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Strukturwandel durch Konversion

13.08.2010

„Strukturwandel durch Konversion"

Ausstellung dokumentiert Bandbreite der zivilen Umwandlung ehemaliger Militärflächen

Presseinformation vom 12.08.2010 - auch hier  zu lesen

„Strukturwandel durch Konversion" ist der Titel einer Ausstellung, die Minister Ralf Christoffers heute im Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten eröffnet hat. „Die ausgestellten Fotografien aus allen Landesteilen dokumentieren die große Brandbreite der Konversion. Sie belegen, dass die zivile Umwandlung von ehemals militärisch genutzten Liegenschaften einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung des Landes Brandenburg in den vergangenen 20 Jahren geleistet hat", sagte Minister Christoffers.

Die Ausstellung rufe zudem sehr anschaulich in Erinnerung, dass nach der friedlichen Beendigung der Ost-West-Konfrontation die Überführung von militärischen Ressourcen in zivile Anschlussnutzungen zu den wichtigsten Aufbaumaßnahmen im Land Brandenburg gehört habe, so der Minister weiter.

„Brandenburg war weitaus stärker als andere Bundesländer mit nicht mehr benötigten Militärflächen belastet. Hinzu kamen Personal und Zulieferbetriebe für Rüstungsgüter, deren Kapazitäten für zivile Zwecke zu nutzen waren", hob Christoffers hervor. „Dem schwierigsten Teil der Konversionsaufgabe hat sich das Land Brandenburg gestellt, als es 1994 vom Bund die vormals von der Westgruppe der Truppen (WGT) in Anspruch genommenen und oft stark belasteten Liegenschaften übernommen hatte."

Von den rund 100.000 Hektar Flächen, die früher von der WGT genutzt wurden, die Brandenburg übernommen hat, wurden inzwischen rund 93 Prozent in eine zivile Nutzung überführt. Viele Beispiele belegen den Erfolg der Umwandlung: Auf ehemaligen Militärliegenschaften wurden unter anderem Wohnraum, Technologie- und Gründer- sowie Behördenzentren, Universitäten, Fachhochschulen und zivile Heilstätten geschaffen. Es entstanden Natur- und Landschaftsschutzgebiete mit munitionsberäumten Wegen zum Wandern und Rad fahren. Beseitigt wurden militärische Hinterlassenschaften wie umweltschädliche Giftstoffe. Viel wurde bei der Sanierung von Boden und Grundwasser sowie beim Abriss maroder Militärbauten erreicht. Jüngstes Kapitel der Konversionsgeschichte ist die Nutzung ehemaliger Militärflächen für die Erzeugung erneuerbarer Energien, insbesondere im Solarbereich.

Insgesamt wurden in der Konversion in Brandenburg seit 1990 rund 2 Milliarden Euro investiert - Investitionen, die zu einem Großteil mit Mitteln des Landes, des Bundes, der EU sowie der Kommunen unterstützt wurden. Allein aus dem Konversionsprogramm wurden seit 1990 über die InvestitionsBank des Landes Brandenburg (ILB) 132 Millionen Euro für 270 Vorhaben aus den Bereichen Infrastruktur und der Unternehmensförderung bereitgestellt. Damit verbindet sich ein Investitionsvolumen von 178 Millionen Euro.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung hat Minister Christoffers im Rahmen einer Pressefahrt verschiedene Konversionsstandorte besucht. „Bereits anhand dieser Beispiele wird deutlich, welchen enormen Beitrag die Konversion zum Strukturwandel in Brandenburg geleistet hat. Zugleich zeigen sie, welche Aufgaben bei der zivilen Umwandlung ehemaliger Militärliegenschaften noch vor uns liegen", sagte Christoffers. „Denn die Konversion in Brandenburg ist trotz aller Erfolge noch nicht abgeschlossen. Neben den WGT-Liegenschaften sind noch Militärflächen in eine zivile Nutzung zu überführen, die die Bundeswehr aufgegeben hat."

Die Stationen der Pressefahrt:

Beelitz-Heilstätten

Die ehemals größten deutschen Lungenheilstätten wurden von 1902 bis 1945 von der Landesversicherungsanstalt Berlin für die Behandlung der Berliner Arbeiterschaft genutzt. Nach 1945 beherbergte die Anlage das zentrale Militärhospital der Westgruppe der sowjetischen Truppen. Nach dem Abzug des Militärs ging das Areal in privates Eigentum über, die Revitalisierung des Standortes begann. Der entwickelte Gesundheitspark Beelitz mit den Klinken Beelitz GmbH als größtem Arbeitgeber vor Ort hat sich auf den Bereich der Neurologie, der Re-habilitation von Schlaganfallpatienten sowie auf Parkinson-Patienten spezialisiert.

2008 kam es zu einem umfangreichen Eigentümerwechsel der bis dahin leerstehenden historischen Gebäude der Beelitzer Heilstätten. Neben den Zielen, weitere gesundheitsbezogene Einrichtungen sowie Wohnnutzungen am Standort zu entwickeln, wird seit Anfang 2010 das Projekt „Heilstätten Park" vorbereitet. Ziel: die besondere Atmosphäre und das einmalige Ambiente der Parklandschaft mit den historischen Klinikgebäuden denkmalgerecht zu präsentieren und aus der Höhe eines Baumwipfelpfades erlebbar zu machen.

Biotechnologiepark Luckenwalde

Der im September 1997 eröffnete Biotechnologiepark Luckenwalde zählt heute zu Deutschlands modernsten Einrichtungen seiner Art und ist fester Bestandteil des Biotech-Clusters der Hauptstadtregion. Er wurde durch die Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Teltow-Fläming (SWFG) auf einer ehemals militärisch genutzten Fläche entwickelt. Das campusartige Gelände bietet die räumliche Nähe von Arbeiten, Forschen und Wohnen. Herzstück des Biotechnologieparks ist ein Technologie- und Gründerzentrum. 38 kleine und mittlere Unternehmen aus der Biotechnologie und Medizintechnik sowie dem Life-Science-Sektor mit nahezu 500 Arbeitsplätzen sind derzeit auf dem 28 ha großen parkähnlichen Gelände angesiedelt. Bis heute hat die SWFG rund 50 Millionen Euro in den Biotechnologiepark investiert. 2007 wurde der Park als einer der ausgewählten Orte im Rahmen der Standortinitiative „Deutschland - Land der Ideen" ausgezeichnet.

Kulturzentrum „Das Haus" in Niedergörsdorf, OT Altes Lager

Nachdem zwischen 1914 und 1918 auf dem Gelände Zeppeline stationiert waren, entstand ab 1933 ein Militärkomplex u. a. mit Fliegerhorst und Fliegertechnischer Schule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das „Alte Lager" bis 1992 von der Westgruppe der Truppen genutzt.

Aus einem ehemaligen Offizierskasino, das die deutsche Wehrmacht 1935 errichtet hatte, entstand ab 1996 ein Kunst- und Kulturzentrum. Die enge Zusammenarbeit mit dem freien Berliner Theater 89 bestimmt viele Höhepunkte im Veranstaltungskalender. Ergänzt wird der professionelle Theaterbetrieb durch Aufführungen von Laien, Schülerinszenierungen und andere Projekte. „Das Haus" ist zudem Sitz der Tourismusinformation der Gemeinde Niedergörsdorf, im Roten Salon werden Trauungen vollzogen und im Nordflügel stehen 7 Gästezimmer und eine Ferienwohnung zur Verfügung.

Militärstadt Jüterbog 2

Jüterbog war mehr als 150 Jahre Garnisonstadt. Mit Jüterbog 2 entstand ein rein militärischer Stadtteil, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts in neugotischem Stil. Hier waren für das gesamte frühere Deutsche Kaiserreich mit Ausnahme von Bayern die zentralen Schießschulen der Feld- und Fuß- oder Festungsartillerie angesiedelt. Die Nationalsozialisten nahmen nach 1933 weitere Flächen für das Militär in Anspruch. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten die sowjetischen Truppen Jüterbog 2 weiter und beanspruchten insgesamt mehr als zwei drittel der administrativen Fläche der Stadt Jüterbog.

Mit dem Abzug der Westgruppe der Truppen wurde die militärische Nutzung beendet. Im Rahmen von Konversionsmaßnahmen wurden seitdem historische Kasernen in Wohnraum umgestaltet, Truppenübungsplätze zu Naturschutzgebieten umgewandelt und Gebäude zurückgebaut.

Solarpark „Selterhof"

Der „Selterhof" ist ein Beispiel für die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien auf ehemaligen Militärflächen. Einst Standort der Roten Armee, hat die Energiequelle GmbH den rund 40 ha großen Standort 2007 übernommen und aufwändig saniert. Auf einer Hälfte des Areals ist mit ein Solarpark mit 2,25 MW Leistung entstanden, die andere Hälfte soll in den nächsten Jahren einer Nutzung zugeführt werden.

An rund 20 Standorten in Brandenburg, die die Westgruppe der Truppen (WGT) vor ihrem Abzug militärisch beansprucht hatte, sind im Zuge der zivilen Umwandlung Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie installiert worden oder sollen es noch werden. Entsprechende Liegenschaften wurden an diesen Standorten vor allem für die Errichtung von Fotovoltaik-, aber auch von Windenergieanlagen verkauft und verpachtet oder sind noch Gegenstand von Verhandlungen. Weitere Anlagen für erneuerbare Energie entstehen auf Militärflächen, die bislang von der Bundeswehr genutzt wurden.

 

 

Großteil ehemaliger Militärflächen in zivile Nutzung überführt - Seit 1990 zwei Milliarden Euro für Konversion in Brandenburg investiert

Märkische Allgemeine, 13.08.2010

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11868287/2242247/Seit-zwei-Milliarden-Euro-fuer-Konversion-in-Brandenburg.html

 

Brandenburg: Seit 1990 zwei Milliarden Euro für Konversion

Neues Deutschland, 13.8.2010

http://www.neues-deutschland.de/artikel/177297.brandenburg-seit-1990-zwei-milliarden-euro-fuer-konversion.html

 

 

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