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Wie Startups zu reifen Unternehmen werden

04.09.2013

  Wie Startups zu reifen Unternehmen werden

2. Jungunternehmertagung von Berliner Wirtschaftsgesprächen mit der IBB

 

Unter dem Titel „Wie Startups zu reifen Unternehmen werden" fand am Mittwoch,  28.08.2013,  in dem  Räumen der ehemaligen Berliner Sparkasse, dem heutigen „Club Office" an der Bundesallee die 2. Jungunternehmertagung statt, die von den Berliner Wirtschaftsgesprächen mit der Investitionsbank (IBB) Berlin gemeinsam organisiert worden war.  Zielgruppe der Veranstaltung waren Startups in ihrer Wachstums- und Reifephase, also etwa ab dem dritten Jahr nach ihrer Geschäftsaufnahme. Neben den Praxisberichten von drei Gründerunternehmen gab es anschließend drei parallele Workshops zu den brennendsten Fragen in dieser Phase. Diese lauten: Wie und wann finanziere ich mich (erneut)? Wie viele und welche Mitarbeiter stelle ich ein? Was sind meine weiteren strategischen Optionen überhaupt und wie kann mir Benchmarking und Business Modeling dabei helfen?

Unterstützt wurde die Veranstaltung  durch den Bundesverband Deutsche Startups (BVDS) und manetch, einem Online-Manager-Matching-Portal.

In seiner Begrüßung verwies Dr. Rudolf Steinke, Geschäftsführung Berliner Wirtschaftsgespräche e.V.. darauf, dass es sich bei genauer Zählung um die 4. Jungunternehmertagung (JUT) handele,  da vor den beiden Veranstaltungen mit der IBB bereits zwei mit der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet wurden. Diese seien aber sehr technologielastig ausgerichtet gewesen. Danach sei aber eine Pause eingetreten.

Gründer sind die neue Industrie

Steinke erwähnte den Gründer-Hype, der gegenwärtig mit Berlin in Verbindung gebracht werde. Zur Frage, ob dies eine reale Entwicklung oder nur eine „Medienblase" sei, verwies der BWG-Geschäftsführer auf einige Zahlen. Noch vor der Wende, im alten West-Berlin, habe die Berliner Wirtschaft zu 7 % aus Selbständigen bestanden, im Bundesdurchschnitt waren es 11 Prozent. Jetzt bewege sich die Berliner Selbständigenquote zwischen 13 bis 15 Prozent, also eine Verdoppelung,  während sie im Bund nur schwach auf 12 Prozent gestiegen sei. Berlin weise an dieser Stelle mithin eine „vorauseilende Entwicklung" auf. Anderseits sei die hohe Gründeraktivität auch die Kompensation eines Verlusts an anderer Stelle, dem auf 100.000 Beschäftigte geschrumpften Industriesektor.  Insbesondere die technologieorientierten Gründungen seien heute  „der Ersatz für die Industrie, die Berlin nicht mehr hat". Deshalb müsse auch von der Politik ein besonderer Fokus auf die Förderung und das Wachstum dieser technologieorientierten Startups gelegt werden.

Dr. Matthias von Bismarck-Osten, Generalbevollmächtigter der Investitionsbank Berlin, kündigte an, das zwei weitere Fortsetzungs-JUT geplant seien. Er hob die starke Gründerdynamik im IKT-Bereich hervor. Der  Studie „Digitale Wirtschaft" zufolge werde alle 20 Stunden in Berlin ein neues Unternehmen in diesem Sektor aus der Taufe gehoben. Diese Zahl sei so spektakulär, dass sie es bis in die „heute"-Nachrichten geschafft habe.

"Warum Startups für Berlin so wichtig sind"

In ihrer  Keynote "Warum Startups für Berlin so wichtig sind" gab Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, dann einen ausführlichen Überblick über die Gründungslandschaft und die Fördermaßnahmen des Senats. „Startups sind der Treiber für den wirtschaftlichen Aufschwung unserer Stadt", betonte die Politikerin. Im letzten Jahr - mit einem BIP-Wachstum von 1,2 Prozent, das in 2013 ebenfalls wieder erreicht oder sogar übertroffen werde, seien rund 40.000 Unternehmen neu gegründet worden. „Der Spirit of Entrepreneurship durchzieht die Stadt", sagte Yzer. Dies betreffe nicht nur IT und Digitalwirtschaft. In diesem Wirtschaftssegment habe es 2012 rund 600 Gründungen gegeben. Im laufenden Jahr wurden bereits 469 neue Unternehmen registriert. Für das Wachstum der Startups flossen  2012 rund 133 Mio Euro an Wagniskapital nach Berlin. In diesem Jahr werde mit einer Summe von über 200 Mio Euro gerechnet.

Berichte aus der Gründerpraxis

Es schlossen sich die Praxisberichte dreier Berliner Startups  an. Felix Swoboda, CEO der Mobile Event Guide GmbH, Wanja Sören Oberhof, Gründer und Geschäftsführer der niiu-development GmbH und Tim Fronzek, Gründer und CFO der reBuy reCommerce GmbH , schilderten anschaulich und offen, wie sie ihre Unternehmen in den letzten Jahren aufgebaut haben, wobei auch Rückschläge durchzustehen und Kurskorrekturen vorzunehmen waren.

Mobile Event Guide ist nach Darstellung von Felix Swoboda  der führende Anbieter von mobilen App-Lösungen für Messen, Konferenzen und Veranstaltungen, die für Austeller und Veranstaltern zusätzliche Einnahmen generieren. „Durch Social Media Integration und eine Business-Matchmaking-Funktion, die direkte in-app Meeting-Anfragen ermöglicht, werden Teilnehmer optimal vernetzt".

http://www.mobileeventguide.de/

Niiu begann mit personalisierten Zeitungen auf Papier, hat sich dann aber vollständig auf die News-Verbreitung per Smartphone umgestellt.  Die Niiu-App bündelt die Nachrichten deutschsprachiger Medien, aus denen sich jeder seine individuelle „Zeitung" erstellen kann. Der Leser erhält umfassende News - von regional bis international - und das sogar, wenn keine Internetverbindung verfügbar ist. Außerdem lassen sich alle Artikel archivieren und über die sozialen Netzwerke teilen.

https://www.niiu.de/

Tim Fronzek erzählte die Geschichte von reBuy reCommerce: „Aus der Idee zweier Schüler im Keller des Elternhauses ist eine Millionen-Vision entstanden. Die erste Lagerfläche, ein Billy-Regal, steht mittlerweile im Eingang des 9.270 qm großen Logistikzentrums in Berlin-Rudow. Ein Gründerteam mit 5 Leuten ist zu einem Unternehmen mit 390 Mitarbeitern gewachsen. Angefangen hat alles mit ein paar Videospielen, jetzt können die reBuy.de Kunden aus über einer Million Artikel in 10 Kategorien wählen. Der einfache An- und Verkaufsshop im Internet reBuy.de hat geschafft, wovon jeder Unternehmensgründer träumt - reBuy.de konnte den Umsatz aus 2012 nahezu verdoppeln und erzielt einen Umsatz von mehr als 40 Million Euro. Zudem hat reBuy.de das vierte Quartal in 2012 profitabel abgeschlossen und den Break Even erreicht." 

http://www.rebuy.de/

(Zu diesen drei Startups folgen noch ausführlichere Darstellungen auf InnoMonitor).

Im zweiten Teil der Tagung fanden drei parallele Workshops statt.

1. Finanzen: Startups befinden sich in ihrer Wachstumsphase im permanenten Pitching um Finanzmittel zum weiteren Geschäftsaufbau. Wie und wann dies am sinnvollsten und Liquiditäts-sicherndsten geschehen kann, sollte  dieser Workshop erläutern. Informationen dazu gaben Dr. Christian Segal von der Berliner Sparkasse, Guido Wegner von der Berliner Volksbank eG sowie    Heinz-Joachim Mogge von der IBB.

2. Personal: Startups brauchen das richtige Personal, aber auch Führungskräfte, die sich von marktmachenden Generalisten zu operativen Spezialisten wandeln können.  Hierzu berichteten und berieten Angela Andersen von Andersen, von Senger und Etterlin sowie Hans-Joachim Lergenmüller von der Consient GmbH.

3. Strategie: Nichts ist so beständig wie der Wandel - ob beim Geschäftsmodell oder auf dem Markt. Daher gilt es, das eigene Business Model ständig zu hinterfragen und den Blick auch auf funktionale Wettbewerber nicht zu verschließen. Diesen Workshop gestalteten Thomas  Andersen von Andersen Marketing KG  und Martin Dolling von der Wagemann & Partner New Consulting GmbH.

http://www.bwg-ev.net/

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