Die Photonik-Branche im Aufbruch
02.12.2010
Die Photonik-Branche im Aufbruch
Bundesministerin Schavan nahm in Berlin die „Agenda Photonik 2020" zur Entwicklung der Photonik in Deutschland für die nächste Dekade entgegen.

- Bild 1: Übergabe der „Agenda Photonik 2020" durch Peter Leibinger (links) und Andreas Tünnermann (rechts) an Bundesministerin Annette Schavan am 30. November 2010 (Bildquelle: VDI Technologiezentrum GmbH, Fotograf: Frank Nürnberger).
- Bild 2: Annette Schavan nahm die Agenda persönlich entgegen (Bildquelle: VDI Technologiezentrum GmbH, Fotograf: Frank Nürnberger).
- Bild 3: Die Initiative Photonik 2020 bei der Vorstellung des Memorandums im Juni 2009 auf der Laser-World of Photonics in München (Bildquelle: VDI Technologiezentrum GmbH, Fotograf: Andi Schmid).
Mit der über 170 Seiten starken Agenda vereinbart die deutsche Photonik-Community ganz konkret die Leitlinien zur Forschung und Entwicklung der deutschen Hightech-Branche rund um die Nutzbarmachung des Lichts für die nächsten zehn Jahre. Große Herausforderungen und Chancen bestehen in der Gestaltung des Halbleiterzeitalters der Photonik und in der konsequenten Erschließung von Zukunftsfeldern für die Photonik. Die „Agenda Photonik 2020" legt die aktuelle Position der Photonik-Branche in Deutschland dar und gibt einen detaillierten Überblick über die einzelnen Handlungsfelder entlang der Leitmärkte Produktion, Gesundheit, Kommunikation, Beleuchtung und Energie. Des Weiteren benennt die Agenda die wichtigsten Herausforderungen für die nächste Dekade und gibt Handlungsempfehlungen an Wirtschaft und Verbände, Wissenschaft und Politik. Hieraus leiten sich zentrale Aufgaben ab, die vorrangig angegangen werden müssen, um die deutsche Spitzenposition im Bereich der Photonik im globalen Innovationswettbewerb zu stärken.
Die Agenda adressiert die Handlungsfelder der Hightech-Strategie der Bundesregierung und zeigt, dass Schlüsseltechnologien, wie die Photonik, das Erreichen der Ziele der Hightech-Strategie erst ermöglichen. Die Kernthesen: Trotz aller Errungenschaften stehen wir erst am Anfang, denn die Technologiepfade des Photons und große Wachstumsfelder für das Photon sind keineswegs erschlossen. Spitzenpositionen müssen immer wieder neu bewiesen werden. Laut der Agenda wird das anspruchsvolle Ziel der Bundesregierung, Deutschland auch zukünftig zu den wirtschaftsstärksten und innovativsten Nationen zählen zu können, nicht ohne eine starke Position in der Photonik zu erreichen sein.
Vor diesem Hintergrund haben sich führende Repräsentanten aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Initiative „Photonik 2020" zusammen geschlossen und in einem weithin beachteten Memorandum im Juni 2009 die Fortsetzung des gemeinsamen, erfolgreichen Vorgehens von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik für die nächste Dekade vorgeschlagen. Mit dem Memorandum hat die Initiative so einen richtungsweisenden Prozess zur konsequenten und nachhaltigen Nutzung des Rohstoffs Licht angeregt. Das Photon soll zum Innovationstreiber Nummer eins werden.
Im März 2010 startete die Branche mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den industriegeführten Strategieprozess. 300 führende Photonik-Experten aus der gesamten Bundesrepublik trafen sich in Berlin, um in mehreren Workshops gemeinsam eine verbindliche Strategie zu erarbeiten und die Leitlinien zur Forschung und Entwicklung der Photonik in Deutschland für die nächste Dekade festzulegen. Zugleich unterstrich die Branche ihre Bereitschaft, das erfolgreiche Public-Private-Partnership Modell zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fortzusetzen, und sagte ein Engagement in Höhe von rund 30 Mrd. Euro für Forschungs- und Entwicklungsprojekte in den kommenden zehn Jahren zu.
Im Anschluss wurden die Ergebnisse der Workshops vom Programmausschuss Optische Technologien in der „Agenda Photonik 2020" zusammengetragen. In der Agenda benennt die Community acht Dinge, die angegangen werden müssen, um unser Land fit zu machen für den globalen Wettbewerb und den Wohlstand in Deutschland langfristig zu sichern:
- In Forschung und Entwicklung investieren: Forschung und Entwicklung sind die Basis für den Erfolg der deutschen Photonik-Branche. Deshalb sollte die deutsche Industrie künftig mindestens 10% ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren - und damit voraussichtlich knapp 30 Mrd. € in den nächsten zehn Jahren.
- Wissenstransfer stärken: Die hohe Dynamik in den photonischen Technologien wird künftig einen noch schnelleren Transfer von den Forschungseinrichtungen in das industrielle Umfeld erfordern. Daher müssen interdisziplinäre Ansätze forciert und neue Forschungsgebiete frühzeitig an die Anforderungen der industriellen Praxis herangeführt werden.
- Verbundforschung vorantreiben: Forschung und Innovation bedingen hohe Investitionen und benötigen Förderung, um frühzeitig neue Technologien zu erschließen. Die Projektförderung der Bundesregierung ist hier unverzichtbar. Die Bundesregierung sollte ein Förderprogramm für die Photonik-Branche auflegen und hierfür in den nächsten zehn Jahren 1,5 Mrd. € an Fördermitteln bereitstellen.
- Europäische Zusammenarbeit stärken: Nationale Anstrengungen zur Entwicklung neuer Leitmärkte müssen auch auf europäischer Ebene flankiert werden. Es gilt, die Stärke der Technologieplattform Photonics21 zu nutzen, um den europäischen Strategieprozess, unter Berücksichtigung der deutschen Position, in der Photonik weiter voranzutreiben und mit zu gestalten.
- Sichtbarkeit erhöhen: Die junge Photonik-Branche muss von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft und von den Kapitalmärkten künftig noch stärker wahrgenommen werden. Verbände und Forschungsorganisationen müssen geschlossen auftreten, eine „Corporate Identity" für die Photonik in Deutschland entwickeln.
- Nachwuchs sichern: Innovation braucht Köpfe. Hoch qualifizierte junge Menschen sind ein Standortfaktor für die Photonik in Deutschland. Die Partner aus Forschung und Industrie müssen eine gezielte Recruiting-Strategie entwickeln, in Partnerschaften mit Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen intensivieren, und neue Public-Private-Partnerships nach dem Vorbild der internationalen Masterstudiengänge ins Leben rufen.
- Den Weg zum Markt ebnen: Hier ist ein vereinfachter Zugang zu Venture Capital in der Seedphase erforderlich, zum Beispiel durch einen Fonds im Rahmen einer Public-Private-Partnership. Zudem könnten von der Politik unterstützte Instrumente wie die umweltfreundliche Beschaffung oder Anreizprogramme den Markteintritt neuer Lichtlösungen deutlich beschleunigen und helfen, neue Leitmärkte zu erschließen.
- Wachstum finanzieren: Die hohe Dynamik des Photonik-Marktes erfordert künftig umfangreiche Investitionen. Gleichzeitig ist die Eigenkapitalquote der zumeist mittelständischen Unternehmen in Deutschland traditionell gering. Daher ist der Zugang zu privatem Beteiligungskapital ein Schlüsselfaktor, um Innovation in Beschäftigung und Wirtschaftswachstum umzusetzen. Hier werden neue Finanzierungsinstrumente benötigt.
Downloads

Agenda Photonik 2020
November 2010, 171 Seiten
- Herausgeber: Der Programmausschuss für das BMBF-Förderprogramm Optische Technologien
- Dateigröße: 3,2 MB
- Download Agenda als pdf

Memorandum Photonik 2020 - Lösungen aus Licht
Juni 2009, 32 Seiten
- Herausgeber: Initiative Photonik 2020
- Dateigröße: 5 MB
- Download Memorandum als pdf
http://www.optischetechnologien.de/
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