"Deutschlandweit sind wir Vorreiter"
17.09.2010
"Deutschlandweit sind wir Vorreiter":
Aufbau eines Wasserstoff-Forschungszentrums an der BTU Cottbus
PE BTU Cottbus 16.9.2010 - auch hier zu lesen
Bei der heutigen Grundsteinlegung zum
Wasserstoff-Forschungszentrum an der BTU Cottbus wurde deutlich, welche
Hoffnungen die neue Wasserstoff-Technologie weckt. Denn so sehr erneuerbare
Energien allseits erwünscht sind, so haben sie immer noch den entscheidenden
Nachteil, dass sie nicht auf Wunsch abgerufen werden können. Daher forschen
weltweit Wissenschaftler an verschiedensten Möglichkeiten erneuerbare Energien
speicherbar zu machen und somit in eine stabile ökologische Energieversorgung
integrieren zu können. So auch an der BTU in Cottbus: Das Wissenschaftlerteam
des Lehrstuhls Kraftwerkstechnik um Prof. Dr. Hans Joachim Krautz arbeitet mit
Hochdruck am Aufbau eines Wasserstoff-Forschungszentrums: Hier wird Wasserstoff
als Speicher für die nicht bedarfsgerecht erzeugte Windenergie eingesetzt. Der
Lehrstuhl Kraftwerkstechnik arbeitet dabei mit Wirtschaftspartnern wie der
„ENERTRAG AG" und „TOTAL Deutschland" zusammen. Die ENERTRAG AG baut derzeit in
Prenzlau (Uckermark) das weltweit erste Hybridkraftwerk, in dem aus Wasserstoff
und erneuerbaren Energien Strom und Treibstoff erzeugt wird. Im Cottbuser
Wasserstoff-Forschungszentrum versuchen die BTU-Wissenschaftler um Prof. Dr.
Hans Joachim Krautz nun eine wesentliche Komponente in diesem Verfahren
entscheidend zu optimieren. „Deutschlandweit sind wir hier in Brandenburg mit
unseren umfassenden Forschungszielstellungen Vorreiter" sagte Prof. Hans
Joachim Krautz beim heutigen Pressegespräch. Im Wasserstoff-Zentrum werden die
Fragen zur Erzeugung, Speicherung, zum Transport und zur Verstromung von
Wasserstoff untersucht.
Im Hybridkraftwerk der „ENERTRAG" wird die überschüssige Energie bei starkem
Wind nicht mehr ins Stromnetz abgegeben, sondern dient dem Betrieb eines
konventionellen Elektrolyseurs, welcher bei annäherndem Umgebungsdruck von 1
bar Wasserstoff herstellt. Im Cottbuser Wasserstoff-Forschungszentrum erfolgt
nun die Erprobung eines Versuchsstandes, bei dem Wasserstoff mittels
Druckelektrolyse von bis zu 60 bar und optimaler Anpassung an Stromeinspeisung
aus Windkraftanlagen erzeugt wird. (Zum Vergleich: 60 bar, das ist das
Dreißigfache des Drucks in einem herkömmlichen Autoreifen)
Der Vorgang der Elektrolyse ist nichts anderes als ein elektrochemisches
Verfahren, bei welchem eine Substanz, die sich zwischen zwei an einen
Stromkreis angeschlossene Elektroden befindet, auf gespalten wird. Das
Forscherteam der BTU Cottbus verwendet simples gereinigtes Wasser und spaltet
dieses mittels eines Gleichstromes in die hochreinen Produktgase Wasserstoff
und Sauerstoff. In der Industrie ist dies ein seit mehr als 100 Jahren
bewährtes Verfahren und Stand der Technik. Technologisch neuartig ist jedoch
der Ansatz, einen unter hohem Druck arbeitenden Elektrolyseur durch einen
angeschlossenen Windpark speisen zu lassen. Die bisher verwendeten
Elektrolyse-Anlagen sind nur bedingt in der Lage, optimale
Produktionsbedingungen bei Anlegen einer schwankenden Stromeinspeisung zu
erreichen. Hier sind weitergehende Forschungsarbeiten und
Verfahrensoptimierungen unerlässlich, um die Effizienz und damit die
Wasserstoffausbeute steigern zu können.
Haben die Wissenschaftler der BTU Cottbus Erfolg, so kann der getestete und
optimierte Prototyp der Elektrolyseanlage mit Hilfe der gewonnenen Ergebnisse
aus dem Projekt, sinnvoll in ein Hybridkraftwerk eingebunden werden. Die
Vorteile der Druckelektrolyse liegen klar auf der Hand: Durch hohen Druck
werden die produzierten Gasmengen schon innerhalb des Produktionsprozesses
komprimiert, also verdichtet. Dieser Vorgang spart den sehr energieintensiven
Zwischenschritt der Gasverdichtung durch einen herkömmlichen Kompressor, um den
Wasserstoff in einem Gastank unter Druck speichern zu können. Zudem ermöglichen
Verbesserungen des Vorgangs der Gasproduktion eine kompaktere Anlagenbauweise
und damit werden hohe Materialkosten eingespart. Bei großen Industrieanlagen
ist dies ein nicht zu vernachlässigender Faktor und kann die Investitionskosten
senken, womit die Markteinführung erleichtert wird.
Durch die zunehmende Einbindung derartiger Hybridkraftwerke - mit
Speichermöglichkeit - können regenerative Energien verstärkt grundlastdeckend
eingesetzt werden und damit klimaneutral die Energieversorgung sicherstellen.
Mit der heutigen Grundsteinlegung beginnt der Bau der zweieinhalbgeschossigen
und rund 250 Quadratmeter großen Halle, in der im Laufe des kommenden Jahres
der Wasserstoff-Versuchsstand eingebaut wird. Im Herzen der Halle auf einer
Fläche von etwa 90 Quadratmetern wird der Druckelektrolyseur im Maßstab einer
kleinen Industrieanlage mit angeschlossenen Nebenanlagen untergebracht, von dem
man nach erfolgreichem Projektabschluss die entscheidende Effizienzsteigerung
erwartet.
Das Forschungszentrum wird mit rund sechs Millionen Euro von Bund und Land
gefördert.
Weitere Informationen:
https://www-docs.tu-cottbus.de/pressestelle/public/Mails/10-09-16_Grundsteinlegu... Prof. Hans Joachim Krautz, BTU Cottbus, mit einer Dokumentenkapsel, die im Fundament einzementiert wird. Rechts im Bild Ministerin Dr. Martina Münch (MWFK) und Minister Ralf Christoffers (MWE)
https://www-docs.tu-cottbus.de/pressestelle/public/Mails/10-09-16_Pressegespraec... Minister Ralf Christoffers, Ministerin Dr. Martina Münch, Prof. Dr. Hans Joachim Krautz, Prof. Dr. Harald Schwarz
URL dieser Pressemitteilung: http://www.idw-online.de/pages/de/news386809