Optik-Branche wächst um 12 Prozent
09.03.2012
Neuer Clusterreport der TSB im Vorfeld der Messe LOB vorgestellt
Die neuesten Zahlen zur Entwicklung des Optik-Clusters Berlin-Brandenburg enthält der „Clusterreport Optik", der am 8. März 2012 im Rahmen einer Pressekonferenz in den Räumen der Technologiestiftung Berlin vorgestellt wurde. Wirtschafts-Staatssekretär Nicolas Zimmer sprach von einer überdurchschnittlich guten Entwicklung der fünf Cluster der Innovationsstrategie. Dies gelte auch für den Bereich Optik, der sich durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie eine erhöhte Gründungsrate auszeichne. Anlaß der Report-Vorstellung war die bevorstehende Fachmesse Laser Optics Berlin (LOB) vom 19. bis 21. März.
Der Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur, Adolf M. Kopp, stellte die wichtigsten Ergebnisse des Clusterreports vor, der von der TSB selbst erstellt worden war, wie auch der letzte Report vor vier Jahren. Die Angaben mussten zum großen Teil bei den Unternehmen selbst erhoben werden, da viele Firmen so klein sind, dass sie von der amtlichen Statistik nicht wahrgenommen werden. Danach sind derzeit (Stand 2011) 390 Unternehmen im Bereich der Optischen Technologien und Mikrosystemtechnik in Berlin und Brandenburg tätig, 296 in Berlin und 92 in Brandenburg. Hinzu kommen 36 Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit Optik-Bezug (25 in Berlin, 11 in Brandenburg). In beiden Komplexen sind 16.600 Menschen beschäftigt, 14.400 in der Wirtschaft, 2.200 in der Wissenschaft. Der Zuwachs der Beschäftigung lag in den letzten Jahren durchschnittlich bei 3,5 Prozent im Jahr. 2011 machte er 5,5 Prozent aus, was aber auch mit Aufholeffekten nach der Delle des Krisenjahres 2009 zu tun hatte.
Als Umsatz der Wirtschaft konnten die TSB-Rechercheure für 2011 ein Volumen von 2,3 Mrd Euro ermitteln; das waren 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Optik-Branche in der Region ist in einem stetigen Aufschwung. Zehn Jahre zurück, 2002, wurden erst 1,3 Mrd Euro umgesetzt. Sehr hoch ist mit 17 Prozent der FuE-Anteil am Umsatz der Unternehmen, damit zählt die Optik zu den Spitzentechnologien. Als Beispiele nannte Kopp Glasfaseranwendungen oder moderne Lichttechnik, wie sie Semperlux produziert. Ebenfalls sehr hoch ist mit 68 Prozent der Exportanteil. Zwei Drittel der Umsätze werden mit Kunden außerhalb Deutschlands gemacht. In einigen Bereichen, wie der photonischen Kommunikationstechnik, sind es sogar über 90 Prozent.
Auch wenn die optische Industrie in Berlin und auch in Brandenburg eine große Tradition hat, ist sie in der heutigen Form völlig runderneuert und - anders als bei einer klassischen Industrie - von kleinteiliger Struktur. 85 Prozent der Unternehmen haben weniger als 50 Beschäftigte, 46 Prozent sogar weniger als 10 Mitarbeiter. 80 Prozent der Unternehmen sind jünger als 20 Jahre. Ein wesentlicher Grund für diese Struktur war ein erster Gründungsboom 1990/91, als sich mit der Abwicklung von DDR-Kombinaten und -Wissenschaftseinrichtungen sich eine Reihe von Optik-Spezialisten selbständig machten. Viele dieser Unternehmen sind heute noch aktiv, teilweise sogar als Weltmarktführer in ihrer Nische. Gründungsboom Nummer 2 ereignete sich in den letzten fünf Jahren, als 50 Neugründungen entstanden (u.a. Scopis, Colibri, fibris, Direct Photonics, FutureLED).
In der Branche ist die Stimmung gut, fanden die TSB-Befrager bei der Ermittlung von subjektiven Faktoren heraus. 71 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftssituation als gut oder sehr gut. Kein einziges sah die Lage als „schlecht" an. Es gebe eine hohe Zufriedenheit mit dem Standort, fasste Kopp die Ergebnisse weiter zusammen. Auch das Thema „Mangel an Fachkräften" rangiere im Mittelfeld der Bewertung, sei also kein großes Krisenthema. Wo die Firmen verstärkten Handlunhsbedarf sehen, ist die Ansiedlung größerer industrieller Anwender für ihre Produkte.
Werner Mocke, Direktor bei der Messe Berlin, stellte die LOB als eine „Erfolgsstory" dar, die sich seit 2007 - als die Messegesellschaft die bis dahin Adlershofer Veranstaltung übernahm. Die Ausstellerfläche habe sich in diesem Jahr um 38 Prozent gegenüber vor zwei Jahren auf 5.500 qm erhöht. Die Zahl der Aussteller um fünf Prozent auf 142, davon 42 aus dem Ausland und 59 aus der Region. Man planen mit 3.200 Besuchern, 2010 kamen 2850 Besucher, 2008 waren es 2.650. In der Adlershofer Zeit lagen die Besucherzahlen zuletzt bei 2350 Besuchern.
Eine wichtige Entwicklungsschiene für die Messe ist ihre Internationalisierung. Polen/Warschau ist mit einem Gemeinschaftsstand von 11 Unternehmen vertreten, China/Wuhan mit einer Gemeinschaftspräsentation von 10 Unternehmen.
Prof Thomas Elsässer vom MBI stellte den wissenschaftlichen Kongress vor, der traditionell zur LOB gehört, diesmal aber so international wie noch nie ist: als Veranstaltung der Optical Society of America (OSA), der mit 15.000 Mitgliedern größten optischen Fachgesellschaft der Welt. Habe es in der Vergangenheit bei nationaler Ausrichtung des Kongresses im Durchschnitt 60 wissenschaftliche Beiträge gegeben, so besteh das Programm in diesem Jahr aus rund 300 Beiträgen, die sich auf drei thematisch unterschiedliche Fachkonferenzen verteilen. Elsässer berichtete, dass die Erwartungen der OSA mit dieser Zahl von Einreichungen weit übertroffen wurden, anfangs hatte man mit einem Drittel davon gerechnet. Dies unterstreiche auch die internationale Attraktivität des Kongressstandorts Berlin. Neben dem Optik-Kongress gibt es eine weitere Veranstaltung zur Mikrosystemtechnik.
Maciej Fialkowski von der Stadtverwaltung Warschau (European Funds Office) würdigte die gute Zusammenarbeit der beiden Hauptstädte und äußerte sich erfreut, dass nun eine Kooperation im Bereich der optischen Technologien zustande komme. Warschau sei ein bedeutendes Wirtschaftszentrum in Polen, 13 Prozent des BIP des Landes werden hier erwirtschaftet. 33.000 Unternehmen sind in Warschau ansässig, außerdem 78 Hochschulen mit 270.000 Studenten (beinahe doppelt so viel wie in Berlin). 40 Prozent aller Forschungsausgaben in Polen werden in Warschau getätigt. Ein Bereich, der boomt. In den letzten fünf Jahren haben sich die FuE-Ausgaben in Polen verdoppelt. 60 Prozent der photonischen Ressourcen (Firmen und Forschung) sind in der Hauptstadt anzutreffen.
Prof. Günther Tränkle, Leiter des FBH, äußerte sich als Sprecher des Optik-Clusters. Es zeige sich immer deutlicher, auch die Zahlen des Reports belegten dies, dass die optischen Technologien für die Wirtschaft zunehmend wichtiger werden. Aus diesem Grund solle die Entwicklung des Cluster auch vorwiegend von den Akteuren und hier nach Möglichkeit industrie-getrieben erfolgen. Wünschenswert wäre, wenn sich in diesem Prozess auch größere Unternehmen engagierten. Erwartungen knüpfte Tränkle an den angekündigten Abbau von Nokia-Siemens in München, der Möglichkeiten zum Aufbau neuer Kapazitäten im Glasfaserbereich in Berlin eröffne. Hier gebe es nicht nur mit dem HHI eines der weltführenden Forschungsinstitute in diesem Bereich, sondern auch einige kleinere Technik-Startups, die sich gut entwickelten. „Es muss unser Ziel sein, eine solche thematische Clusterbildung weiter voranzutreiben". Auch eine weitere Firmenansiedlung in Adlershof stehe bevor.
Manfred Ronzheimer
Sie finden den Report unter www.tsb-berlin.de/clusterreport-optik
Weitere Informationen:
08.03.2012
Clusterreport Optik vorgestellt
Starkes Wachstum bei Optischen Technologien und Mikrosystemtechnik