Mobiles Internet der Zukunft startet in Berlin
26.08.2010
Mobiles Internet der Zukunft startet in Berlin
PE FOKUS - Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme -
25.08.2010 - auch hier zu lesen
Fraunhofer FOKUS stärkt Innovationsstandort Berlin: FUSECO Playground ermöglicht optimierte mobile Breitbanddienste der nächsten Generation
Berlin, 25. August 2010 - Die wachsende IT-Branche und
gebündeltes Know-how von Forschung und Industrie machen die Hauptstadt zu einem
erfolgreichen Experimentierfeld für den Mobilfunk der vierten Generation.
Möglich wird dies durch den neu entwickelten FUSECO Playground, der vom
Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fraunhofer FOKUS)
konzipiert und realisiert wurde. Die FUSECO Playground (Future Seamless
Communication) stellt eine der weltweit ersten offenen Test- und
Entwicklungsplattformen dar - in Berlin entworfen, entwickelt und erstmals
eingesetzt. Die Plattform liefert der Telekommunikationsindustrie, klein- und
mittelständischen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen die notwendige
Infrastruktur, um mobile Breitbanddienste der Zukunft sowie die dazu
erforderlichen Netz- und Dienstinfrastrukturen zu erforschen, praxisnah zu
erproben und schließlich zu optimieren.
Sportlich unterwegs
Ob interaktives Internet-TV oder Fußball-WM: Immer mehr Menschen wollen
unterwegs per Smartphone Multimediadienste oder ihre Lieblingssendungen live
als Videostream abrufen. Dieser Trend spiegelt sich ebenfalls in den
Verkaufszahlen für Smartphones wider. Im ersten Quartal 2010 wurden weltweit
etwa 54,7 Millionen Geräte verkauft - über die Hälfte mehr als im selben
Zeitraum des ver¬gangenen Jahres. Bislang verhindern variierende
Netzabdeckungen und lastabhängige Qualitätsschwankungen jedoch häufig das
ungestörte Verfolgen einer TV-Sendung. Im Zusammenwirken mit künftigen
Mobilfunkstandards schafft hier die neue Experimentierplattform der
Fraunhofer-Forscher Abhilfe. Der FUSECO Playground liefert die entscheidende
Basis, um neue Technologien für mobile Breitbandanwendungen zu entwickeln sowie
auf aktuellen und neuen Endgeräten, wie Smartphones oder Tablet PCs, zu erproben.
Industrie und Forschung können dadurch die mobile Zukunft in Berlin praxisnah
testen und weiterentwickeln - und zwar unabhängig von speziellen
Geräteherstellern, Mobilfunknetzbetreibern oder Dienstanbietern.
Berliner Luft
„Berlin ist eine wesentliche Innovationsschmiede für Informations- und
Kommunikationstechnologien. Als internationale Metropole mit ihren vielfältigen
Telekommunikationsinfrastrukturen, Dienstleistungsanbietern und einem aktiven
Mittelstand stellt die Stadt den idealen Standort für die Entwicklung und
Erprobung von innovativen Breitband-Multimediadiensten dar", erklärt Prof. Dr.
Thomas Magedanz, Fraunhofer FOKUS. Als offene Entwicklungsumgebung konzipiert,
bietet der FUSECO Playground eine flexible Integrationsplattform, die je nach
Bedarf beliebig erweitert werden kann. So lassen sich nicht nur bisherige und
künftige Mobilfunk¬netze integrieren und nahtlos verknüpfen, sondern auch neue
Anwendungen inklusive aller relevanten Funktionen und Komponenten praxisnah
verwirklichen.
Die Spezialisten von Fraunhofer FOKUS führen derzeit erste Gespräche mit
interessierten Industriepartnern. Sobald Prototypen von Multimediadiensten
bereitgestellt werden können, sollen Nutzer aus Berlin die Technologie
erproben. Magedanz: „Für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Berlins werden
diese neuen Plattformen und Anwendungen einen entscheidenden Erfolgsfaktor
darstellen." Es entstehen neue Geschäftsmodelle, wovon besonders kleine und
mittelständische Unternehmen profitieren werden. Deren Anteil liegt in Berlin
mit einer Quote von über 99 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch.
Mobilfunk der vierten Generation
Das Konzept des Berliner FUSECO Playgrounds sieht vor allem die nahtlose
Verknüpfung bestehender und künftiger Mobilfunknetze vor. Dazu gehören zum
Beispiel WLAN Hotspots, Femtozellen, 3G-Netze und insbesondere die neuen
LTE-Netze (Long Term Evolution). Der Standard LTE ist als Nachfolger von UMTS
der dritten Generation deutlich leistungsfähiger und übertrifft sogar die
Geschwindigkeiten und Bandbreiten von DSL. Erst im April dieses Jahres hat die
Bundesnetzagentur die neuen Lizenzen dazu im Digitalen Dividende Frequenzband
versteigert.
Über das LTE-Advanced Testbed, das vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut, den
Deutsche Telekom Laboratories und der Technischen Universität Berlin (TU) im
Jahr 2007 in Berlin eingerichtet wurde, lässt sich die Datenübermittlung im
FUSECO Playground via LTE-Netze unter Großstadtbedingungen erproben. Als
weitere Testumgebung betreibt die TU Berlin die offene Forschungsplattform BOWL
(Berlin Open Wireless Lab). Die IT-Spezialisten der verschiedenen Berliner
Einrichtungen ebnen durch ihre gemeinschaftlichen und innovativen
Forschungsaktivitäten im Kontext des FUSECO Playgrounds den Weg für eine neue
Vielfalt mobiler Anwendungen - von hochauflösenden Videoübertra¬gungen und
Multimediadiensten in Echtzeit, etwa Videokonferen¬zen und
Multiplayer-Online-Spiele, bis hin zum nahtlosen Zugriff auf mobile
Cloud-Anwendungen: ein klares Plus für Wirtschaft, Infrastruktur, Forschung und
nicht zuletzt den einzelnen Bürger in der Hauptstadt.
Technologie für neue Geschäftsmodelle
Herzstück des FUSECO Playgrounds ist eine neue Kernnetzkontroll-Plattform, der
so genannte OpenEPC (Open Evolved Packet Core) - entwickelt von Fraunhofer
FOKUS und dem Lehrstuhl für Architek¬turen der Vermittlungsknoten an der TU
Berlin. Dieses Software-Werkzeug sorgt dafür, dass sich IP-basierte (Internet
Protocol) Dienstplattformen verschiedener Anwendungsdomänen nahtlos und gemäß
neuester Mobilfunkstandards in die verschiedenen Breitbandnetze integrieren
lassen.
Im Fall von Sportsendungen würde der OpenEPC die Streaming-Plattform eines
Fernsehsenders mit geeigneten Mobilfunknetzen verknüpfen. Der FUSECO Playground
stellt kontinuierlich die Auswahl der jeweils besten Verbindung sicher. Durch
die neue Laborumgebung ist ein nahtloser und störungsfreier Übergang von einem
Zugangsnetz ins andere gewährleistet, so dass der Nutzer eine Live-Übertragung
auf seinem Smartphone absolut zuverlässig erleben kann - selbst bei einem
Wechsel von UMTS zu WLAN oder umgekehrt. Darüber hinaus lassen sich je nach
Kundenwunsch zum Beispiel Telefondienste, Premium-Internetzugänge oder
Cloud-basierte Anwendungen für Geschäftskunden individuell optimieren. Der
OpenEPC bewirkt, dass ausgewählte IP-Verbindungen mit Hilfe von
Qualitätsmerkmalen, die auch bei Netzwerkwechseln erhalten bleiben, gezielt
priorisiert und reserviert werden können.
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