Ehrung für Systembiologen Nikolaus Rajewsky
21.12.2009
Berliner Wissenschaftspreis des Regierenden Bürgermeisters 2009 geht an Prof. Dr. Nikolaus Rajewsky, der Nachwuchspreis an Frau Dr. Vera Beyer
Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:
Der Systembiologe Prof. Dr. Nikolaus Rajewsky wird in diesem Jahr mit
dem Berliner Wissenschaftspreis des Regierenden Bürgermeisters
ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird für hervorragende
Forschungsleistungen vergeben, die in ihrer Umsetzung zu
Problemlösungen in Wirtschaft und Gesellschaft beitragen und ist mit
40.000 Euro dotiert. Das Preisgeld geht an das Max Delbrück-Centrum als
die Einrichtung, in der die wissenschaftliche Leistung erbracht wurde.
Nikolaus Rajewsky (41) ist Professor für Systembiologie am
Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin/Charité, Berlin-Buch (MDC)
und wissenschaftlicher Koordinator des Berlin Institute for Medical
Systems Biology am MDC. Seit 2008 ist er außerdem Global Distinguished
Professor of Biology an der New York University.
Mit einer Arbeit über „Exact results for one-dimensional stochastic
processes" promovierte er 1997 im Fach Theoretische Physik. Nach
mehreren Stationen an amerikanischen Eliteuniversitäten (Rutgers
University, Rockefeller University und New York University) folgte er
2006 dem Ruf auf eine W3 Professur an MDC und Charité und kehrte nach
Deutschland zurück.
Sein aktueller Forschungsschwerpunkt, die Systembiologie, verbindet die
verschiedensten Disziplinen wie Molekularbiologie, Biochemie, Medizin,
Mathematik und Physik mit dem Ziel, komplexe Vorgänge des Lebens
quantitativ zu erfassen und vorhersagen zu können. Die Systembiologie
erforscht biologische Vorgänge in Zellen, Geweben und Organismen und
ihr Zusammenspiel. Dabei stützt sie sich sowohl auf experimentelle als
auch auf statistische und mathematische Ansätze.
Rajewsky erforscht in diesem Zusammenhang die Funktion kleiner RNAs,
microRNAs' genannt. Er konnte zeigen, dass eine einzige microRNA die
Bildung von mehreren hundert verschiedenen Proteinen steuern kann und
damit bestätigen, dass microRNAs fast alle wichtigen Lebensprozesse in
Zellen und Organismen regulieren. MicroRNAs sind auch für die
biomedizinische Forschung von großer Bedeutung, weil mit ihrer Hilfe
krankheitsspezifische Vorgänge aufgeklärt und in Zukunft möglicherweise
therapiert werden können.
Nikolaus Rajewsky gehört zur jüngeren Generation hervorragender
Wissenschaftler und hat mit dem Berlin Institute for Medical Systems
Biology (BIMSB) eine enge Zusammenarbeit mit der New York University
ins Leben gerufen, um gemeinsam den wissenschaftlichen Nachwuchs
interdisziplinär und mit internationaler Perspektive auszubilden. Die
Arbeit des BIMBS stärkt zudem die Gesundheitsforschung sowie die
Biotechnologiebranche in Berlin nachhaltig und ergänzt vorhandene
Kapazitäten.
Zusammen mit dem Hauptpreis wird der Nachwuchspreis an junge
Forscherinnen und Forscher, die nicht älter als 35 Jahre alt sind,
verliehen. Der Nachwuchspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und geht an
Dr. Vera Beyer. Der Preis zeichnet innovative Forschung junger
Wissenschaftler aus, deren kreativer Ansatz sich positiv für den
Wissenschaftsstandort Berlin auswirkt.
Frau Dr. Beyer (34) ist Leiterin der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe
„Kosmos/Ornatus. Ornamente als Erkenntnisformen - Persien und
Frankreich um 1400 im Vergleich" an der Freien Universität Berlin und
Co-Leiterin eines Projektes zu „Ornament und Bild" am Nationalen
Forschungsschwerpunkt (NFS) Bildkritik-eikones in Basel, das durch den
Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird und über
Kooperationspartner international vernetzt ist. Darüber hinaus sitzt
sie dem Forschungsnetzwerk „Ornament: Motiv - Modus - Bild" vor.
Die 1975 in Aachen geborene Beyer kann trotz ihres jungen Alters
bereits auf verschiedene Stationen und wissenschaftliche Erfolge in
ihrem Leben verweisen. Sie studierte Kunst, Kunstgeschichte und
Germanistik an der Universität Siegen und an der University of British
Columbia, Vancouver. Anschließend war sie Stipendiatin an der École des
Hautes Études en Sciences Sociales, Paris und am Graduiertenkolleg
Repräsentation - Rhetorik - Wissen an der Europa-Universität Viadrina.
Nach dem Abschluss der Doktorarbeit „Rahmenbestimmungen. Funktionen von
Rahmen bei Goya, Velázquez, van Eyck und Degas" mit summa cum laude an
der Universität Hamburg 2005, folgten Aufenthalte als
Gastwissenschaftlerin an der New York University und als
wissenschaftliche Mitarbeiterin in Bochum und Basel, bis sie 2008 die
Leitung der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe an der Freien Universität
Berlin übernahm.
Ihre Forschergruppe untersucht die Verhältnisse zwischen Ornament und
Figur in verschiedenen islamischen und christlichen Bildkulturen,
verortet sie in gemeinsamen Traditionen und arbeitet so der immer
wieder postulierten Opposition einer bilderfreundlichen christlichen
und einer bilderfeindlichen islamischen Kunst entgegen. Damit leistet
sie nicht nur einen Beitrag zur Einbindung außereuropäischer
Bildkulturen in die kunstgeschichtliche Forschung, sondern auch zum
transkulturellen und interreligiösen Dialog. Die Ergebnisse sollen
durch eine intensive Vermittlungsarbeit nicht nur dem Fachpublikum,
sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Beide Preise werden im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des
Wissenschaftsjahres 2010 am 22. Januar 2010 im Konzerthaus am
Gendarmenmarkt verliehen. Die Laudatoren sind Prof. Dr. Günter Stock
(Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften)
für den Hauptpreis und Prof. Dr. Jutta Allmendinger (Präsidentin des
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) für den Nachwuchspreis.
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