Begehrte Jung-Ingenieure
19.04.2011
Begehrte Jung-Ingenieure
VDE-Umfrage zur Nachwuchssituation in der Elektro- und IT-Branche
Sonnige Zeiten für Elektro- und IT-Ingenieure. Die deutschen Firmen warten händeringend auf die jungen Nachwuchskräfte aus den Hochschulen. Nach einer Umfrage unter den Mitgliedsfirmen des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) sind 98 Prozent der Unternehmen der Ansicht, dass auf die jungen Berufseinsteiger in der Elektrobranche „gute Chancen“ warten. Zugleich wissen die Firmen, dass sie sich stärker als in der Vergangenheit um ihr Humankapital bemühen müsse. „Der internationale Wettbewerb um Fachkräfte wird weiter zunehmen“, erwarten 96 Prozent. Die Befragung zum Ingenieurnachwuchs ist Teil der jüngsten VDE-Trendstudie, die Anfang April auf der Hannover Messe vorgestellt wurde.
Vor allem vier Entwicklungen sind es, die die Unternehmen sehen und spüren (zwischen 78 und 88 Prozent der Nennungen): Der Ingenieurbedarf wächst aufgrund der Elektromobilität und der intelligenten Netzen. In den Firmen überaltern die Belegschaften, weil zu wenig junge Mitarbeiter nachrücken. An den Hochschulen gibt es Engpässe beim wissenschaftlichen Nachwuchs. Zudem wird der Anteil der Elektroingenieure aufgrund der technischen Entwicklung weiter zunehmen. Werden die Unternehmen ihren Nachwuchsbedarf ausreichend decken können, wurde gefragt. Klare Antwort: Nur 10 Prozent waren dieser Ansicht.
Im vergangenen Jahr standen nach VDE-Schätzungen den etwa 8.500 Absolventen der Elektro- und Informationstechnik ein Bedarf von etwa 12.000 Elektroingenieuren gegenüber. Bei den Absolventen ist zudem zu berücksichtigen, dass viele aus dem Ausland stammen (17 Prozent an FHs, 30 an Unis) und nach dem Studium in ihre Heimat zurückgehen.
Wofür werden Ingenieure gebraucht, für welche Einsatzfelder? Das größte Interesse (78 Prozent) besteht an Ingenieuren für die Aufgabenbereiche Planung, Projektierung, Engineering. Auf Platz 2 folgt Forschung und Entwicklung, danach kommt in mittlerer Position der Bereich IT, Software, Dienstleistung (Service). Lediglich 34 haben Ingenieurbedarf im Bereich Vertrieb und Marketing. Schlußlicht ist Produktion und Montage.
Und wenn alle Ingenieurwerbungen nichts fruchten? 57 Prozent stellen sich darauf ein, auch MINT-Absolventen einzustellen. Zu zwei Dritteln sind Naturwissenschaftler gefragt, Informatiker kommen für 55 Prozent in Frage, Mathematiker würden 20 Prozent nehmen. Beliebtestes Instrument, MINT-Absolventen schon während des Studiums an die Firma zu binden sind Betriebspraktika (86 Prozent) und betreute Diplomarbeiten (82). „Schnuppertage“ finden nur 34 Prozent zielführend, dezidierte Rekrutierungsveranstaltungen sind noch weniger beliebt (28). Bei den Ausschreibungsformaten steht das Internet mit 65 Prozent ganz vorn, die Personalanzeige kommt auf 41 Prozent, die Mitarbeiterzeitschrift lediglich 22.
Ein Ansatz, die Fachkräftelücke ein wenig zu schließen, ist die verstärkte Förderung von Frauen, was vielen Fällen auch die Familienförderung mit einbezieht. Wie die VDE-Umfrage ergab, wird Frauenförderung bislang an den Hochschulen viel häufiger praktiziert (70 Prozent der Nennungen) als später im Betrieb (34). In den Hochschulen steht das Mentoring durch berufserfahrene Frauen an erster Stelle, auch Karriereberatung. In den Unternehmen wird dagegen der Hauptakzent auf die fachliche Fortbildung gelegt. Maßnahmen zur Wiedereingliederung, um nach Auszeiten wie der Babypause wieder in den Beruf zu kommen, werden etwas häufiger von Unternehmen (41 Prozent) als in Hochschulen angeboten (32). In beiden Arbeitswelten gibt es zu 80 Prozent Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zumeist flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit. Deutlich seltener sind Home-Office-Lösungen. Eigene Kindergärten gibt es in den Unternehmen eher selten (24 Prozent), während die Hochschulen mit 70 Prozent deutlich kinderfreundlicher sind.
Insgesamt sind nach der VDE-Umfragen von allen Ingenieuren in Deutschland 8 Prozent weiblichen Geschlechts. Zusammen mit ihren männlichen Kollegen machen die Ingenieure derzeit 16,6 Prozent der Beschäftigten aus.
Manfred Ronzheimer
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