Wissenschaft und Wirtschaft koppeln
17.12.2009
Wissenschaft und Wirtschaft koppeln
Veranstaltungsbeiträge,
Berlin, 15. Dez. 2009
Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. - auch hier zu lesen
Beim 2. Lichtenberger Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung stellten Experten Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Berlin zur Debatte und erörterten Chancen mehr aus der Metropole zu machen.
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„Seit den 90-er Jahren hat Berlin erdrutschartig 300.000 industrielle
Arbeitsplätze verloren. Es leistet einen Beitrag am Bruttoinlandsprodukt wie
Bielefeld." Dieses Eingangszenario zeichnete Hardy Rudolf Schmitz, der
Geschäftsführer von WISTA-Management, an diesem Abend von Berlin. Die Lage sei
kritisch und dennoch gebe es Mutmacher. Der Tourismus verzeichne einen
unerhörten Erfolg, auch die Kreativwirtschaft sei mit ihren Werbefirmen, dem
Verlagswesen und der Filmindustrie ein enormes Kraftfeld, an dem Berlin wachsen
kann. Dennoch gebe es im Tourismus ein zu niedriges Lohnniveau und zu viel
Schwarzarbeit. Und ebenso könne es die Kreativwirtschaft nicht allein schaffen.
15 000 Arbeitsplätze in Adlershof geschaffen
An diesem Punkt setzt Schmitzs Zukunftsstrategie an: „Die Entwicklung der Stadt
muss sich auf Hightech-Unternehmen stützen." Würden sich die Universität der
Künste mit der Technischen Universität mehr vernetzen, könnten aus der
Zusammenarbeit von Designern und Techikern gute marktfähige Produkte entstehen.
Ein gelungenes Beispiel für die Verknüpfung von Wissenschaftspotenzial und
Unternehmen sieht er in dem integrativem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort
Adlershof im Südosten Berlins. Hier habe es 1991 einen Beschluss eine klaren
Strategie gegeben den Ort zu nutzen, die unabhängig von Wahlperioden und
Wirtschaftswachstum verfolgt wurde. „Adlershof ist ein Beispiel, was man mit
konsistenter und durchhaltender Politik erreichen kann. Das hat man sich
richtig Geld kosten lassen" , hebt Schmitz hervor. Noch dieses Jahr und 2010
werde es weitere Erschließungen von Gelände geben. Ein Erfolgsprojekt: In
Adlershof wurden seit Baubeginn 15.000 Arbeitsplätze geschaffen und neben der
Humboldt-Universität haben sich hier über 800 Unternehmen angesiedelt. Der
Ausbau von wissenschaftsnaher Wirtschaft in Wachstumsmärkten wie Technik
könnten Berlin wieder voran bringen.
Das S-Bahn-Chaos hat unser Image beschädigt - international
Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative, sieht Wachtumspotenzial
im Ausbau einiger Wirtschaftszweige wie dem Tourismus: „Damit der Anreiz für
Touristen noch größer ist nach Berlin zu reisen, sollte nicht nur der Flughafen
funktionieren, sondern auch die Bahnverbindungen besser und Autobahnen
ausgebaut werden." Ein Chaos wie mit der S-Bahn dürfe es nicht geben. Das sieht
Stephan Tromp als stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des
Deutschen Einzelhandels genauso: „Wir als Berliner lachen inzwischen über das
S-Bahn-Chaos. Aber insgesamt hat es das Image unserer Stadt beschädigt - und
zwar teilweise über Deutschland hinaus."
Den Makel des unvollkommenen Wirtschaftsstandort Berlin sieht Dr. Harry Düngel,
der stellvertretender Vorsitzender vom Förderverein Obersee und Orankesee in
Höhenschönhausen ist, in der Berliner Mentalität: „Es hat sich eingeschlichen,
dass immer erst ein mal still gelegt und zerstört wird und sich die Initiatoren
erst nachher fragen, was man dann draus machen kann." Hinzu käme, dass es in
Berlin viele intakte, schöne Orte gebe wie seinen Bezirk, die einfach schlecht
vermarktet würden.
Trotz all der negativen Aspekte - das Potenzial ist in Schmitzs Augen da:
„Berlin hat eine der besten Gründerzahlen der Welt und hat Platz genug. Aber
da, wo viel Platz ist, ist es auch schwierig Ordnung zu halten."