Das Kompetenzfeld Verkehr und Mobilität Berlin- Brandenburg
05.02.2010
Das Kompetenzfeld Verkehr und Mobilität Berlin-Brandenburg
Fragen an den Kompetenzfeldmanager Thomas Meißner (FAV)
Aus dem Innovationsjahrbuch 2009 der TSB Technologiestiftung Berlin
Wie hat sich das Kompetenzfeld Verkehr und Mobilität im zurückliegenden Jahr entwickelt?
Meißner: In den letzten Jahren ist das Kompetenzfeld kontinuierlich gewachsen. Allerdings wird sich das in 2009, bedingt durch die Wirtschaftskrise, nicht fortsetzen. Voraussichtlich werden wir keinen Zuwachs an Arbeitsplätzen haben. Glücklicherweise hat es Berlin-Brandenburg nicht so schwer getroffen wie Regionen mit einer starken Automobilindustrie. Hier erweist es sich als Vorteil, dass die Verkehrssystemtechnik in der Hauptstadtregion recht breit über verschiedene Handlungsfelder hinweg aufgestellt ist - von der Logistik über Verkehrstelematik, Schienenverkehrstechnik und Automobiltechnik bis hinzu Luft- und Raumfahrt.
Welche Rolle spielt dabei der TSB-FAV?
Der Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin (TSB-FAV) fungiert als Kompetenzfeldmanager für Verkehr und Mobilität im Rahmen der kohärenten Innovationsstrategie des Landes Berlin. Er ist ein Bereich der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH. Seit Gründung im Jahr 1997 ist der FAV als Netzwerkmanager und Projektentwickler für Forschungsinstitute und Unternehmen der Region Berlin-Brandenburg aktiv. Dabei unterstützt der FAV die Einbindung der deutschen Hauptstadtregion in internationale Entwicklungspartnerschaften. Das vom FAV geleitete Netzwerk aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Betreibern bietet den Akteuren aus der Region Berlin-Brandenburg Hilfe bei der Definition von Projekten, bei der Vermittlung von Kooperationen und beim Zugang zu ergänzenden Fördermitteln auf nationaler wie internationaler Ebene an.
Was waren die Highlights im Verkehrsbereich?
Großen Schub hat unsere Region im Bereich Elektromobilität und anderer alternativer Antriebstechniken bekommen. Zwei große Konsortien von Autoherstellern und Stromproduzenten lassen derzeit Versuchsflotten von Elektrofahrzeugen durch Berlin fahren. Ergänzend und integrierend haben sich Berlin und Potsdam als Modellregion Elektromobilität im Programm des Bundesverkehrsministeriums positioniert. Der TSB-FAV fungiert hier als Projektleitstelle in enger Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat und der Stadt Potsdam.
Ziel ist es, alle unsere Kompetenzen in der Region, in der Forschung und bei den Zulieferbetrieben, so zu verbinden, dass wir an diesem verkehrlichen Großprojekt Elektroauto von der Testphase bis zur Wertschöpfung ständig beteiligt sind. Hier wird ein neues Kapitel der Verkehrsgeschichte geschrieben. Berlin und Brandenburg haben gute Chancen, daran zu partizipieren. Elektromobilität ist das Zukunftsthema, insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussionen um die Krise in der Automobilwirtschaft, schwindende Ölreserven und den Klimaschutz. Wer "als Erster" bei diesen innovativen Entwicklungen dabei sein will, muss Know-how aufbauen und sich als ernst zu nehmender Player auf diesem Gebiet positionieren.
Fortschritte gab es auch im Bahnbereich. Mit mehreren Projekten war der TSB-FAV an europäischen Entwicklungsvorhaben zum Thema "Zug der Zukunft" beteiligt. Das von Bombardier in Hennigsdorf und dem TSB-FAV gemeinsam geleitete Teilprojekt "MODLINK" erarbeitete neue, ergonomisch optimierte Lösungen für den Arbeitsplatz des Lokführers und den Fahrgastraum. Bei Letzterem spielten die Bedürfnisse von mobilitätsbehinderten Personen eine wichtige Rolle. Die Erkenntnisse der Ergonomieforschung werden jetzt von regionalen Bahntechnik-Unternehmen bei der Gestaltung neuer Führerstände übernommen. Ein erfolgreicher Wissenstransfer für mehr Sicherheit im Zugbetrieb.
Weitere Höhepunkte in Form von Veranstaltungen waren der Tag der Verkehrswirtschaft, den der FAV wieder zusammen mit der IHK Berlin ausrichtete, die Asien-Pazifik-Wochen mit einem Schwerpunkt zum Thema Globale Mobilität, wie auch der Logistikkongress, der alljährlich die Leitveranstaltung dieser Branche ist.
Was werden absehbare Schwerpunkte im Jahr 2010 sein?
Wir werden konzentriert am Aufbau des Netzwerks INFABB (Innovative Fahrzeugantriebe Berlin-Brandenburg) arbeiten. Es geht um die gemeinsame Entwicklung von regionalem Potenzial, um zielgerichtet innovative FuE-Projekte im Bereich moderner Antriebe zu definieren und umzusetzen. INFABB will bestehendes Know-how und Lücken identifizieren, um daraus Handlungsempfehlungen für die Politik zu erarbeiten. Ferner wollen wir bestmögliche Projektkonsortien etablieren und mit den bestehenden Kompetenzen und Erfahrungen innovative FuE-Projekte durchführen und die Ergebnisse in die Umsetzung überführen.
Große Leitmessen wie die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA oder die InnoTrans-Messe für Schienenverkehrstechnik werden erneut internationale Aufmerksamkeit auf unsere Region lenken. Und es steht das Richtfest für den Großflughafen BBI an - eine der größten Verkehrsinvestitionen in Europa derzeit.
Thomas Meißner
Leiter TSB FAV
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