Sozialstruktur und Kindergesundheit
26.03.2011
Sozialstruktur und Kindergesundheit
Pressemitteilung
Berlin, den 24.03.2011 - auch hier zu lesen
Mit dem Bericht „Sozialstruktur und Kindergesundheit" präsentiert die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz umfangreiche Informationen über die Lebenslage von Kindern und ihren Familien in Berlin. Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf den Zusammenhängen zwischen sozialem Status und der Gesundheit der Kinder. „Die Daten zeigen, dass bereits im Vorschulalter bei einem Teil der Kinder Probleme auftreten, die ihre gesundheitliche Entwicklung und einen erfolgreichen Start in die Schule gefährden können. Prävention muss daher früh ansetzen. Die drei beitragsfreien Kitajahre vor Schulbeginn leisten hierzu einen wichtigen Beitrag", sagte Katrin Lompscher, Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz.
Datengrundlage des Berichts sind die Berliner Einschulungsuntersuchungen 2007 und 2008. Die Auswertungen beziehen sich auf insgesamt 52.699 Kinder im Vorschulalter. Für die Beschreibung der Lebenslage wurden folgende drei Dimensionen ausgewählt:
- Familienform: Die große Mehrheit der Kinder lebt mit beiden Elternteilen (72 %), etwa ein Viertel der Kinder (28 %) mit einem Elternteil zusammen. Nur sehr wenige Kinder (unter 1 %) wachsen in einer anderen Konstellation, z. B. bei Großeltern oder in einem Heim, auf.
- Sozialstatus: Die Kinder und ihre Familien wurden in drei Gruppen - niedriger (23 %), mittlerer (52 %) und hoher (25 %) - Sozialstatus eingeteilt. Zur Ermittlung wurden Schulbildung, berufliche Ausbildung und Erwerbsstatus der Eltern erfragt.
- Migrationshintergrund: Bei den Kindern mit Migrationshintergrund (33 %) wurden drei Gruppen unterschieden: gute oder sehr gute Deutschkenntnisse von Kind und Elternteil (16 %), unzureichende Deutschkenntnisse von Kind oder Elternteil (9 %) und unzureichende Deutschkenntnisse von Kind und Elternteil (8 %). Es hat sich gezeigt, dass für die Lebenslage der Kinder die Deutschkenntnisse wichtiger sind als der Migrationshintergrund.
Gesundheitliche Lage: Knapp zwei Drittel der Kinder sind nicht oder nur vereinzelt von gesundheitlichen Risiken betroffen. Jedes achte Kind (13 %) weist Entwicklungsauffälligkeiten in mindestens zwei der vier Bereiche Körperkoordination, Auge-Hand-Koordination, schlussfolgerndes Denken und Sprache auf. Jedes neunte Kind (11 %) ist übergewichtig oder adipös. Bei etwa jedem elften Kind (9 %) ist ein erhöhtes gesundheitliches Risikoverhalten zu beobachten. Ein erhöhtes Risikoverhalten besteht, wenn mindestens drei der fünf erfassten Risikomerkmale (Rauchen im Haushalt, Fernsehkonsum über zwei Stunden täglich, eigener Fernseher, sanierungsbedürftiges Gebiss, unvollständiger Impfstatus) zutreffen.
Der Sozialstatus erweist sich als stärkster Einflussfaktor auf die Gesundheit. Unzureichende Deutschkenntnisse wirken sich ebenfalls nachteilig aus. Die Familienform hat kaum Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Die soziale und die gesundheitliche Lage der Familien mit Kindern im Einschulungsalter unterscheidet sich in den verschiedenen Berliner Stadtteilen deutlich. So häufen sich in den Wohnquartieren mit ungünstiger Sozialstruktur auch gesundheitliche Risiken. Dies betrifft insbesondere Gesundbrunnen, Wedding, Kreuzberg Nord, Kreuzberg Ost und Neukölln.
„Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass bereits im Vorschulalter bei einem Teil der Kinder gesundheitliche Gefährdungen zu beobachten sind. Prävention muss daher sehr früh beginnen und an den konkreten Problemen ansetzen. Der Öffentliche Gesundheitsdienst, die Landesgesundheitskonferenz und die Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention tragen hier neben den Kindertagesstätten eine besondere Verantwortung.
Zahlreiche Projekte der Gesundheitsförderung, die gezielte Kinder- und Jugendschutzarbeit der bezirklichen Kinder- und Jugendgesundheitsdienste sowie die verstärkte Kooperation im Rahmen der Sozialen Stadt sind hierfür eine gute Basis", so Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher.
Der Bericht ist abzurufen unter http://www.berlin.de/sen/statistik/gessoz/gesundheit/spezial.html