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Blick auf die Berliner Wirtschaftsstatistik

30.12.2009

Blick auf die Berliner Wirtschaftsstatistik

 

Auswertung der  „Wirtschaftlichen Trends 12/2009" der IBB

 

 Die besprochenen Grafiken über diesen Link downloaden:

 

Berlin: Wirtschaftliche Trends 12/2009
Eine Publikation der Investitionsbank Berlin (IBB) - 23.12.2009
http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=919

 

 

 

Bei den Industrieeingängen fällt auf, dass es im ganzen Jahr 2009 weniger Aufträge als in den Vorjahren gab. Der abnehmende Auftragstrend seit März wurde allerdings im Sommer gestoppt. Große Erwartungen an das noch ausstehende 4. Quartal sollte man aber nicht haben, da dieses in den Vorjahren immer schlechter abschloß als es begann.

 

Die Aufschlüsselung nach Branchen zeigt alle auf der Verliererseite im Vergleich zum Vorjahr, mit einer Ausnahme: Pharma, aber auch hier nur eine hauchdünne Verbesserung. Wobei erstaunlicherweise die Pharmabranche im Vorjahr der größte Auftragsverlierer war. Woran lag das?

 

Negativ-Spitzenreiter ist 2009 der Maschinebau mit 28 %, vor Elektro, IT und Metall mit jeweils und die 20 % Verlust. Gut hält sich Druck, der im Vorjahr ebenfalls ein großer Verlierer war. Der Kundenstamm, dem man jetzt noch hat, ist offenbar treu.

 

Auf der  Seite 6 unten rechts ist eine Grafik mit 3-Jahres-Überblick, die zeigt, dass die Druckbrache - gemessen an den Auftragseingängen - drei Krisenjahre in 2006 bis 2008 hatte, der Maschinenbau und Elektro zwei und Pharma eins. Am besten ging es in diesen Jahren Metall und IT in Berlin.

 

Die Bewegungen in diesen Einzelbranchen ist auf Seite 7 im einzelnen dargestellt.  Dort ist auch erkennbar, dass es die größten Diskrepanzen zwischen Inlands- und Auslandsnachfragen in den Branchen Elektro und Druck gibt.

 

Die Umsatz-Entwicklung wird ab Seite 8 dargestellt. Generell schwankt der Umsatz der Berliner Industrie im Jahr 2009 um die 1,9 Mrd Euro im Monat. Die 2-Mrd-Marke, die 2007 das ganze Jahr überschritten wurde und 2008 in einigen Monaten, wird in 2009 nie annähernd erreicht. Im Oktober ist der Umsatz 2009 um 0,6 Mrd geringer als zwei Jahre vorher. Das ist ein  Viertel. Schon ein ordentlicher Batzen, der fehlt.

 

Gute Umsätze mit Wachstum machen in den ersten drei Quartalen die Berliner Branchen Nahrung, Druck und Pharma. Umsatzverlierer sind IT, Metall, Elektro und Maschinen (letzte drei um die 15 % minus).  Bemerkenswert ist, dass sich die Auslandsumsätze in den drei Jahren seit 2007 nicht groß verändert haben. Mit Ausnahme des Extremmonats Okt08 sind die Kurven ziemlich simultan, ob vor oder in der Krise. Stabiler Export? Seit dem Sommer 2009 nähert sich der Exportanteil der Berliner Industrie sogar wieder der 50-Marke - um 10 Prozent besser als vor zwei Jahren.

 

Interessant sind die Umsatzkurven der einzelnen Industrien im Vier-Jahres-Vergleich auf Seite 9. Hier ist zu sehen, dass im Bereich Nahrung keine dramatischen Veränderungen geschehen, ebenso Elektro.  Anders als in der IT, wo die Kurven aus tiefstem Keller himmelhoch klettern, um wieder zu fallen. Dito der Maschinenbau. Sorgenkind ist Metall, weil es hier nur eine Bewegung gibt, nach unten. Die Druckbranche ist ebenfalls absteigend, hat aber wenigstens mal ein Zwischenhoch, sogar im Krisenjahr 2009.

 

Bei der Zahl der Industrie-Beschäftigten sind die schönen Wachstumszeiten - mit einem Plus von max 2000 Beschäftigten (bis an die knapp 80.000)  - seit dem Sommer 2009 erstmal vorbei. Inzwischen liegt der Beschäftigtenstand wieder bei 77.000. Was die Zahlen nicht verraten ist, dass 2010 ein sehr schwieriges für die Beschäftigung / Arbeitslosigkeit werden wird.

 

Wo entstehen Arbeitsplätze?

 

Aufgeschlüsselt nach Branchen erweisen sich Druck und IT als die besten Arbeitsplatzschaffer der beiden letzten Jahre, in 2009 sogar je 300 neue Stellen. Im Jahr vorher war der Maschinenbau sogar noch besser (plus 550), brach aber jetzt am stärksten von allen ein (minus 300). Auch Metall hat in gleicher Größe abgebaut, Elektro etwas weniger, aber weit über 200. Vergleichweise geringe Arbeitsplatzverluste bei Nahrung und Pharma, die aber bei zu den kontinuierlichen Stellenstreichern zählen. Das sollte man im Vergleich zu dem Umsatzzahlen auch berücksichtigen. Grafik unten rechts zeigt den Drei-Jahres-Vergleich.

 

Neue Industrie-Arbeitsplätze in größerem Stil haben nur zwei Branchen geschaffen: IT und Maschinenbau, und Metall nur ganz gering.  Wobei IT selbst auch mal (2006) der größte Stellenvernichter war, quasi vom Saulus zum Paulus wurde.

 

Die Grafiken auf Seite 11 vergleichen die Industrie-Entwicklung von Berlin und Deutschland gesamt. Sie werden von der Berliner Wirtschaftspolitik am häufigsten zitiert, weil hier die Berliner Kurve positiv über der deutschen liegt - in 2009 sogar gegenläufig. Allerdings haben sich jüngst die Knicke wieder gedreht: wo in Deutschland die Entwicklung nach oben geht, zeigt der Berliner Wirtschaftspfeil nach unten.

 

Ab Seite 12 Baugewerbe (werte ich jetzt nicht aus), ab Seite 16 Einzelhandel (hier fällt die Beschäftigtenkurve auf), ab Seite 17 Gastgewerbe und Tourismus, ab Seite 20 Im- und Export (Japan und China nehmen im Export stark zu - ein Effekt der APW?, USA nimmt ab, MOE sehr problematisch).

Nach den Charts auf Seite 21 (oben links und rechts, oberste Zeile) sind die Berliner Exporte in den Jahren 2009 und 2008 zurückgegangen (auf S. 20 werden die Volumina angegeben). Ich finde kein Chart zur Exportquote. Nur S. 21 unten rechts den Berliner Anteil am Export Deutschlands: ca 1,5 %. Hamburg hat mehr als Doppelte und ist kleiner als Berlin.

 

Seite 22 bringt die Arbeitslosenquote, die von knapp 17 % Anfang 2007 auf unter 13 % Ende 2008 gedrückt werden konnte, jetzt wieder etwas höher liegt (13,4 % ca.). Drei Jahre lang ging die Arbeitslosigkeit in Berlin stetig zurück. 2009 ist diese Bewegung zu Ende gekommen. Der Ländervergleich zeigt, dass Berlin weiterhin die höchste Quote in  Deutschland hat. Spitzenreiter in der Stadt ist Neukölln. 

 

Eine gute Entwicklung vor allem auch bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (also nicht der Billig-Job), die auch im Jahr 2009 weiter anstieg und nicht einknickt, auf jetzt über 1,12 Mio Beschäftigte. Diese Entwicklung ist bundesweit einzigartig. Nur Hamburg hat ebenfalls einen Zuwachs, aber nur ein Drittel von dem Berlins. Der Grund für diese Zunahme müsste genauer untersucht werden. Ist es etwa der ÖBS?

 

Existenzgründer in Berlin

 

Im Gründungsgeschehen Berlins gibt es einen stetigen Zuwachs neuer Unternehmen. Diese Zunahme nimmt allerdings ab. Zu unterscheiden ist zwischen Gewerben und Betrieben. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen bewegt sich in den Jahren von 2003 bis 2009 immer im Bereich zwischen 3000 und 4000 Anmeldungen monatlich, die Abmeldungen liegen darunter, zwischen 2000 und 3000, so dass ein schwankender positiver Saldo von um die 1000 Gewerbeanmeldungen rauskommt. In Summe waren das in 2006 13.000 mehr, in 2008 aber nur 9000. für 2009 ist wieder ein Anstieg zu erwarten. Bei den Betrieben werden im jährlichen Schnitt um die 9000 neue Unternehmen gegründet und 7500 wieder abgemeldet. 2008 lag der positive Saldo bei 1500 neuen Betrieben, im Jahr zuvor einige hundert mehr. In  2009 wurde die Marke von monatlich  200 neuen Unternehmen im Saldo bisher nur einmal überschritten, in 2008 und 2007 waren es drei bis vier Mal. Also kein überbordendes Gründungsgeschehen derzeit.

 

Wo wird Gewerbe angemeldet? Mit Abstand am meisten bei den unternehmensnahen Dienstleistungen und im Handel, wobei die starke Zahl der Abmeldungen im Handel auffällt. In der Summe haben nach den Dienstleistungen auch das Baugewerbe und der Bereich IuK-Technik ein positives Saldo. Bei den Betrieben dominieren ebenfalls Dienstleistungen und Handel. Stärkstes Wachstum haben die Dienstleistungen, wo in den ersten drei  Quartalen 2009 rund 700 mehr neue Betriebe entstanden. Im Verarbeitenden Gewerbe, im Bau, im Handel und im Verkehr wurden mehr Betriebe geschlossen als eröffnet. In der Gründungsstatistik ist Berlin eindeutig auf dem Weg in die Servicestadt.

 

Und wo kracht's zusammen? Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat sich mit 1.136 von Jan-Sept 2009 leicht erhöht ggü dem Vorjahreszeitraum (1088). Am meisten wiederum bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, dann im Handel und im Baugewerbe. Alle drei jedoch mit weniger Insolvenzen als im Vorjahr. Dafür gab es eine starke Pleiten-Zunahme im Immobilienbereich (von 130 auf 190, rund).

 

Das BIP wird in Berlin 2009 um drei Prozent sinken, der größte Einbruch seit Langem, nach vier Plus-Jahren. Bemerkenswert, wie auf Seite 27 zu sehen, ist Berlins positive Schlusslicht-Funktion beim BIP bundesweit: Nirgendwo war der Einbruch im 1. Halbjahr so gering wie in Berlin. Etwa über 2 Prozent, in BaWü dagegen sank das BIP um ganze zehn Prozent.

Aus den Anlageinvestitionen ist mit Angaben zu 2007 nichts Aktuelles herauszulesen.

 

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor

 

 

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