Der Solarmarkt in starkem Wandel
18.05.2011
Der Solarmarkt in starkem Wandel
Branchenexperte Erol Bilecen stellte auf dem Zukunftsforum Adlershof Entwicklungstrends der Solarindustrie dar
Auf dem Zukunftsforum Adlershof beleuchtete Erol Bilecen von der Bank Sarasin & Cie. AG aus Basel aus wirtschaftlicher Sicht die Trends der Solarwirtschaft und stellte dar, wie diese vor wenigen Jahren noch kleine Branche sich auf den „Weg in neue Dimensionen" begeben habe. Grundlage für die Ausführungen Bilecens waren die Ergebnisse der „Nachhaltigkeitsstudie Solarindustrie", die von der Bank Sarasin jährlich erstellt wird.
An der Börse war 2010 kein gutes Jahr für die Erneuerbaren Energien. Die in ihrem Spezialindex NEX versammelten Aktien verloren 25 % gegenüber dem MSCI World Index. Grund dafür waren zum einen massive Einschnitte in staatlichen Unterstützungsprogrammen für erneuerbare Energien wie auch die anhaltenden Diskussionen über Höhe der zukünftigen Unterstützung, angeheizt durch Budgetdefizite
in Südeuropa und Irland. Zudem hatten die Nachwirkungen der Finanzkrise immer noch negativen Einfluss auf Investitionen in Solar- und Windprojekte. Schließlich führten zusätzliche Billig-Produzenten aus Asien zu wachsenden Überkapazitäten in der Solar- und Windindustrie.
Für die PV-Unternehmen selbst änderte sich das Marktumfeld auch durch das Auftreten neuer Konkurrenten und Veränderung der Margen. So fielen im Jahre 2009 die Modulpreise um 30 bis 50 %. Bis dahin galten Rückgänge von 5 bis 10% pro Jahr als
normal.. Die Preisdifferenz zwischen chinesischen und europäischen Modulen machte Anfang 2009 noch sieben Prozent aus, ein Jahr später lag die Schere schon bei 22 Prozent, ging aber bis August 2010 wieder auf 13 Prozent zurück.
Bilecen: „Eine wachsende Zahl von Solarunternehmen, speziell aus Asien, wollen Marktanteile gewinnen". Die wachsende Konkurrenz führte zu dem Preiseinbruch und erhöhtem Margendruck. Zukünftig hielt der Experten jedoch Margen von 10 bis 15 % erreichbar, was eine „normale Marge für eine reife Industrie mit kompetitiver Massenproduktion" darstelle.
Vier Länder beherrschen weltweit das Führungsfeld der Solarzellenproduktion. Seit 2006 ist China das Land mit der höchsten Produktionsrate, bis dahin war es Deutschland. 2009 kamen Solarzellen mit einer Leistung von 4676 MW aus China. Deutschland auf Platz 2 lieferte mit etwas unterhalb von 2000 MW weniger als die Hälfte. Knapp dahinter folgen Japan und Taiwan. Bemerkenswert: Die USA zeigen mit rund 500 MW im Untersched zu Deutschland keinerlei wachsende Dynamik und sind inzwischen von Malaysia überholt worden. Generell spielt sich die Produktion von Solarzellen ganz überwiegend in Asien ab. An Typen dominiert nach wie vor die Silizium-Solarzelle. Hier wird die Weltproduktion für 2010 auf 15 GW von der IAE geschätzt, ab dann aber gleichbleibend, während das weitere Wachstum künftig in der Dünnschichtproduktion stattfinden wird (2012: ca 8 GW). Die Weltweit installierte PV-Installation lag 2010 bei rund 14 GW und soll sich bis 2012 auf 18 GW erhöhen.
Nach den Untersuchungen der Bank-Studie zeigte sich die Nachfrage nach Solarenergie sich in den schwierigen Jahren 2009 und 2010 „erstaunlich krisenresistent". Mit Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen konnte die PV-Industrie 2010 eine Zuwachsrate von 87 % bzw. 13,8 GW bei der neu installierten PV-Leistung erreichen. Allerdings spürten die einzelnen Unternehmen den starken Preis- und
Margendruck und die wachsende Konkurrenz. Dies werde auch anhalten, denn mindestens acht neue PV-Märkte mit einem Potenzial von 500 MW pro Jahr kommen in den kommenden zwei Jahren auf den Solarmarkt neu hinzu. Insgesamt erreiche die PV-Industrie dadurch „die nötige Stabilität und politische Unabhängigkeit, um ungehindert weiter zu wachsen und in neue Dimensionen vorzustossen", so Bilecen.
Insgesamt 2009 wurde in Europa und den USA mehr Energieleistung aus erneuerbaren als aus konventionellen Quellen installiert. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die erneuerbare Energieleistung um 16% auf insgesamt 305 GW. Einschließlich der Grosswasserkraftwerke (925 GW) kommen jetzt 25 % der globalen Stromkapazitäten
aus erneuerbaren Energien. 2009 wurden insgesamt 130 Milliarden Euro in die Expansion von erneuerbaren Energiekapazitäten investiert. Die kumulierte globale PV-Leistung stand Ende 2010 bei 35 GW, was der Stromproduktion von fünf Kernkraftwerken entspricht.
Ausblick in die Zukunft: In ihrer PV-Marktprognose bis 2015 erwartet die Sarasin-Studie, dass der politische und öffentliche Druck, die Subventionen für Photovoltaik zu
verringern, wieder nachläßt. Die PV-Industrie werde kontinuierlich ihre Kapazitäten ausweiten und die Kostenreduktionen vorantreiben, um durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr. Der dominierende deutsche PV-Markt werde durch neue aufstrebende Märkte ergänzt. Dazu zählten neben des Asiaten auch Italien, Frankreich, Kanada und die USA. Für die Jahre 2010 - 2015 könne ein jährliches Wachstum der kumulierten Kapazität von durchschnittlich 36 Prozent erwartet werden.
Das Zukunftsforum Adlershof unter dem Titel „Innovationen für nachhaltige Energien" wurde veranstaltet von der DKB Management School, der Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof (IGAFA e.V.) und der Wista Management GmbH. Die ganztägige Veranstaltung am 4. Mai 2011 in den Räumen des Forum Adlershof diskutierte unter anderem Visionen zur solaren Energiezukunft sowie andere Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft.
Manfred Ronzheimer für InnoMonitor
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