Konjunktur-Erholung und Beschäftigungs-Plus
09.07.2010
Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2009/2010 erschienen: Konjunktur-Erholung und Beschäftigungs-Plus
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen teilt mit:
Berlins Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich in der Konjunktur- und
Finanzkrise als erstaunlich robust erwiesen. Zwar hat sich die Krise
2009 auch in Berlin ausgewirkt. So ist das reale Bruttoinlandsprodukt
2009 um 0,7 Prozent gesunken, nachdem die Wirtschaftleistung in der
Hauptstadt zwischen 2005 und 2008 in jedem Jahr stärker als bundesweit
gewachsen war. Im Jahr 2010 zeichnet sich allerdings auch in Berlin
eine wieder zunehmende Wirtschaftsleistung ab. Die Arbeitslosenzahlen
liegen nach einem Anstieg inzwischen wieder unter denen des Vorjahres.
Wirtschaftssenator Harald Wolf: „In Berlin ist nach
dem schwierigen Jahr 2009 von einer allmählichen wirtschaftlichen
Erholung auszugehen. Dies deuten das insgesamt wieder bessere
Wirtschaftsklima und auch die gefestigte Industrienachfrage an.
Unterstützt wird die Entwicklung durch die öffentlichen
Infrastrukturmaßnahmen aus dem Konjunkturpaket II. Ich gehe deshalb
davon aus, dass im Jahr 2010 das reale Bruttoinlandsprodukt in der
Hauptstadt vorsichtig geschätzt um etwa 1 Prozent zunehmen wird. Damit
könnte die Wirtschaftleistung in Berlin bereits 2010 das
Vorkrisenniveau von 2008 wieder überschreiten. Bundesweit dürfte dies
frühestens 2012 der Fall sein."
Positiv bewertet Arbeitssenatorin Carola Bluhm
die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Besonders erfreulich sei, dass die
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im
Jahresdurchschnitt 2009 den Stand von 2008 um 24.000 bzw. 2,2 Prozent
übertraf. Im Vergleich aller Bundesländer nahm Berlin damit einen
Spitzenplatz ein. Die jüngsten Entwicklungen am Arbeitsmarkt stimmten
zuversichtlich, dass die Beschäftigungssituation auch 2010 stabil
bleibt. Kritisch sieht Bluhm hingegen die Zunahme prekärer
Beschäftigungsverhältnisse, etwa die in den letzten Jahren gewachsene
Zahl an Minijobs. Hier müsste der Bund dringend gegensteuern, so Bluhm.
Mit Blick auf Leiharbeit müsse zudem der Grundsatz gleicher Lohn für
gleiche Arbeit gelten.
Als maßgeblich für die positive Entwicklung der Berliner Wirtschaft macht Senator Wolf
zwei Gründe aus: In Berlin hat sich in den vergangenen Jahren eine
diversifizierte Unternehmenslandschaft aus modernen
Industrieunternehmen und einer kreativen Dienstleistungsbranche
entwickelt. Dieser Mix hat sich im vergangen Jahr als Konjunktur
stabilisierend erwiesen, da die weltwirtschaftlichen Kriseneinflüsse
besser kompensiert werden konnten. Darüber hinaus spielt in diesem
Zusammenhang die wachsende Standortbedeutung von Unternehmen, die den
innovativen Cluster Berlins zuzurechnen sind, eine große Rolle. Denn
viele dieser haben sich auch in der Krise stabil entwickelt und konnten
so dazu beitragen, dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in
Berlin im abgelaufenen Jahr unterdurchschnittlich ausfiel.
Bluhm und Wolf sind sich jedoch
einig, dass es trotz positiver Signale zu früh sei, die Krise als
beendet zu betrachten. Der durch umfangreiche Konjunkturpakete
gestützte Aufschwung sei immer noch nicht selbsttragend und verlaufe
noch schleppend. Entscheidend sei nun, dass wirtschaftspolitisch der
richtige Rahmen und arbeitsmarktpolitisch die richtigen Prioritäten
gesetzt werden, damit Berlin gestärkt aus der Krise hervorgehen kann.
Senator Wolf setzt dabei auf die Fortführung der
bewährte Doppelstrategie der Bestandssicherung und
Innovationsförderung: Wolf: "Um im internationalen Wettbewerb vorne
mitspielen zu können, muss der Industriestandort Berlin weiter gestärkt
werden. Das Neue Leitbild Industriestadt Berlin, gemeinsam entwickelt
mit allen standortrelevanten Akteuren, ist diesbezüglich ein wichtiges
Zeichen. Darüber hinaus setzt das sich in zügiger Umsetzung befindliche
Konzept Unternehmensservice in Kooperation mit den Berliner Bezirken
neue und wichtige Akzente in der Akquisitionspolitik und der
Kommunikation mit den Unternehmen vor Ort. Gleichzeitig hat sich unsere
regionale Netzwerkidee zu einem Erfolgsmodell für alle Beteiligten
entwickelt. Die drei Cluster Gesundheitswirtschaft, Kommunikation,
Medien und Kulturwirtschaft sowie Verkehr und Mobilität. die den Fokus
dieses Ansatzes bilden erweisen sich mehr und mehr als Garant für
Innovationen sowie die Entstehung zukunftsfähiger Arbeitsplätze.
Die gemeinsame Fachkräftestudie für Berlin und Brandenburg führe
deutlich vor Augen, dass Fachkräfteentwicklung die entscheidende
Zukunftsaufgabe sei, so Bluhm
- laut Studie würden in der Region im Jahr 2030 bis zu 460.000
Fachkräfte fehlen, sollten Wirtschaft und Politik nicht gegensteuern:
„Alle wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Akteurinnen und Akteure
sind hier gefordert. Dabei sehen wir uns als Senat in der
Verantwortung, erwarten aber auch ein noch stärkeres Engagement der
Unternehmen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Fachkräfte von morgen
bereits heute ausgebildet und qualifiziert werden. Das Land Berlin wird
seine Gestaltungsräume nutzen, um Impulse für mehr Beschäftigung und
Teilhabe zu setzen. Hierfür wurde ein ganzes Bündel von Maßnahmen
geschnürt, das die Ausbildungsförderung, die Förderung der beruflichen
Weiterbildung und des lebenslangen Lernens ebenso umfasst wie die
Profilierung lokaler arbeitsmarktpolitischer Ansätze."
Auch der öffentlich geförderte Beschäftigungssektor gehöre dazu, mit
dem Berlin aufzeigt, dass eine produktive Alternative zur
Arbeitslosigkeit und ein anderer Umgang mit Arbeitslosigkeit möglich
sind.
Weil die Berliner Arbeitsmarktpolitik weitgehend von Vorgaben des Bundes abhängig ist, erwartet Senatorin Bluhm
von der Bundesregierung, dass diese sich ihrer Verantwortung stellt und
den Weg ebnet für eine verlässliche und stetige Arbeitsmarktpolitik
ebnet. Sie forderte die Bundesregierung deshalb dazu auf, von ihren
Sparplänen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik Abstand zu nehmen. Bluhm:
„Die Pläne der Bundesregierung sind ein arbeitsmarktpolitischer Irrweg.
Pflichtleistungen für Arbeitslose durch Ermessensleistungen zu ersetzen
und bei der Qualifizierung von Arbeitslosen zu sparen - das ist
angesichts der Anforderungen an permanente Weiterbildung verheerend.
Arbeitslose brauchen Unterstützung, Arbeitsförderung darf daher nicht
zur Manövriermasse werden."
Bluhm kündigte für den Herbst einen „Masterplan
Qualifizierung" an. Mit dem Masterplan sollen die Aus- und
Weiterbildung an den zukünftigen Fachkräftebedarf angepasst werden.
Schwerpunkte bilden unter anderem die Übergänge zwischen Schule und
Beruf, die Qualifizierung von Geringqualifizierten, die
Aufstiegsweiterbildung sowie die Durchlässigkeit des Bildungssystems.
Internet:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-wirtschaft/publikationen/berichte/wab2010.pdf
Rückfragen: Stephan Schulz
Telefon: 9013-7418
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Bundeshaushalt 2011 und Finanzplan des Bundes bis 2014
Wirtschaftliche Entwicklung: Berlin holt auf - Der Senat stellt seinen Bericht zur Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts vor. Die Kluft zwischen Berlin und den anderen Ländern wird kleiner.
Der Tagesspiegel, 9.7.2010
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/berlin-holt-auf/1879138.html
Berliner Wirtschaft: Mit wenig Blessuren durch die Krise - Berlin hat weniger unter der Wirtschaftskrise gelitten als andere Bundesländer und erholt sich schneller. Die Arbeitslosenzahlen bleiben aber hoch - und auch wirtschaftlich gibt es noch viel zu tun.
taz, 9.7.2010
http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/mit-wenig-blessuren-durch-die-krise/
Berliner Wirtschaft wächst wieder - Die Berliner Wirtschaft hat das Krisenjahr 2009 wesentlich besser überstanden als erwartet.
Berliner Morgenpost, 9.7.2010
Berlin kommt erholt aus der Krise - Carola Bluhm und Harald Wolf präsentierten den Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2009/2010
Neues Deutschland, 9.7.2010
http://www.neues-deutschland.de/artikel/174861.berlin-kommt-erholt-aus-der-krise.html
Schattenseiten- Martin Kröger zum Wirtschafts- und Arbeitsbericht
Neues Deutschland, 9.7.2010
http://www.neues-deutschland.de/artikel/174860.schattenseiten.html
Postindustrielles Glück - Der Senat erwartet, dass Berlin schneller als der Rest des Landes aus der Krise kommt
Berliner Zeitung, 9.7.2010
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0709/berlin/0030/index.html