Waldzustandsbericht Berlin-Brandenburg 2012
19.12.2012
Waldzustandsbericht 2012: In Berlin verbesserte sich der Waldzustand leicht
17.12.12, Pressemitteilung - auch hier zu lesen
Die Entwicklung der Wälder im Land Berlin unterscheidet sich deutlich von der im Umland. Lange Zeit war, anders als in Brandenburg, für die im Land Berlin gelegenen Waldflächen keine deutliche Erholung des Waldzustandes festzustellen. Das ändert sich in diesem Jahr: Der Waldzustand verbessert sich leicht.
Fischaugen-Aufnahme am WZE-Punkt Brandenburg
Der neue Waldzustandsbericht zeigt, dass ein Drittel der Waldflächen keine Schäden mehr aufweist (Schadstufe 0). Das ist ein Anstieg um 7 Prozent-Punkte. Deutliche Waldschäden (Schadstufen 2-4) sind noch auf gut einem Viertel der Flächen nachgewiesen, auch das sind 3 Prozent-Punkte weniger als im Vorjahr. Die mittlere Kronenverlichtung stagniert seit Jahren auf einem relativ hohen Niveau von über 20 Prozent.
Senator Michael Müller: „Was viele nicht wissen: Berlin hat mit Grunewald, Köpenicker Forst und weiteren Waldgebieten in und um Berlin den größten Stadtwald Deutschlands. Es ist sehr erfreulich, dass der Waldzustand in Berlin sich im letzten Jahr insgesamt verbessert hat. Und es zeigt uns, dass wir nicht nachlassen dürfen mit unseren Bemühungen um einen gesunden Wald. Wir werden unter anderem die Anstrengungen weiter verstärken, die Schadstoffe z.B. durch Verkehre zu senken. Denn wir brauchen ein ausgeglichenes Waldökosystem, nicht zuletzt auch, weil es uns helfen wird die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.“
Die diesjährige leicht positive Entwicklung unterscheidet sich von der der vergangenen Jahren.
In Folge trocken-warmer Vegetationsperioden stieg in Berlin im Gegensatz zu Brandenburg der Flächenanteil mit deutlichen Schäden immer wieder erheblich an, ohne in günstigeren Jahren entsprechend wieder abzunehmen. Dies liegt insbesondere an dem höheren Laubholzanteil in Berlin, da Laubbäume im Vergleich zu Nadelbäumen empfindlicher reagieren. Folgende Ergebnisse liefert der Waldzustandsbericht 2012 für Berlin:
Den Kiefern geht es weiterhin wesentlich besser als den Eichen. Die deutlichen Schäden gingen gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent-Punkte auf 12 Prozent zurück. Kiefern ohne Schäden stehen auf 41 Prozent der Fläche; das ist eine Zunahme um 9 Prozent-Punkte. Die Folgen der Trockenjahre 2003 und 2006 sind demnach von den Kiefern bei insgesamt höherer Kronenverlichtung (16 Prozent) als in Brandenburg, aber ohne erhöhte Ausfälle weitgehend überwunden.
Die Eichen haben sich immer noch nicht vom Trockenstress aus schon Jahre zurückliegenden trockenen Sommern oder besonderen Hitzeperioden erholt. Nur 4 Prozent der Eichen gelten als gesund (+ 3 Prozentpunkte), fast dreiviertel aller Eichen dagegen weiterhin als deutlich geschädigt (- 2 Prozent-Punkte). Diese geringfügige Zustandsverbesserung gibt vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Schadniveaus keinen Grund zur Entwarnung. Stieleichen sind mit 89 Prozent deutlicher Schäden erheblich stärker geschädigt als Traubeneichen (40 Prozent der Fläche mit deutlichen Schäden). Die mittlere Kronenverlichtung der Eichen weisen mit 38 Prozent einen der schlechtesten Kronenzustände seit 1991 auf.
Schlussfolgerungen: Das Risiko von Witterungsextremen nimmt mit der Klimaerwärmung zu. Trotzdem gilt klimatische Trockenheit als Auslöser ansteigender Waldschäden für die gegenwärtige Phase der Waldzustandsentwicklung als wenig wahrscheinlich. Extreme Wetterlagen können jedoch bestehende Situationen verschärfen. Deshalb sind alle Einflussfaktoren für die Waldbäume zu optimieren. Dazu zählen einerseits die Erhaltung und Mehrung der Humusvorräte zur Steigerung der Speicherkapazität der Waldböden für Wasser und Nährstoffe. Gleichzeitig sind die Potenziale zur Stabilisierung der Waldökosysteme und des Landschaftswasserhaushaltes durch einen standortgerechten Waldumbau verstärkt zu nutzen. Das Mischwaldprogramm wurde in diesem Jahr mit Mitteln der Strategie Stadtlandschaft begonnen.
Weitere Informationen:
18.12.2012
Vogelsänger stellt aktuellen Waldzustandsbericht für die Region Berlin-Brandenburg vor
Presseinformation - auch hier zu lesen
Potsdam - Forstminister Jörg Vogelsänger hat heute den aktuellen Waldzustandsbericht für Brandenburg vorgestellt. Der Bericht enthält wie in den Vorjahren auch Daten für Berlin, so dass ein Vergleich der Situation für die gesamte Hauptstadtregion möglich wird.
Vogelsänger: „Der Waldzustand hat sich weiter verbessert. Dennoch gibt es auch Anlass zur Sorge: Der Eiche geht es auch weiterhin nicht gut."
In Brandenburg wird der Waldzustand seit 1991 nach einem einheitlichen Standard erhoben. Mit dem forstlichen Umweltmonitoring wurde bundes- und europaweit ein aussagekräftiges Beobachtungsprogramm etabliert. Das Programm, das ursprünglich zur Überwachung und Bewertung von Luftschadstoffen und deren Wirkung auf die Wälder etabliert wurde, hat an seiner Bedeutung bis heute nichts verloren. „Neue Fragestellungen sind inzwischen hinzugekommen und stehen immer mehr im Fokus", so der Minister, „zum Beispiel die Reaktion des Waldes auf Klimaveränderungen oder die Fähigkeit der Kohlenstoffspeicherung."
Mit der Reduzierung der Schadstoffeinträge Anfang der Neunzigerjahre hatte sich der Waldzustand bis 1999 erheblich verbessert. Danach war bis 2006 infolge der heißen Sommer 2003 und 2006 mit wenig Niederschlägen wieder ein stetiger Anstieg der deutlichen Schäden in Brandenburg zu verzeichnen. Seit 2007 wurde erstmals wieder eine Erholung des Waldzustands festgestellt. Im Jahr 2009 waren dann fast 70 Prozent der Waldflächen ohne Schäden und nur sechs Prozent der Bäume wurden mit deutlichen Schäden eingestuft - der niedrigste Wert, der seit 1990 in Brandenburg erfasst wurde.
Entspannt: Märkischer Brotbaum gesund
Gegenwärtig sind 57 Prozent der Waldfläche ohne Schadsymptome. Zehn Prozent weisen starke Schäden auf. Nach Einschätzung der Forstwissenschaftler im Landeskompetenzzentrum Forst Brandenburg, die die Daten auswerten, haben sich die Witterungsbedingungen der letzten Jahre positiv ausgewirkt. Insgesamt bleibt damit der Waldzustand weiterhin stabil, auch wenn das gute Ergebnis von 2009 bisher nicht wieder erreicht wurde. Vogelsänger: „Das gute Gesamtergebnis wird in Brandenburg vor allem durch die Kiefer, den Brotbaum der märkischen Forstwirtschaft, dominiert." 63 Prozent der Kiefern sind ohne Schäden. Nur drei Prozent aller Kiefernkronen weisen deutliche Schädigungen auf.
Nicht mehr stark wie eine Eiche
Für Laubbäume fällt das Ergebnis merklich schlechter aus. „Vor allem die Eiche bleibt unser Sorgenkind", so der Minister. Seit 2001 ist die Eiche die Baumart mit der höchsten Kronenverlichtung. Nach dem Rekordsommer 2003 war fast jede zweite Eiche deutlich geschädigt. 2004 wurde mit 45 Prozent deutlicher Schäden ein Spitzenwert erreicht, der auch durch den Extremsommer 2003 bedingt war. Bis 2009 ging dieser Anteil deutlich zurück und lag 2009 nur noch bei 26 Prozent. Dieser positive Trend hat sich jedoch in den letzten drei Jahren nicht weiter fortgesetzt. Seither ist wieder ein stetiger Anstieg der deutlichen Schäden zu verzeichnen, der Anteil liegt gegenwärtig bei 41 Prozent. Nur zehn Prozent der Eichen sind gesund. Die Ursachen sind vielfältig. Neben Witterungsextremen hat die Eiche immer wieder mit intensiven Fraßschäden durch verschiedene Schadinsekten zu kämpfen. Insbesondere der Eichenprozessionsspinner macht den Eichen, nicht nur im Wald, seit einigen Jahren erheblich zu schaffen. Dies hat zu Folge, dass die Eichen besonders intensiv beobachtet werden müssen, um auf mögliche Bestandsschäden schnell und effizient reagieren zu können.
Brandenburger Buchen muss man suchen
Für die Buche sind repräsentative Aussagen aufgrund ihrer geringen Anzahl im Stichprobennetz nur bedingt zu treffen. Es lässt sich aber feststellen, dass seit 2004 auch die Buchen ein erhöhtes Niveau deutlicher Schäden aufweisen, gegenwärtig 33 Prozent. Der Anteil ungeschädigter Buchen betrug 1999 noch 61 Prozent. Gegenwärtig sind in der Stichprobe nur noch 17 Prozent der Buchen ohne Schäden.
Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen, dass die Laubbäume, insbesondere die Eiche, als wichtige Mischbaumart der Aufmerksamkeit bedürfen. Gegenwärtig gibt es eine Reihe von Untersuchungen im Land und darüber hinaus zur Eiche und deren Vitalität.
Keine Alternative zum weiteren Waldumbau
Vogelsänger: „Auch wenn der Zustand der Laubbäume durchaus besorgniserregend ist, gibt es zum Waldumbau der großen Kiefernreinbestände in stabile Mischbestände mit Eiche und Buche keine Alternative." Die Kiefer ist trotz der aktuell entspannten Situation durch den Klimawandel stark gefährdet, aber auch durch die Massenvermehrung von Kieferngroßschädlingen wie die Nonne. Eine Reduzierung der Schadinsekten durch natürliche Gegenspieler ist in den großen Reinbeständen so gut wie nicht gegeben. Großflächige Absterbeerscheinungen können oft nur durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verhindert werden. Zirka alle zehn Jahre rechnen Brandenburgs Forstleute damit, dass es zu einer solchen Massenvermehrung kommt.
Um Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen, erfolgt durch den Landesbetrieb Forst eine flächendeckende Überwachung der Schadinsekten im Wald. In den kommenden Jahren wird ein erneuter Höhepunkt einer Massenvermehrung der Kieferngroßschädlinge erwartet. In jüngster Zeit wurden deshalb in den Waldumbau erhebliche Mittel investiert. Der Waldumbau durch Naturverjüngung, Saat oder Pflanzung ist auch in den nächsten Jahren weiterhin Kernaufgabe im öffentlichen Wald und auch private Waldbesitzer haben sich diese Aufgabe zu Eigen gemacht. Im Landeswald werden jährlich 1.500 Hektar umgebaut. Für den Privatwald gibt es nur Schätzungen: 600 Hektar im Jahr 2012. Baumartenverteilung in der Region
Die Kiefer ist mit 710.240 Hektar (74,2 Prozent) weiterhin die dominierende Baumart in den Wäldern der Region. Die Hauptbaumarten Buche (3,7 Prozent) und Eiche (9,8 Prozent) sind mit 82.540 Hektar noch relativ gering in der Waldfläche vertreten. Der Anteil sonstiger Laubbäume liegt bei acht Prozent, der sonstiger Nadelbäume bei 4,4 Prozent.
Indikatoren des Waldzustands
Die Waldzustanderhebung nutzt die Blattfläche als Indikator zur Bewertung der Vitalität der Waldbäume. Damit ist die Belaubungs- beziehungsweise Benadelungsdichte der Einzelbäume eine Stichprobeneinheit und der Vergleich mit dem Idealzustand eines voll belaubten beziehungsweise benadelten Baumes der Wert der Schädigung.
Der „Waldzustandsbericht 2012" ist im Internet als Download abrufbar über die Internetseite des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft unter: http://www.mil.brandenburg.de/ Direktlink: http://www.mil.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.196614.de