Spitzenpositionen im Visier
22.03.2012
Erste Konferenz des Clusters Verkehr, Mobilität und Logistik
Nach seiner Gründung im vorigen Jahr kam das Berlin-Brandenburger Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik gestern zu seiner ersten Konferenz in Berlin zusammen. Auf Einladung des Clustermanagementteams von TSB Innovationsagentur Berlin, ZukunftsAgentur Brandenburg und Berlin Partner zogen die Teilnehmer in den Tagungsräumen im Heizkraftwerk Moabit ein erstes Resümee und erörterten die weitergehenden Perspektiven für die Clusterentwicklung. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur, Dr. Adolf M. Kopp.
Eine zukunftsgerichtete Wirtschafts- und Innovationspolitik müsse sich auf Schwerpunkte konzentrieren, hob Berlins Wirtschaftsstaatssekretär Nicolas Zimmer in seinem Grußwort hervor. Dies sei in Berlin früher als an anderen Standorten erkannt worden. Die Verkehrssystemtechnik zähle zu den ersten dieser Schwerpunkte und werden mit den Brandenburger Aktivitäten unter dem Dach der gemeinsamen Innovationsstrategie im Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik (VML) zusammengefasst. Die EU-Kommission sieht nach Zimmers Worten in der InnoBB-Strategie inzwischen „ein Musterbeispiel, eine Blaupause" dafür, wie Innovationen thematisch und auch länderübergreifend vorangebracht werden könnten.
Mit dem neuen Cluster sollen die bestehenden Netzwerke im Verkehrsbereich nicht ersetzt werden. Es gehe dabei um übergreifende Aufgaben, wie die Fachkräftesicherung, die internationale Aufstellung und die Nutzung neuer Technologien. Von Bedeutung sei die bevorstehende Entscheidung zum Schaufenster Elektromobilität. Die branchenübergreifende Kooperation, die das Cluster kennzeichne, sei auch das Leitmotiv der ersten Konferenz.
Dr. Carsten Enneper vom Brandenburger Wirtschaftsministerium ging weiter auf den Aufbau des Clusters ein, das Ende 2011 mit Sprecherin Prof. Barbara Lenz vom DLR gestartet sei und sich in fünf fachliche Handlungsfelder untergliedere: Automotive, Schiene, Luft- und Raumfahrt, Logistik, Telematik. In diesen Bereichen seien in Berlin-Brandenburg 4400 Unternehmen und 100 Forschungseinrichtungen mit 200.000 Beschäftigten tätig. Schon jetzt lassen nach Ennepers Erfolge erkennen: Im Bereich der Luftfahrt rücke die Region mit dem neuen Flughafen BER an die dritte Position in Deutschland, europäische Spitzenplätze nehme man in der Bahntechnik und im Verkehrsmanagement. Auch im Logistikbereich spiele man in der „Champions League" mit. Um diese Plätze zu halten und zu verbessern, sei ständige Innovation zwingend. Wohin es führe, wenn man sich zu sehr auf den Lorbeeren ausruhe, zeige das Beispiel der deutschen Solarindustrie, die sich aktuell in einer kritischen Phase befinde.
Clustersprecherin Barbara Lenz, Verkehrsgeographin am DLR-Institut für Verkehrsforschung in Adlershof, beschrieb ihre Funktion, die sei seit dem Mai 2011 wahrnehmen, als eine „tolle Aufgabe". Das Ziel des Clusters sei die verstärkte Vernetzung und intensivierte Zusammenarbeit über die einzelnen Handlungsfelder hinweg. Zugleich gehe es um die stärkere Einbeziehung des Dienstleistungsbereichs und die Vervollständigung der regionalen Wertschöpfungskette. Aufgabe des Clustermanagement sei es, verstärkt die strategischen Gesichtspunkte der Verkehrstechnik in den Alltag der Unternehmen hineinzutragen. Nicht zuletzt komme es darauf an, eine „erhöhte Sichtbarkeit und die Schaffung einer stärkeren Identifikation der Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen mit der Innovationsstrategie" zu erreichen.
Zu den ersten Schwerpunkten des Cluster zählte Frau Lenz die Internationalisierung, die stark auf Brüssel ausgerichtet sei, weil für EU-Förderungen die Kooperation mit europäischen Partnern entscheidend sei. Hier werde man sich an anstehenden Ausschreibungsrunden aktiv beteiligen. Ein weiterer Schwerpunkt war seit dem Senatsbeschluß von September 2010 zur eMO-Gründung die Stärkung der Elektromobilität für die Beteiligung am Schaufenster-Wettbewerb. Hier sei das Ziel für die Region Berlin-Brandenburg, zur „Leitmetropole für Elektromobilität" zu werden. Angesichts der bereits heute laufenden Elektromobilitätsprojekte mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro und beantragten Großprojekten wie dem „internationalen Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg" mit 35 Einzelvorhaben, die über 200 Firmen, Institute und Verbände einbinden, ist der Anspruch durchaus realistisch", so Lenz.
Weitere Leitprojekte sind unter anderem die Seehafen-Hinterland-Logistik und das Flughafenprojekt MATNET.
Clustererfahrungen aus Österreich steuerte Franz Lückler, Geschäftsführer von ACstyria, dem Automotive-Cluster der Steiermark bei. Die Region hat nicht nur eine große Automobiltradition (1904), sondern ist sowohl Industriezentrum als auch Innovations-Hotspot (FuE-Quote von 4,4 %). Dem Cluster gehören 180 Partnerunternehmen mit 40.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 10 Mrd Euro an. Die beiden größten Firmen sind Magna und AVL, weltweit einer der größten Motoren-Entwicklungs-Dienstleister mit 5000 Beschäftigten und Nr. 1 in der österreichischen Patentstatistik. Die Aktivitäten von ACstyria ordnen sich ein in die die übergreifende „Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020", mit dem Hauptziel der „Dekarbonisierung" und deren Umsetzung in den Bereichen Verkehr, Umwelttechnik und Gesundheit. Weil man etwa im Bereich FuE zu 60 Prozent gemeinsame Schnittmengen besitze, könne unnötige Doppelarbeit entfalle. Lückler führte als Beispiel den Leichtbau (Innovationsziel: „Leichter werden") an, der anfangs viel Anwendung in der Luftfahrt gefunden habe, nun aber mit übertragbaren Prinzipien in Material und Konstruktion für den Automobilbau genutzt werde. Die „drei strategischen Korridore", die das Auto-Cluster beschreite, seien die Themen Eco-Powertrain, Eco-Materials und Eco-Design + Smart Production.
ACSstyria wurde 1995 gegründet und hat ein Team von zehn Leuten. Finanziert wird das Netzwerk zu jeweils einem Drittel von den Unternehmen, dem Land Steiermark und der EU.
Im weiteren Teil der Clusterkonferenz wurden Stand und Perspektiven der fünf Branchen dargestellt und diskutiert (Gesonderter Bericht folgt).
Manfred Ronzheimer
Einladung
https://www.zab-brandenburg.de/de/32_5981.aspx
Pressemitteilung
http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=3223
Cluster VML
http://www.tsb-berlin.de/tsb-berlin/seite/de/2/7/0/0/verkehr-und-mobilitaet
Österreich: ACstyria