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Mobile Startups als Investments – Spannend oder schwierig ?

22.12.2009


Mobile Startups als Investments - Spannend oder schwierig ?

 Clemens Kabel, IBB Beteiligungsgesellschaft, über Geschäftskonzepte für das mobile Internet      

 

Marktsituation

 Nach dem Abebben der großen Web2.0 und Social Community Welle im stationären Internet sind Gründerteams und Investoren verstärkt im Bereich mobiler Applikationen und Serviceangebote aktiv.

 Auf der einen Seite stehen die rein werbefinanzierten Internet-Companies vor der Herausforderung implodierende TKPs zu kompensieren und sich in dem engen und schwierigen Markt der Sonderwerbeformen durchzusetzen. Auf der anderen Seite müssen sich Transaktionsbasierte Geschäftskonzepte durch besonders geschickte Maßnahmen bei SEM, SEO und Affiliate Konzepten gegen zahlreiche Konkurrenten behaupten.

Nichts liegt also näher, als „die Flucht nach vorne" anzutreten und neue, direktere Wege zu suchen, die Nutzer zu erreichen.

 In unzähligen Businessplänen wird argumentiert, das mobile Telefon - egal ob Smartphone, Walkman-Handy oder gehobenes Consumer-Gerät - sei der beste und direkteste Weg, den Nutzer zu erreichen. Wenn man sich den deutschen Markt ansieht, ist jeder Bürger (egal ob Baby oder Senior) mindestens mit einem Mobilfunkvertrag oder einem Prepaidtarif ausgestattet, jeder Bürger hat mindestens ein mobiles Gerät. Ein besser erschlossenes Marktumfeld ist kaum vorstellbar. Bleiben nur die Fragen:

 -        Was wollen die Nutzer ?

-        Wer sind die Nutzer ? oder auch Wie sieht die Zielgruppe für den Dienst aus ?

-        Wer bezahlt wieviel für den Service ?

-        Wie findet man die richtigen Nutzer und wie hält man sie aktiv ?

-        Was macht der direkte oder indirekte Wettbewerb ?

-        Und für den Investor: In welches Konzept bzw. Unternehmen investiere ich ?

 Eigentlich sind dies alles Fragen, die zu jeder Gründung und jedem Geschäftskonzept gehören. Die besondere Herausforderung bei den mobilen Themen liegt aber gerade in der fast vollständigen Marktabdeckung und Diversität der Nutzer. Selektion und Konzentration sind notwendig. Die Technik an sich tritt meistens in den Hintergrund.

 

Hauptfragen

 Nutzerwünsche

Grundsätzliche Anforderungen müssen natürlich immer erfüllt werden und sind kein Alleinstellungsmerkmal: Einfache Installation, einfache Bedienung, robuste Funktionalität, geringer Mehr-Stromverbrauch, möglichst geringer Speicherplatzbedarf.

Ob der eigentliche Mehrwert der Anwendung - von der elektronischen Wasserwaage, über Spiele, Preisvergleich, Location based Services, Flirting-Plattform, Instant Messaging, mobiles Fernsehen, kostengünstige Kommunikation bis hin zu integrierten Unified Communication Lösungen - die Zielgruppe wirklich anspricht, lässt sich vermutlich nur durch gezieltes Ausprobieren beantworten und durch kontinuierliche Verbesserungen optimieren. Entscheidend ist es, mit möglichst geringen Ressourcen (Zeit und Geld) die Relevanz des Angebotes zu testen, zu erproben und weiterzuentwickeln.

 

Nutzersegmente

Zuallererst muss ein Unternehmen sich Gedanken machen, wer seine Zielgruppe, seine Kunden sind. Die meisten Geschäftskonzepte, die sich nicht oder viel langsamer umsetzen lassen als geplant, scheitern genau an dieser Frage. Starten kann man sein Angebot sicherlich mit Bauchgefühl und Vorurteil (von manchen auch Erfahrung genannt).

Wichtig ist, möglichst viel über die eigenen User zu wissen, um die Kundenbindung zu verbessern aber auch für die Werbevermarktung Mehrwerte anbieten zu können.

Monetarisierung

Auch im Mobile Marketing Bereich ist eine Monetarisierungsstrategie, die ausschließlich auf Reichweitenwerbung mit TKPs jenseits der 20 EUR fußt, kritisch anzusehen. Es zeigt sich, dass der Reichweitenaufbau meistens deutlich langsamer als geplant vorangeht und es ist immer noch Evangelisierungsarbeit bei der Gewinnung von Werbekunden zu leisten, auch wenn mobile Advertising allmählich zum Mainstream wird, wie man gerade an der Übernahme von AdMob durch Google im Rahmen eines Aktientauschs sehen kann.

Als junges Unternehmen erscheint es ratsam, zunächst auch auf Sonderwerbeformen, Kampagnenmanagement oder auch auf Whitelabel-Projekte zu setzen, um einen gesunden Umsatz-Mix zu kreieren.

 In vielen Businessplänen spielen auch Premium-Modelle mit bezahlten Mehrwerten im Abo-Modell eine große Rolle, oftmals ohne klare Antwort auf die Frage, welche Mehrwerte tatsächlich geboten werden sollten und welchen Preis der Nutzer tatsächlich zu bezahlen bereit ist. Premium-Modelle auf der Basis von Premium SMS oder Telefonmehrwertdienste müssen den Nutzern klare Mehrwerte anbieten - mit Klingeltönen wird es immer schwerer, Geld zu verdienen.

 

Nutzergewinnung

Für mobile Startups ist die Nutzergenerierung ohne Medienbruch - also direkt über das mobile Endgerät - immer noch verhältnismäßig teuer, wenn man an SMS-Kampagnen oder ähnliche Maßnahmen denkt. Performanceabhängige Kampagnen müssen gut vorbereitet und eng begeleitet werden, um Streuverluste von vornherein zu vermeiden. Downloadportale bieten häufig nur ungenügendes Targeting (Handymodelle, Mobilfunkprovider, Region), so dass sich vermeintlich günstige Konditionen bei genauem Hinsehen als zu teuer erweisen.

Die billigste und effektivste Marketingmethode - auch im mobilen Bereich - bleibt die virale. Hier sind jedoch Kreativität in Hinblick auf die „virale Message" aber auch die Fähigkeit zur technischen Umsetzung (Weitergabe von Applikation oder Content über das Handy, Community-Funktionen) gefragt.

 

Zusammenfassung

 Der Bereich der mobilen Startups ist für Investoren also auch für die IBB Beteiligungsgesellschaft ein hoch spannendes Feld für Investments. Eigentlich sind die Kriterien für eine Investmententscheidung nicht wesentlich anders als in anderen Sektoren der ICT- bzw. Internetwirtschaft. Die hohen technischen Anforderungen und die extrem heterogene Anwenderschaft stellen jedoch für die Startups in diesem Bereich noch höhere Anforderungen dar als für viele andere Unternehmen.

 Abschließend möchte ich daher eine Prioritätenliste der beonderen Entscheidungskriterien für solche Investments skizzieren. Die Kriterien sind in absteigender Priorität geordnet:

-        Die technische Basis muss funktionsfähig sein (mindestens auf einer gängigen Handy-Plattform).

-        Der Kundennutzen muss klar und einfach und auch so kommunizierbar sein.

-        Das Team muss vollständig besetzt sein (Technik, Marketing, Finanzen).

-        Das Team muss flexibel, lernfähig und lernwillig sein und ggf. Ergänzungen wollen.

-        Das Businessmodell muss auf mehr als reiner Werbevermarktung basieren. Die Monetarisierung ist geklärt.

-        Die ersten Nutzer sind gebunden und hinsichtlich ihrer Wünsche und Ausgangslage bekannt.

-        Die Marketingplanung für die (weitere) Nutzergewinnung muss plausibel und performanceabhängig flexibel aufgebaut sein.

 

Die VC üblichen Investitionskriterien (insbes. überproportionales Wertsteigerungspotenzial, gute Exit-Möglichkeit, konsistente Finanzplanung) gelten natürlich auch hier.

 In einem insgesamt turbulenten Marktumfeld für Frühphasen-Investments haben nur exzellente Teams und Konzepte eine reale Chance auf Investitionen. Die IBB Beteiligungsgesellschaft hat in 2008 mit insgesamt 29 Investments (davon 12 Erst-Investments) gezeigt, dass sie sehr aktiv im Markt ist, und dass Berlin ein hervorragender Platz für junge Unternehmen ist. Auch in 2009 wurden bereits weitere Investments im Mobil-Bereich, wie z.B. bei SMS-Guru, getätigt. Bis zum Jahresende planen wir noch einige Finanzierungsrunden und bis zum Jahr 2013 stehen noch ausreichend VC-Mittel zur Verfügung. Sprechen Sie uns also bitte an.

 

Über die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH:

 Die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH (www.ibb-bet.de) verwaltet seit November 2004 den VC Fonds Berlin und seit Dezember 2007 den VC Fonds Technologie Berlin sowie den VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin. Die drei VC Fonds sind finanziert durch Mittel der Investitionsbank Berlin (IBB) und des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), verwaltet vom Land Berlin. Seit 1997 hat die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH Berliner Technologie- und Kreativunternehmen in Konsortien mit Partnern über 600 Mio. € zur Verfügung gestellt, wovon die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH rd. 77 Mio. € als Lead, Co-Lead oder Co-Investor investiert hat.

 

Ansprechpartner:
IBB Beteiligungsgesellschaft mbH        Tel.: +49 (0) 30 2125 3201
Clemens Kabel                                    Fax: +49 (0) 30 2125 3202
Bundesallee 171                                  E-Mail: venture@ibb-bet.de
10715 Berlin                                       Web: www.ibb-bet.de

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