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IG Metall und Betriebsräte informierten

20.12.2012

Zukunft von Siemens, Nokia Siemens Networks und Osram in Berlin

19.12.2012 (aw)  Pressemitteilung IG Metall, auch hier zu lesen

 

Kurz vor Weihnachten gab es für mehr als 1.000 Beschäftigte in Berlin beunruhigende Nachrichten. Nokia Siemens Networks (NSN) verkauft große Teile des Berliner Standortes an zwei Investoren. Durch den Rückzug von Siemens aus der Telekommunikation verabschieden sich die deutschen Unternehmen aus der Telekommunikationstechnologie. Dies hat weitreichende negative strategische Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und auch für Berlin. In Berlin haben die IG Metall Berlin gemeinsam mit Betriebsratsvorsitzenden von Siemens, Nokia Siemens Networks und Osram am Mittwoch, 19. Januar 2012 zu einem Pressegespräch eingeladen. Klaus Abel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, erläuterte zu Beginn, dass sich die IG Metall seit Jahren aktiv engagiert, um Berlin als Industriestandort zu fördern. Es gehe an diesem Mittwochmorgen darum, gemeinsam die Lage für die Beschäftigten in Berlin darzustellen, Forderungen an das Management und die Politik zu formulieren. Mit dabei war auch der Spandauer Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD), der sich für eine aktive Industriepolitik und die Unterstützung der Telekommunikation als Schlüsseltechnologie in Deutschland einsetzt. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass künftig chinesische Unternehmen den Markt dominieren.

Bettina Haller, Vorsitzende des Siemens Konzernbetriebsrates und Mitglied im Siemens-Aufsichtsrat erläuterte zunächst, dass nach schwierigen Zeiten, insgesamt eine positive Entwicklung am Standort Berlin zu verzeichnen sei. Mehr als 12.000 Beschäftigte arbeiten bei Siemens in Berlin, die Investitionen der letzten Jahre zahlen sich aus. Allerdings werde das Unternehmensprogramm „Siemens 2014" mit Einsparungsvolumen in Höhe von sechs Milliarden Euro sehr kritisch und mit Sorge gesehen.

Irene Schulz, IG Metall Siemens Team berichtete über die aktuelle Entwicklung bei NSN. Seit 2007 habe sich die damalige Zahl von 13.000 Beschäftigten durch Ausgliederungen zunächst auf 9.900 und bis zum Herbst 2012 auf 6.900 verringert. Jetzt hat das Unternehmen angekündigt, BSS und Optik auszugliedern und Bruchsal mit 650 Beschäftigten zu schließen. Bis Ende 2013 könnten somit nur noch ca. 3.200 Beschäftigte bleiben. In Berlin werden nach den Verkäufen zweier Sparten von 1.050 Beschäftigten, noch 200 Beschäftigte bei NSN verbleiben. „Bei NSN kann man nicht mehr von Restrukturierung sprechen, sondern schon von Zerschlagung ", sagte Irene Schulz. „Wir fordern für die Berliner Kolleginnen und Kollegen langfristige Beschäftigungsperspektiven und erwarten ein Standortkonzept für NSN in Berlin. Inzwischen trauen wir dem Management nicht mehr viel zu. Aber auch die Politik fordern wir auf, sich für die Telekommunikationstechnologie stärker als bisher zu engagieren.

Andreas Felgendreher, Betriebsratsvorsitzender bei Osram in Berlin, berichtete von Sozialplänen und Sozialabbau bei Osram seit 2003. Anfang 2012 kam die Mitteilung, dass 1.020 Arbeitsplätze wegfallen sollen, davon 420 in Berlin. Anfang Dezember kam nun die Nachricht, dass weitere 105 Arbeitsplätze wegfallen werden, nicht nur in der Fertigung, auch in der Verwaltung und in der Entwicklung und Logistik. „Unsere Sorge ist, dass keine neuen Produkte von Osram mehr in Berlin entwickelt und gefertigt werden. Wir dürfen hier in Berlin die Zukunft nicht verschlafen", sagte Andreas Felgendreher. Im Jahr 2009 seien noch 2.100 Beschäftigte bei Osram in Berlin angestellt gewesen, 2011 noch 1.658 und 2012 nur noch 1.465 Beschäftigte. Mit dem aktuell angekündigtem Personalabbau würde sich die Beschäftigtenzahlen auf ca. 1.100 zu reduzieren.

Im weiteren Gespräch berichtete Lennart Kunde, Betriebsratsvorsitzender des Gasturbinenwerks in Berlin, dass im Gasturbinenwerk 2012 weniger Gasturbinen produziert werden. Er forderte die Politik auf, sich beim zukünftigen Energiemix stärker zum Einsatz von Gasturbinen zu bekennen.

Wolfgang Walter, Betriebsratsvorsitzender im Siemens Messgerätewerk berichtete von Überlegungen der Geschäftsleitung zur der Verlagerung von Produkten nach Indien. Insgesamt seien 150-200 Arbeitsplätze von 1.000 betroffen. Trotz hoher Investitionen in das Werk sehe er mit Sorge auf die Zukunft des Standortes. Er wundere sich beispielsweise, warum der neue Sektor Infrastructures and Cities (IC) die Metropole Berlin nicht stärker als Modellstadt für Zukunftsprojekte bei Infrastruktur, Verkehrslösungen und Energiewende fokussiere. Siemens bemühe sich ja generell um entsprechende Vorzeigeprojekte. Umgekehrt müsse aber auch der Berliner Senat stärker auf Siemens zugehen.

Abschließend berichtete Klaus Abel von einem Gespräch mit Betriebsräten bei Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister Berlin. „Der Regierende Bürgermeister unterstützt uns. Seitens des Wirtschaftssenats herrscht seit Weggang von Harald Wolf leider Funkstille."

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