Die Erwerbsmobilität von Berliner Hochschulabsolventen
05.01.2010
Die Erwerbsmobilität von Berliner Hochschulabsolventen
Antwort von Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung auf eine Kl. Anfrage der FDP
Auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Mirco Dragowski (FDP) „Wie ist die regionale, nationale und internationale Mobilität Berliner Hochschulabsolventen?" antwortete Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung am 10. Dezember 2009:
„Bildungs- und Berufswege von Hochschulabsolventinnen und -absolventen sind Gegenstand verschiedener Untersuchungen. Eine aktuelle Erhebung wurde vom Internationalen Zentrum für Hochschulforschung der Universität Kassel (INCHER-Kassel) koordiniert. 48 Hochschulen haben im Wintersemester 2008/09 eine Befragung ihrer Absolventen und Absolventinnen etwa 1 ½ Jahre nach Studienabschluss durchgeführt (Absolventinnen und Absolventen WS 2006/07 und SS 2007). Die Gesamtzahl der Antwortenden war ca. 36.000; die bereinigte Rücklaufquote war mit 47 % der erreichten Absolventinnen und Absolventen bzw. 40 % der Grundgesamtheit bemerkenswert hoch. Zu den 48 Hochschulen zählen sechs Berliner Hochschulen: Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin, Universität der Künste Berlin, Beuth-Hochschule für Technik Berlin, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Diese Studie ist noch nicht veröffentlicht, differenzierte Zahlen für Berlin liegen noch nicht vor. Für die Beantwortung dieser Kleinen Anfrage sind die bisher zugänglichen Informationen ausgewertet worden.
In den Metropolenregionen sind danach lediglich 37 % (Berlin: 35 %) nach dem Studium mobil. In den Metropolen ist überregionale Mobilität weniger erforderlich, weder für die Aufnahme des Studiums noch für die spätere Beschäftigung. Der Mobilitätstyp der Absolventinnen und Absolventen in den Metropolen ist wie folgt: 42 % sesshaft (gar nicht mobil); 25 % mobil zum Studium; 14 % mobil zum Beruf und 19 % Wanderer (sowohl vor als auch nach dem Studium mobil). Es gibt starke Wanderungsverflechtungen zwischen den Bundesländern Berlin und Brandenburg."
Darüber, wie viele Berliner Hochschulabsolventen in Berlin ihre erste Stelle antreten, lägen keine Informationen vor, so Husung weiter. „Allerdings ist für Berlin festzustellen, dass durch den hohen Grad an Professionalisierung und Spezialisierung von Akademikerinnen und Akademikern Berlin erfahrungsgemäß mehr Berufsmöglichkeiten für Akademikerinnen und Akademiker bietet, sodass lediglich 35 Prozent nach dem Studium die Region verlassen."
Auch zum Mobilitätsverhalten von Berliner Hochschulabsolventen nach Studienfächern lägen keine differenzierten Zahlen für Berlin vor. Insgesamt zeige sich aber, das FH-Absolventen und solche mit Promotion und einem Masterabschluss an der Uni eine höhere Mobilität aufwiesen, sowie Absolventinnen und Absolventen der Medizin, Agrar- und Forstwissenschaften und Ingenieure. Als ausschlaggebende Faktoren für die akademische Mobilität nannte Husung:
o Höhe des Einkommens
o Ausbildungsadäquate Beschäftigung
o Fachnahe Tätigkeit
o Unbefristete Beschäftigung
o Berufszufriedenheit
Auf die Frage „Welchen Einfluss hat nach Ansicht des Senats die Arbeitslosenquote in Berlin auf die Mobilitätsentscheidung von Berliner Hochschulabsolventen?" antwortete der Staatssekretär:
„Es gibt keine direkte Korrelation zwischen der Arbeitslosenquote in Berlin und der Mobilität von Hochschulabsolventinnen und -absolventen.
Im ersten Halbjahr 2009 ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland insgesamt gestiegen. Akademikerinnen und Akademiker waren davon weniger betroffen. In Berlin lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote im November 2009 bei 13,4 Prozent.
Die Akademikerarbeitslosigkeit in Deutschland lag nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB), Nürnberg, im Jahr 2005 bei 4,1 %. Neuere Daten nach Qualifikationsniveau liegen nicht vor."
Schließlich fragte Dragowski nach der Bedeutung dieser Fakten für die Unternehmen in Berlin und deren Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit den Hochschulen zu intensivieren - ein wesentlicher Aspekt des Technologietransfers in Berlin.
Husung antwortete: „Der in Berlin vorherrschende Mobilitätstyp („sesshaft") bei den Absolventinnen und Absolventen gewährleistet auch eine Kontinuität bei der Kooperation zwischen Studium und Berufspraxis. Seitens der Arbeitgeber werden sowohl strukturierte wie individuelle Kontakte (z. B. Praktika) zur Personalrekrutierung genutzt. Durch den überproportionalen Verbleib von Hochschulabsolventinnen und -absolventen in Berlin wird das Fachkräftepotenzial erweitert, so dass der Senat diese Entwicklung aus diesen und anderen Gründen ausdrücklich begrüßt. Die Attraktivität Berlins wird durch Erkenntnisse unterstützt, wonach Berufseinsteigerinnen und -einsteiger zum Teil niedrigere Gehälter als in anderen Regionen für einen Verbleib in Berlin akzeptieren."
Die Kleine Anfrage im Original:
Link:
http://www.parlament-berlin.de:8080/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-13829.pdf
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Berlin stark bei Weiterbildung
Der Tagesspiegel, 29.12.2009
http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/art304,2986377