Konferenz "Städtische Energien"
15.10.2012
Konferenz "Städtische Energien"
EU-Energie-Kommissar Oettinger zur Energiewende in Deutschland
Die Modernisierung von Elektrizitäts- und Infrastrukturnetzen in den Städten und Gemeinden ist für Gelingen der Energiewende von zentraler Bedeutung. Dies wurde auf der internationalen Konferenz "Städtische Energien" deutlich, die am 11. und 12. Oktober in Berlin stattfand. Mehr als 1000 Teilnehmer aus rund 30 Ländern diskutieren über Chancen und Herausforderungen der Stadtentwicklung in den Bereichen Energieversorgung, Verkehr, Klimaschutz und energieeffiziente Gebäudesanierung. Die Konferenz wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gemeinsam mit den Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik, den Ländern, dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund veranstaltet.
In seiner Begrüßung betonte Bundesbauminister Peter Ramsauer, dass in Deutschland fünf Jahre nach Verabschiedung der "Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt" erkennbare Fortschritte erreicht worden seien. Ziel der Tagung sei es, diese Erfahrungen mit Experten aus ganz Europa zu teilen, da viele Weichen mittlerweile auf europäischer Ebene gestellt würden. „Wir können alle voneinander lernen, wenn es um die Zukunftsfähigkeit unserer Städte und Regionen geht", sagte der Minister. Den Kommunen komme bei der Umsetzung der Energiewende eine besondere Verantwortung zu, so Ramsauer: „Der schonende Umgang mit der knappen Ressource Energie und der Aufbau einer nachhaltigen Energiearchitektur in unseren Städten und Regionen wird von uns unterstützt".
Der EU-Kommissar für Energie, Günther Oettinger, ging in seinem Kongressbeitrag auf aktuelle Fragen zur Energiepolitik ein. Er unterstrich die dringende Notwendigkeit zur Modernisierung der Energienetze. Anders als bei den Verkehrs- und Telekommunikationsnetzen sei Europa „bei dem heutigen Stromnetzen wir noch immer in den Gebietsgrenzen der Fürstentümer des 19. Jahrhunderts aufgestellt", stellte Oettinger fest. „Es wird für unsere Generation eine spannende und großartige Aufgabe sein, jetzt Super-Netze, Smart Grids und Smart Metering aufzubauen, damit in Qualität und Kapazität das Stromnetz von morgen den Anforderungen der Bürger und der Industrie genügt."
Smart Grids und Smart Meters stellen nach Ansicht des EU-Kommissar den „Durchbruch" für die neue Energie-Infrastruktur sein. Hier zu gehöre auch ein europäischer Standard. „Gemeinsam mit der europäischen Industrie stehen wir jetzt vor der Standardisierung dessen, was ein intelligenter letzter Meter und Zähler und ein intelligentes interaktives Zwei-Wege-Netz an Strom transportieren, an Strommengen messen und an Stromstabilität steigern kann", berichtete Oettinger. „Intelligente Netze werden die investive Herausforderung für die nächsten Jahre überhaupt."
Eine kritische Bemerkung gestattete sich der Energie-Kommissar zum Tauziehen zwischen Bundestag und Bundesrat in der Frage der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden. „Ob Handwerker-Rechnungen oder Kosten für einen neuen Brennwertkessel von der Lohn- und Einkommenssteuer des Hauseigentümers absetzbar sind, und wie diese Entscheidung immer wieder vertagt wird, weil weder Bund noch Länder diese Mindereinnahmen akzeptieren wollen, das nenne ich nicht in Ordnung", sagte Oettinger unter Applaus der Konferenezteilnehmer. Hier seien rasche Entscheidungen, die in der Folge „einen Auftragsschub für Energieeffizienz in Bestandsgebäuden in Deutschland" auslösen würden. Von EU-Seiten sollen für diese Maßnahmen nach dem neuesten Haushaltsentwurf der Kommission in den nächsten sieben Jahren 17 Milliarden Euro über Kohäsions- und Strukturprogramme bereitgestellt werden.
Die Konferenz bot ein dichtes Programm aus Vorträgen, Diskussionen und Projektvorstellungen. Die Themen der Fach-Sessions reichten vom „Energieeffizienten Bauen und Sanieren: vom Effizienzhaus Plus zum energieeffizienten Quartier" über die „Soziale Stadt" und „Bürgerschaftliches Engagement in Städten und Gemeinden" bis hin zu „Wirtschaftlichen Innovation im internationalen Vergleich" und „Konzepten für eine nachhaltige städtische Mobilität". An der Spree hatte das Jugendschiff "Pontonia" angelegt, auf dem Jugendliche ihre Ideen und Wünsche zur Stadt der Zukunft präsentierten. Der erste Konferenztag schloss mit der Preisverleihung "Stadt bauen. Stadt leben. Nationaler Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur 2012".
Als Ergebnis der Konferenz wurde das Memorandum "Städtische Energien - Zukunftsaufgaben der Städte" verabschiedet. Es fordert alle Verantwortlichen und alle Handelnden in Städten, Regionen, Staaten und Organisationen, aber auch die relevanten Verbände, Unternehmen und Initiativen auf, eigenverantwortlich Programme und Projekte für eine nachhaltige Stadtentwicklung auf den Weg zu bringen. Sie sollen auf allen räumlichen Ebenen die verschiedenen "städtischen Energien" in Bündnissen für nachhaltige Städte zusammenführen.
Manfred Ronzheimer
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Weitere Informationen:
Über 1.300 Teilnehmer bei der Internationalen Konferenz "Städtische Energien/Urban Energies"
http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/staedtische-energien-programm-tag-1-vormittag.html
Memorandum
„STÄDTISCHE ENERGIEN - Zukunftsaufgaben der Städte"
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http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/staedtische-energien-arena-h.html
H) Wirtschaftliche Innovation im internationalen Vergleich
Zurzeit werden neue und intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien zu Treibern beschleunigter räumlicher Veränderungen in unseren Städten und Gemeinden. Unter dem Begriff der "Smart Cities" entwickelt sich in großer Dynamik ein neues Handlungsfeld, das mehrere wichtige Politikbereiche der Stadtentwicklung über die IT zusammenführt: Klimawandel, Ressourceneffizienz, Energiewende,
demografischer Wandel, Teilhabe der Bürgerschaft und vieles mehr.
Dies birgt für unsere Städte Chancen und Risiken gleichermaßen. Wo bleiben (kommunale) Politik und "klassische" Wirtschaftsförderung? Wo liegen die ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen?
- Moderation: Dr. Oliver Weigel, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
- Kommentar: Anne-Katrin Bohle, Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Nordrhein-Westfalen
- Tourismus als Motor regionaler wirtschaftlicher Entwicklung: Prof. Dr. Tim Coles, University of Exeter
- Toshiba in Lyon-Confluence - smart grid and smart community: Thomas Marshall, Institut d'Urbanisme de Paris, Frankreich
- Smart City Initiative: Constantin Schlachetzki, Siemens AG, Building Technologies Division (angefragt)
- Smart Region Rio de Janeiro: Marcelo Vertis, Staatssekretär für Energie, Logistik und industrielle Entwicklung Bundesstaat Rio de Janeiro, Brasilien
- T-City Friedrichshafen: Prof. Dr. Claus-C. Wiegandt, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn