Zum Seitenanfang Druckversion  

‘Masterplan Industrie‘ für Berlin

08.07.2010


'Masterplan Industrie' für Berlin

Das industrielle Wachstum der Hauptstadt soll über Bundes-Niveau steigen

Masterplan Industrie
Es ist vollbracht: Wirtschaftssenator Harald Wolf (Mitte) mit dem „Masterplan Industrie", der von Vertretern der Wirtschaftsverbände, von Gewerkschaftsvertretern und Politikern unterschrieben wurde Foto: Lässig

Industriestadt Berlin? Nicht nur Anfang des 20. Jahrhunderts, als Berlin die größte Industriemetropole Europas war, sondern bis heute wird in Berlin industriell produziert. Bestimmten damals noch rauchende Schornsteine von Unternehmen wie AEG, Siemens oder Borsig das Bild, sind es heute moderne, leistungsfähige und innovative Industrieunternehmen - ohne Qualm und Dreck.

Die „moderne Industrie" hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt - mit steigender Exportquote und wachsender Bruttowertschöpfung. Allerdings weist Berlin noch ein industrielles Defizit mit zu wenig Industriearbeitsplätzen auf. Dieses gilt es abzubauen, denn Industrie ist neben Kunst, Kultur, Wissenschaft und Tourismus ein wichtiger Garant für die wirtschaftliche Zukunft der Stadt. Industrie schafft Wachstum und Beschäftigung, sie bringt Innovationen hervor und gibt Impulse für Wissenschaft und Forschung.

Dieser Bedeutung ist sich inzwischen auch der Berliner Senat bewusst und stellt seine Industriepolitik in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gewerkschaften neu auf. Nach der Etablierung eines „Steuerungskreises Industriepolitik" beim Regierenden Bürgermeister im März wurde nun der Masterplan Industriestadt Berlin 2010 bis 2020 der Öffentlichkeit präsentiert. Wirtschaftssenator Harald Wolf unterzeichnete gemeinsam mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften ein Leitbild für die Industrie und stellte die Eckpunkte des Masterplans vor, der von diesem breiten Bündnis entwickelt wurde.

Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften verantworten nun die Umsetzung der 34 konkret benannten Projekte, die in den Feldern Rahmenbedingungen, Innovationen, Fachkräfte und Standortkommunikation niedergelegt sind. Dazu gehören eine „be-Berlin-Imagekampagne" für die Industriestadt Berlin, die Entwicklung eines Industrieparks auf dem Gelände des Flughafens Tegel, die bessere Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie, die gezielte Förderung mathematisch- naturwissenschaftlicher Kompetenz an Schulen, Hochschulen und in Betrieben. Mit den ressortübergreifenden Projekten soll das Ziel erreicht werden, in Berlin industrielles Wachstum über dem Bundesdurchschnitt zu generieren.

saf

Leserbrief an die BERLINER WIRTSCHAFT versenden
Weitere Artikel der Juni-Ausgabe 2010

*

Der Bär klopft wieder ans Werkstor

Mittelstandskolumne

Geyer Norbert Geyer, Inhaber der Geyer-Gruppe und Mitglied des Kompetenzteam Mittelstand der IHK Berlin. | Foto: IHK

Unternehmen werden durch den „Masterplan Industriestandort Berlin" gestärkt

In einer Zeit, in der uns die sich widersprechenden Rettungsbefehle auf der Finanztitanic die Laune verderben, sind positive Meldungen sehr willkommen. Eine solche Meldung gibt es zu verkünden: Der „Masterplan Industriestandort Berlin" ist am 5. Mai im Roten Rathaus unterzeichnet worden. Das ist insofern eine gute Nachricht, als sich die entscheidenden Institutionen unseres Landes gemeinsam dem Thema Industriestandort zugewandt haben. Es ist also nicht zu befürchten, dass das Vorhaben still und leise in den Schreibtischen der Desinteressierten verschwinden wird.

Die Medien haben zwar im Nachgang zur Pressekonferenz recht zögerlich und eher abwartend reagiert. Es gab wohl auch schon zu viel Ankündigungspolitik in unserer Stadt. Ich setze jedoch darauf, in den nächsten Wochen und Monaten viel, viel mehr über den neuen Gang der Dinge lesen und hören zu können.

Zu viele Jahre haben sich die Regierenden um Dienstleistung, Tourismus und Events gekümmert. Nicht nur die Arbeitslosenzahl in Berlin, die Höchste aller Bundesländer, bestraft uns dafür, in der Vergangenheit zu wenig für die industrielle Entwicklung unserer Stadt getan zu haben. Es ist aber nie zu spät, etwas richtig zu machen!

Der Berliner Bär ist aufgebrochen, wieder den „Blaumann" aus dem Spind zu holen, um den Anteil industrieller Produktion deutlich zu erhöhen - obwohl der „Blaumann" in der heutigen Industrielandschaft gar kein „Blaumann" mehr ist.

Warum ist mir das als Unterzeichner für das Kompetenzteam Mittelstand, den Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbauer und als in Berlin produzierender Mittelständler so wichtig?

Es ist für uns ein Vertriebsnachteil, bei unseren überregionalen Kundenkontakten erläutern zu müssen, warum wir „noch" in Berlin produzieren. Der sich verschärfende Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter, ganz besonders auch um Auszubildende, braucht Vertrauen zum Standort Berlin. Die Politik muss uns dabei unterstützen, den jungen Menschen glaubhaft zu machen, auch künftig einen technisch orientierten Arbeitsplatz in der Berliner Industrie finden zu können. Das sichert unsere betriebliche Zukunft! Auch die vielen naturwissenschaftlich orientierten Absolventen der Fachhochschulen und Universitäten unserer Stadt sollten zuerst einmal die Möglichkeiten einer Arbeitsaufnahme in Berlin nutzen können. Unsere Stadt hat die Ausbildungskosten getragen und sollte sich ab jetzt auch um den „Ertrag" daraus kümmern. All das und vieles mehr wird ja nun passieren und die Position nicht nur meines Unternehmens in Berlin stärken!

Norbert Geyer

 

Quelle Berliner Wirtschaft Juni 2010 - auch hier  zu lesen



Zum Seitenanfang Druckversion   Zum Seitenanfang  Zum Seitenanfang 
oben