05.01.2010
Die Berliner Immobilienmärkte können nach dem Ende der Rezession einen zügigen Aufschwung erwarten. Diese Einschätzung äußerte Lutz Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien, in einem Interview mit dem IHK-Magazin „Berliner Wirtschaft" (Januar-Ausgabe 2010).
Berlins Immobilienbranche sei in der Finanz- und Wirtschaftskrise vergleichsweise glimpflich davongekommen, sagte Aengevelt. Während etwa der Flächenumsatz bei Büromieten an den großen deutschen Standorten 2009 im Schnitt um 29 Prozent zurückgegangen sei, habe das Minus in Berlin lediglich elf Prozent betragen.
Deutschlands Immobilienmärkte hätten insgesamt die Rezession hinter sich gelassen, sagte Aengevelt. Der Aufschwung werde aber weniger intensiv und zeitlich gestreckter verlaufen als in der Vergangenheit. „Berlin wird aufgrund seiner großen Wohnungsbestände in wenigen Händen, steigender Wohnungsmieten in den nachgefragten Quartieren und niedrigen Sachpreisen im Bundesvergleich vom Aufschwung profitieren", zeigte sich Aengevelt optimistisch.
Derzeit mangele es vor allem auf Seiten der Verkäufer noch an Bereitschaft, mit den Preisen herunterzugehen, sagte Aengevelt dem Magazin. „Die Wertberichtigungen sind noch nicht durchgestanden, da lauern noch Überraschungen." Es fehle aber grundsätzlich nicht an Geld, sondern eher an Vertrauen.
Presseinformation der IHK Berlin vom 04. Januar 2010 - auch hier zu lesen
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Es fehlt nicht an Geld, sondern eher an Vertrauen
Gute Möglichkeiten im Wohnungssektor: Berliner Immobilienmärkte kehren zum gesunden Investitions-Niveau „normaler" Zeiten zurück
Fragen an Dr. Lutz Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien
Konjunkturprognosen werden freundlicher.
Können wir für dieses Jahr schon Krisen-Entwarnung geben?
Krisen-Entwarnung ja, der Aufschwung wird indessen weniger intensiv und
zeitlich gestreckter verlaufen als in der Vergangenheit. Die Märkte sind
unsicher. Deshalb können Nachrichten wie die Dubai-Krise immer wieder für kurze
Rückschläge sorgen. Die „Wertberichtigungen" sind aber noch nicht
durchgestanden, da lauern noch Überraschungen. Es fehlt nicht an Geld, sondern
eher an Vertrauen. Grundsätzlich hat sich Deutschland etwa im Vergleich zu
Großbritannien oder Spanien jedoch recht gut geschlagen und ab dem zweiten
Quartal 2009 die Rezession hinter sich gelassen. Diese Entwicklung geht stark
auf das Konto ökonomischer Anreizmaßnahmen wie der Abwrackprämie. Es ist
deshalb damit zu rechnen, dass nach Auslaufen der Konjunkturmaßnahmen ein
gewisser „Wachstumseinbruch" zu verzeichnen sein wird, wenn sich der Aufschwung
bis dahin nicht selbst trägt. Das derzeitige Wachstum der Exporte lässt
indessen hoff en, dass die Wirtschaft der „Exportnation" Deutschland im Jahre
2010 zu einem nachhaltigen Wachstumspfad zurückgekehrt ist. Auf dem
Arbeitsmarkt wird die Krise allerdings erst 2010 richtig ankommen. In diesem
Jahr ist damit zu rechnen, dass die EZB von der aktuellen Niedrigstzinspolitik
abrückt, sobald die Konjunktur in eine stabile Wachstumsphase übergeht.
Spannend wird der Ausstieg aus der Überliquidität, um neue Blasenbildungen zu
verhindern. Dabei ist vor allem politischer Mut gefragt.
Berlins Immobilienmärkte haben sich
bislang recht gut gehalten. Wie dauerhaft ist so eine Sonderkonjunktur?
Auf den deutschen Immobilienmärkten sind die Büroflächenumsätze weniger
drastisch gefallen als in anderen europäischen Standorten. In den „Big Five"
betrug der Rückgang des Flächenumsatzes im ersten bis dritten Quartal 2009 im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum rd. 29 Prozent. Der Umsatzrückgang in Berlin
war im gleichen Zeitraum mit elf Prozent vergleichbar moderat. Berlin definiert
sich als Wirtschaftsstandort über die Dominanz des konjunkturunabhängigen öffentlichen
Sektors inklusive Medien, Verbänden etc. Diese Wirtschaftsstruktur wird sich in
Berlin nicht ändern. Zusätzlich tragen die „jungen" Branchen Dynamik in den
Markt. Wir gehen davon aus, dass sich der Berliner Büroflächenumsatz in den
nächsten Jahren relativ stabil auf dem Niveau von 2009 entwickeln wird. Auch im
Investmentsegment fielen die Umsatzrückgänge in Berlin mit 32 Prozent gemäßigt
aus. 2009 erlebten wir unserer Prognose gemäß bundesweit eine zunehmende
Fokussierung auf Wohnimmobilien zu Anlagezwecken. Berlin wird aufgrund seiner
großen Wohnbestände in vergleichbar wenigen Händen, steigender Wohnungsmieten
in den nachgefragten Quartieren und vergleichsweise niedrigen Sachpreisen im
Bundesvergleich hiervon profitieren. Voraussetzung ist indessen die
Bereitschaft auf Verkäuferseite, die Objekte zu käufergerechten Preisen zu
veräußern. Das wird nicht immer einfach sein, weil Manche in Boomzeiten zu
teuer eingekauft haben.
Wenn der Aufschwung endlich in Sicht
kommt, wie kräftig wird er nach Ihrer Einschätzung sein, geht es zurück auf
frühere Rekordhöhen?
Im ersten Halbjahr 2009 betrugen die Investmentumsätze gewerblicher Immobilien
in den fünf großen deutschen Immobilienmärkten zirka 1,7 Mrd. Euro. Allein im
dritten Quartal wurden demgegenüber etwa 1,8 Mrd. Euro umgesetzt. Dieser
Aufwärtstrend zeugt von einem steigenden Transaktionsgeschehen auf dem
deutschen Immobilienmarkt. Nach der Schockstarre im ersten Halbjahr 2009 nähern
sich Käufer und Verkäufer preislich wieder an. Nach der erfolgten
Preiskorrektur wenden sich dabei eigenkapitalstarke Investoren verstärkt dem
deutschen Immobilienmarkt zu. Auch internationale Akteure sondieren wieder den
deutschen Markt, der durch eine vergleichsweise geringe Volatilität und stabile
Cash-flows gekennzeichnet ist. Entsprechend sind am Immobilien- Investmentmarkt
mittelfristig wieder „normale" Umsatzvolumina wie in den Jahren vor dem Boom
möglich.
Mit den Krisen-Erfahrungen im
Hinterkopf: Werden Sie in diesem Jahr anders agieren als vorher?
Unser Haus feiert dieses Jahr sein 100jähriges Unternehmensjubiläum. Dank
unserer völligen Unabhängigkeit sind wir nicht Quartalsdenken unterworfen,
sondern können für unsere Kunden langfristig planen und agieren. Dazu zählt auch
eine auf Kontinuität ausgerichtete Personalpolitik und -schulung: Wir haben
2009 kein Personal abgebaut, sondern sogar eine weitere Niederlassung eröffnet
und enttäuschte Abwanderer wieder aufgenommen. Wir lernen täglich dazu - in
Krisen- und in Boomzeiten. Dabei verfolgt unser Haus die Politik der
energischen, aber nicht der „schnellen" Geschäfte: Damit haben wir gerade in
der Unsicherheit der Krise vertrauensbildende „Leuchttürme" besetzt. Daran
werden wir auch nichts ändern.
Unsere
konservative Geschäftspolitik hat sich als erfolgreich erwiesen
Berliner Volksbank setzt weiterhin auf hochwertige Beratung und versteht sich
als Haus für den Mittelstand in Berlin und Brandenburg