Koryphäe auf dem Gebiet der Optikgeschichte
12.02.2010
Wissenschaft
Rolf Riekher erhält Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland - Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für angewandte Optik - 24 Patente erhalten
Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung teilt mit:
Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung hat Rolf Riekher heute in
Berlin den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland überreicht. In der
Laudatio dankte Staatssekretär Husung Rolf Riekher für sein langjähriges
Engagement und seine herausragenden Verdienste für die Optischen Technologien
und die Berliner Wissenschaftsgeschichte. Rolf Riekher ist eine Koryphäe auf
dem Gebiet der Optikgeschichte. Das Buch „Fernrohre und ihre Meister" hat ihn
in Kreisen der Astronomen, Amateurastronomen, Fernrohr-Sammler und Optikhistoriker
im deutschsprachigen Raum berühmt gemacht.
Rolf Riekher, Jahrgang 1922, wurde in Schwerin geboren und verbrachte dort
seine Schulzeit. Bis 1941 absolvierte er dort eine Augenoptikerlehre, bis 1946
arbeitete er als Augenoptikergehilfe. Anschließend wurde er selbständiger
Unternehmer: Mit bis zu acht Mitarbeitern in Schwerin-Zippendorf belieferte er
mehr als 50 Optiker mit Brillengläsern. Sein Herz schlug aber für die
Feinoptik. Bei Professor Lau arbeitete er an Forschungsaufgaben im optischen Laboratorium
mit - damals noch in seinem Privathaus in Berlin-Karow, später - auch wegen der
Kontakte zu den dort arbeitenden Wissenschaftlern - in Berlin-Adlershof.
Das Optische Laboratorium der Akademie wuchs schnell. Im Laufe der Jahre gab es
verschiedene Umstrukturierungen und Umbenennungen, seit 1971 hieß es
Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie. Rolf Riekher blieb bis 1987
Mitarbeiter des Instituts: Er baute die Feinoptische Werkstatt des Instituts
auf und wurde Wissenschaftlicher Abteilungsleiter. Seine Arbeitsgebiete waren
die Optiktechnologie, speziell die Asphärenherstellung, die Präzisionsoptik für
Forschungsaufgaben, optische Bauelemente für die Lasertechnik sowie optische
Mess- und Prüfverfahren.
Rolf Riekher stellte 1953 die weltweit erste Gleitsichtbrille her, die
erfolgreich getragen werden konnte. Weitere Arbeiten zur Asphärenoptik des
Instituts mündeten in erfolgreiche Entwicklungen, z.B. die Asphärenmaschine
TRIROTA-SL, die im Oktober 1976 an Carl Zeiss Jena übergeben wurde. Für Infrarot-Fourier-Spektrometer
zur Erforschung der Venusatmosphäre wurde eine asphärische Optik hergestellt;
diese Spektrometer lieferten auf den 1983 gestarteten Sonden Venera 15 und 16
sehr gute Registrierungen der Infrarotstrahlung verschiedener Regionen der
Venus.
Ein weiterer Höhepunkt seiner beruflichen Karriere war die Zusammenarbeit mit
dem von Nobelpreisträger Nikolaj G. Basov geleiteten physikalischen Institut
FIAN in Moskau. Darüber hinaus hatte Rolf Riekher großen Anteil am „Brockhaus
ABC der Optik", das 1961 erschien und für über drei Jahrzehnte das umfassendste
deutschsprachige Nachschlagewerk auf dem Gebiet der Optik blieb. 1999 wurde es
in komplett überarbeiteter Fassung als zweibändiges „Lexikon der Optik" neu
aufgelegt.
Zahlreiche Auszeichnungen krönen seine Karriere, zuletzt ernannte ihn die
Deutschen Gesellschaft für angewandte Optik zum Ehrenmitglied. Riekhers
Erfindungsreichtum belegen auch die insgesamt 24 in den Jahren von 1953 - 1986
erteilten Patente auf den Gebieten Asphärenoptik, Interferometrie, optische
Bearbeitungsmaschinen sowie Laser- und Messtechnik.
Staatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung in seiner Laudatio: „Berlin hat die
Ehre, nicht nur das wohl weltweit älteste Fernrohr, ein Instrument aus dem
Pommerschen Kunstschrank (vor 1617), das jetzt im Kunstgewerbemuseum am
Kulturforum untergebracht ist, zu besitzen, sondern auch die wohl weltweit
größte Autorität zur Geschichte des Fernrohrs zu seinen Bürgern zu zählen."
Mitteilung vom: 11.02.2010, 14:50 Uhr - auch hier zu lesen
Rückfragen: Pressesprecher
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