalen Bahnverbindungen."
Beide Seiten zeigten sich erfreut über die positive Entwicklung des
Berliner Hauptbahnhofs als die zentrale Verkehrsstation der Hauptstadt.
Dazu gehöre auch die geplante Verlängerung der S 21 zum Hauptbahnhof.
Der Finanzierungsvertrag für den 1. Bauabschnitt der S-Bahnverlängerung
befindet sich bereits in Endverhandlung. Zudem wird zur besseren
Anbindung des Hauptbahnhofs an das U-Bahnnetz im August 2009 der erste
Teilabschnitt der U 55 in Betrieb genommen.
Bei der Schienenanbindung des Flughafens BBI sind sich beide Seiten
über das Ziel einig, durchgängig drei Züge pro Stunde vom Hauptbahnhof
über die Anhalter Bahn zum BBI anzubieten. Ob und wie dieses Vorhaben
realisierbar ist, wird sich bei der Erstellung des Fahrplans 2010
erweisen. Die DB machte deutlich, dass sie alles daran setzen werde,
auch eine Ostanbindung für den BBI zügig zu realisieren.
Eine direkte Anbindung des BBI an das Fernverkehrsnetz kann nach
bisheriger Planung der DB in einem ersten Schritt mit dem EuroCity
Hamburg - Berlin - Wroclaw - Krakau erfolgen. Weiterhin kann für 2012
ein InterCityExpress (ICE) Berlin - Hamburg sowie Hamburg - Berlin in
den Tagesrandlagen angeboten werden. Der Senat machte deutlich, dass er
dieses bisherige Angebot der Bahn für nicht ausreichend hält und
mindestens eine komplette IC- oder ICE-Linie, die über die Stadtbahn
verkehrt, zur Fernverkehrsanbindung des Flughafens BBI für nötig hält.